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Heute, heute, nur nicht morgen Nachtleben im Libanon


Ob wir hier auch ab und an ins Teehaus gehen, fragte mich kürzlich ein deutscher Bekannter. Für mich Grund genug einen Artikel über die Feierszene und Feierlaune der libanesischen Hauptstadt zu verfassen. Denn die hat einiges mehr zu bieten, als bloß Teehäuser.

Ein Land – tausend Welten … und die Happy Hour nutzen

Ich war erst einige Wochen in Beirut und in dem Vergnügungsviertel Mar Mikhael unterwegs. Wenn man nicht schon nach dem Vortrinken arm sein möchte, lohnt es sich übrigens die Happy Hour auszunutzen, sonst landet man pro Drink schnell bei 10 Dollar aufwärts. Wie viele Bars es in Mar Mikhael insgesamt gibt weiß wohl keiner so genau. Auf der Hauptstraße reiht sich eine an die nächste, wobei die preislichen Unterschiede als auch die des Angebots semi relevant sind. Egal ob Sommer oder Winter, das meiste spielt sich in Mar Mikhael vor den Bars ab, wo große Gruppen oft recht junger Studierender lautstark den Abend einläuten.

Mit Sneakers ist man hier underdressed: Nachtclub One

Nach einiger Zeit machte der Vorschlag die Runde, ins One zu gehen. Man kenne dort einen Türsteher, hieß es von Seiten unserer libanesischen Begleitung und spart sich so wahrscheinlich den saftigen Eintritt. Was ich da noch nicht wusste: Der Abend im One sollte auf mich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Wir tranken also unsere Gläser aus und machten uns auf den Weg. Die meisten der Beiruter Clubs befinden sich in Richtung der industrialisierten Außenbezirke. Am Club angekommen passieren wir tatsächlich ohne Eintritt die Türsteher und treten in ein anderes Universum: ein Paar Highheels neben dem nächsten, die Kleider sind knapp bis knapper und die Tische stehen voll mit Wodkaflaschen und Mischgetränken. Ich kann mich gerade noch darüber freuen, dass ich schwarz angezogen bin, ansonsten bin ich mit meinen Sneakers hemmungslos underdressed. In Clubs wie dem One und ähnlichen, von denen es in Beirut einige gibt, trifft sich die libanesische Oberschicht. Um reinzukommen, muss man meist einen Tisch reservieren und dabei vorgegebene Mindestumsätze in schwindelerregenden Höhen in Kauf nehmen.

Fazit des Abends: Wer den tausend Welten Beiruts das Erlebnis der feiernden Oberschicht hinzufügen möchte, ist hier gut aufgehoben.

Dabke oder Electroparties: Hamras Mezyan oder Grand Factory

Sollte man nicht schon sein Leben lang auf eine Möglichkeit gewartet haben, den zu arabischer Musik passenden Gruppentanz Dabke zum Besten zu geben und stattdessen eher den Wunsch verspüren auf altbekannte elektronische Musik zurückzugreifen, bietet sich ein Besuch in der Grand Factory oder dem B018 an. Die Partyreihe Cunxtsat, die in ersterem stattfindet, gehört mittlerweile schon seit Jahren zum elektronischen Standardangebot des Beiruter Nachtlebens. Das Publikum im B018 und in der Grandfactory ist sehr viel entspannter als in Läden wie dem One, die Preise allerdings nicht. 33 Dollar ist gängig für den Eintritt. Sollte man dagegen schon sein Leben lang auf eine Möglichkeit gewartet haben zu arabischer Musik Dabke zu tanzen (oder man hat einfach Lust hat sich das Schauspiel mal anzuschauen) ist ein Besuch in Hamras Mezyan ein Muss. Das Mezyan, für seine libanesischen Mezze, gemischte kalte und warme Vorspeisen, bekannt, wandelt sich Freitag und Samstag zu einem clubähnlichen Etablissement. Wobei die Einrichtung die eines Restaurants bleibt, daher wird einfach auf den Tischen getanzt. Musikstil: Arabische Hits. Spaßfaktor: Sehr hoch.

Die ewige Kneipe – Captain’s Cabin ist ein Muss

‚Die ewige Kneipe‘, so nennt Theresa Breuers Artikel im Fluter die Bar ‚Captain’s Cabin‘, die wahrscheinlich seit ihrer Gründung dieselbe Einrichtung hat, ähnliche Gäste glücklich macht und, so munkelt man, keinen Putzlappen gesehen hat. Wenn man ein paar Tage oder eine längere Zeit in Beirut verbringt, ist ein Besuch im Captain’s Pflicht. Dart, Billard, Wahrheit oder Pflicht, hier wird gespielt, gelacht, getrunken und nicht selten hat man am Ende des Abends auch den halben Laden kennengelernt. Von kommunistischen Streitgesprächen bis zur Erfindung einer neuen Religion, für das Captain’s ist kein Gespräch zu absurd und keine Message zu trivial, als das sie nicht mit schwarzem Marker an der vollgemalten Wand des Ladens verewigt werden kann. Vielmehr bleibt nicht zu sagen, um diesen Laden anzupreisen, den Rest muss man selber erleben. Außer vielleicht, dass das Bier nur 5000LL kostet (etwa 3.3 Dollar). „Der nächste Krieg im Libanon komme bestimmt“, so zitiert Theresa Breuer Toriz, den Besitzer der Captain’s Cabin. Denn eines scheinen die Libanesinnen über die Jahre gelernt zu haben, dass man nie weiß, was morgen kommt. Und so feiern sie lieber heute.

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