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Von Bischkeks Helden und den Zebrastreifen des Todes


Den starren Augen historischer Figuren entweichen? Klingt einfacher als es ist. Wieso mich Bischkeks Helden im Blick haben und meine Studis deutschsprachige Drohungen lustig finden, erfahrt ihr hier.

Abgesehen von einer Smogschicht ist das erste Auffällige in Kirgistan der vermeintliche Linksverkehr. „Also wie in England?“ frage ich den Deutschdozenten, der mich netterweise um fünf Uhr morgens vom Flughafen abholt. Tatsächlich ist es hier egal, ob das Lenkrad das Herz am rechten oder linken Fleck hat – Hauptsache, man kommt vorwärts. Das erklärt auch den kreativen Fahrstil der Kirgisen: Gefühlte 100 Mal wurde ich vor den Zebrastreifen gewarnt, auf denen regelmäßig Passanten platt gemacht werden.

Im Land der Popcorn-Träume

Als Entschädigung dafür bin ich einem wahren Popcorn-Paradies gelandet. Fast an jeder Straßenecke und in Kiosks bekomme ich als kleiner Junkie meine Dosis, egal ob nun süß, Karamell oder Schoko (für die Insider: Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich bald auch salziges finden werde!).

Bischkeks Helden

Während meine Gastschwester mir am Ankunftstag einen Überblick über Bischkek geben wollte, gelang uns nur knapp die Flucht vor unzähligen Statuen und Denkmälern: Hier KEINE in Stein gemeißelte Persönlichkeit zu sehen, ist schier unmöglich. Das Manas-Epos thront in Form von einem Ritter mit Ross im Zentrum Bischkeks, neben ihm weht die Nationalflagge im Wind. Natürlich ist ein Stückchen weiter der werte Herr Lenin mit von der Partie und verleiht der Stadt noch einen ordentlichen Sowjet-Hauch.

Auch die Fakultät, an der ich seit dieser Woche unterrichte, wird vom Namensgeber beobachtet: der versteinerte K.I. Skrjabin wacht höchstpersönlich über das Gebäude und dem „Zebrastreifen des Todes“ davor.

Drinnen kann sich die Kirgisische Nationale Agraruniversität sehen lassen. Ich werde direkt vom Rektorat und dem International Office begrüßt und mit einer SIM-Karte und einem Schlüssel zum eigenen Seminarraum ausgestattet. Stolz wird mir verkündet, dass ich die erste sei, die hier im Austauschprogramm von Logo e.V. an der Uni unterrichtet (mehr Infos dazu in meinem letzten Artikel). Frei nach dem Motto „Wehe, du nimmst hier nicht zu“ bekomme ich die Cafeteria gezeigt, bis es mit einem Sprung ins kalte Wasser in den Unterricht geht.

Dieser ist jedoch wärmer als erwartet. Die Studis – geschätzte 7 Jahre jünger als ich – freuen sich, eine Muttersprachlerin vor sich stehen zu haben. Sogar meine Drohung „In diesem Raum wird nur im absoluten Notfall Russisch gesprochen“ verliert durch deren Freude ihre Wirkung. In meinem Wunsch- und Kritik-Umschlag (eine Art Meckerkasten für die Schüler) finde ich dann doch russischsprachige Botschaften. Die sind allerdings so herzallerliebst, dass ich es nur knapp schaffe, meine Ansage zu Beginn bis zum Abend durchzuziehen.

Wunschzettel der Studierenden
Ein paar liebe Botschaften zum Valentinstag? Standard!

In der Marschrutka auf dem Weg nach Hause nicke ich fast ein und merke, dass der erste Unitag als Sprachlehrerin doch seine Spuren hinterlassen hat. Dann ist sogar mit der Gastmutti die ukrainische Version von „Germany’s Next Topmodel“ gucken echt entspannend. Am Wochenende werde ich Bischkeks Helden definitiv nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Kommentare
  1. Alex

    19. März 2017

    Salziges Popcorn,…
    du bist im perfekten Land gelandet 😀

  2. Raja Schellenberg

    14. Februar 2017

    Es klingt so als hättest du einen tollen Einstieg. Ich freu mich schon mehr über Krigistan und deine Erfahrungen zu lesen. Ich wünsche Dir eine tolle Zeit mit unvergesslichen Erlebnissen.

    P.s.: Salziges Popkorn?!? *kopfschüttel*

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