21. Mai 2017
Bezüglich des Transports in den USA muss man sich zuerst einmal der größeren Entfernungen bewusst sein. Man darf nicht vergessen, es handelt sich hier um ein unglaublich großes Land und allein einer der fünfzig Staaten, wie zum Beispiel Montana, ist ungefähr so groß wie Deutschland. Transportmittel sind deshalb ein wichtiges Thema.
Das Erste, was mir bei meinem Amity-Interview gesagt wurde war, „Sei dir bitte bewusst, dass du in ländliche Regionen eingesetzt werden kannst und die nächste Bushaltestelle eine Stunde entfernt wäre“. Vorstellen konnte ich mir das nicht so richtig, letztendlich betrifft es mich in Milwaukee mit 500.000 Einwohnern auch nicht. Allerdings wohne ich auch direkt bei der Universität und habe dadurch gegenüber meiner Mitpraktikanten bezüglich der Busverbindungen einen Vorteil. Nichtsdestotrotz, viele Wege führen nach Rom. Deswegen ein paar Beispiele wie ich in Milwaukee, aber auch im Rest des Landes bisher rumgekommen bin.
Taxi Mama
Möchte ich an erster Stelle nennen, weil es hier so eine unglaublich große Rolle spielt. Meine Gastmutter fährt jeden Tag ihre Kinder gefühlt im ganzen Staat herum mit Fahrzeiten von je 30-60 Minuten pro Strecke. Der nächste Fußballverein, der irische Tanzklub, die Schulen – alles liegt in der Regel weiter von der eigenen Nachbarschaft entfernt als in Deutschland. Obwohl uns von unserer Praktikumsorganisation gesagt wurde, dass wir um diesen Fahrdienst bitten sollen, weil unsere Gasteltern es sowieso gewohnt sind, mache ich es ungern und so gut wie nie. Wie gesagt, habe ich auch noch andere Optionen wie zum Beispiel den Bus.
Innerstädtisch: die mehr oder weniger pünktlichen Busse
Vorteil: die Busse fahren direkt vor meiner Haustür und bis spät in die Nacht ab. Nachteil: du kannst dich wirklich nie auf sie verlassen, da es so etwas wie einen strikten Zeitplan wie in Deutschland nicht gibt. Bisher habe ich aber sehr gute Erfahrungen mit den Bussen gemacht. In den meisten Städten kann man sich eine Chipkarte holen und sie mit Geld aufladen. Eine Busfahrt kostet hier 1,75 $ mit der Karte, wobei noch ein Transfer beinhaltet ist. Zahlt man bar, kostet die Fahrt 2,25 $. Aber Achtung, das Geld muss man immer passend in Dollarscheinen oder Münzen haben, da der Busfahrer nicht wechseln kann.
Weitere Distanzen mit Megabus und Greyhound
Möchte man weitere Distanzen zurücklegen, bieten sich Fernbuslinien wie Greyhound oder Megabus an. Prinzipiell würde ich sagen, dass Megabus günstiger ist, allerdings nicht so ein gutes Streckennetz wie der Greyhound hat. Allerdings muss man bei dieser Art und Weise zu reisen sagen, dass sie zwar meistens die günstigste ist, aber auch nicht gerade komfortabel. Viele Menschen hier bezeichnen die Greyhound Stationen und Busse auch als „sketchy“ (=gruselig, komisch), da besonders die Ärmeren des Landes sie oft benutzen. Deshalb befinden sich die Stationen oft in ärmeren Nachbarschaften oder Downtown, weshalb ich eine Reise nachts von der Los Angeles Greyhound Station beispielsweise nicht empfehlen würde. Und damit meine ich, dass man an manchen Orten mit Obdachlosigkeit, stark alkoholisierten Menschen, Drogen, Taschendieben und sogar gewalttätigen Menschen rechnen muss.
Amtrak: die komfortablere Variante für Langstrecken
Die teurere, aber auch sicherere Variante wäre der Amtrak-Zug, der ebenfalls ein gut ausgebautes Streckennetz aufweist. Für kurze Strecken wie nach Chicago, ist er verhältnismäßig teurer (27 $), aber auf langen Strecken kann man gute Deals ergattern. Außerdem erwähnenswert bei Amtrak sind die Reisepässe für einen bestimmten Zeitraum, die es seit ein paar Jahren bei Greyhound (ehemaliger Discovery Pass) nicht mehr gibt. Beispielsweise gibt es den California Rail Pass, bei dem man 159 $ zahlt und dann 7 Tage in einem Zeitraum von 21 Tagen das komplette Streckennetz nutzen darf.
Uber: das günstige Taxi
Sitzt man nach einem Barabend in der Stadt fest, verlassen sich viele auf Uber. Uber ist ein privates Taxiunternehmen, welches sehr viel günstiger als die regulären Taxen ist. Dafür einfach die App herunterladen, sich orten lassen und das Auto kommt bequem zu du deinem Standort. Außerdem bequem, da man meistens per App zahlt, bei der deine Zahlungsdetails gespeichert sind. Man braucht also nicht einmal Bargeld.
Fahrrad fahren ist gefährlicher, als man denkt
Mit dem Fahrrad fahre ich zwar immer zum Fitnessstudio, aber für längere Strecken kann ich es in einer Großstadt nicht empfehlen. Die Straßen sind nicht so sehr für Fahrradfahrer ausgelegt wie in Europa. Die teilweise vierspurigen Straßen haben keinen Geh- oder Fahrradweg und man wäre gezwungen auf den Straßen mit unberechenbarem Verkehr zu fahren. Noch dazu sind die Straßen manchmal in so einem schlechten Zustand, dass man sich allein durch die Schlaglöcher die Haxen brechen könnte.