18. Juni 2017
Müsste ich mexikanisches Essen mit einem Wort beschreiben, dann wäre es wahrscheinlich: Kohlenhydrate. Muss ich aber zum Glück nicht. Es folgt eine Liebeserklärung an eine Küche, die meiner Meinung nach ganz oben mitspielt. Nur für euch, liebe LeserInnnen, habe ich einfach mal alles probiert. Geschmackssache? Sicherlich!
Jeder der mal länger im Ausland war, kennt das Gefühl. Irgendwann kommt aus dem nichts ein Verlangen nach Vollkornbrot, dem Sonntagsbraten von Omma oder nach der Bratwurst im Stadion. So ganz kann man seine Herkunft ja nicht verleugnen (ich in Mexiko sowieso nicht). Bei der unglaublich reichen mexikanischen Küche hat mich dieses Gefühl hier allerdings noch nicht so wirlich überkommen.
Ungesund, aber leider geil!
Dass Mexikaner das dickste Volk der Welt sind, liegt sicher nicht an schlechten Genen. Die Ernährung hier ist einfach überwiegend ungesund! Für drei Monate kann man darüber aber durchaus mal hinwegsehen und unbesorgt schlemmen.
Man nehme…
Fleisch: Vegetarier und Veganer haben in Mexiko sehr schlechte Karten! So gut wie alle Gerichte enthalten ziemlich viel Fleisch. Das kann man gut und schlecht finden, es ist aber wie es ist.
Tortilla: Der beliebte Maisfladen (im Norden auch aus Weizenmehl) ersetzt oft Besteck und wird zu nahezu allem gereicht.
Salsa: Die mildesten Soßen hier würden die meisten Deutschen wahrscheinlich wenigstens als pikant bezeichnen. The sky is the limit: manche Soßen sind nach meiner Erfahrung ernsthaft gesundheitsgefährdend!
Chili: Wenn ich mir hier eine Schale Obst kaufe und das Chilipulver dankend ablehne ,ernte ich iritiert, mitleidige Blicke. Jalapeños werden auch gerne großzügig als Brotbelag genutzt.
Limette: Eine Schale mit Limetten ist bei jeder Mahlzeit obligatorisch. Ob Bier, Taco, Suppe oder Fleisch, ein Viertel Limette wird über allem ausgedrückt.
Neben den „typisch mexikanischen“ Gerichten wurden außerdem die ungesündesten Sachen aus den Vereinigten Staaten übernommen. So bekommt man an jeder Ecke Hotdogs und Hamburger.
Essen als gesellschaftliches Ereignis
Was in Deutschland leider immer mehr verloren geht, ist das Zelebrieren von Mahlzeiten. In Mexiko ist Essen auch immer ein Grund, zusammenzukommen, zu quatschen und 2,3 Bierchen zu zischen.
Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass wir an den meisten Tagen nach der Uni gemeinsam Mittag essen. So bekomme ich viele Tips aus erster Hand und werde gleichzeitig gezwungen, jegliche Scheuklappen abzulegen.
Es geht auch gesund
Bei diesem Overkill an Kohlenhydraten, Fett und Chili kommt es sehr gelegen, dass Mexiko auch phänomenal gutes Obst und Gemüse hat. Wer hier mal eine Mango, Papaya oder Avocado gegessen hat, möchte dem Obsthändler zu Hause am liebsten eine scheuern.
Getränke
Bei Mexiko denkt natürlich jeder sofort an Tequila. Es wird aber durchaus auch viel Bier getrunken. Wegen der Hitze haben die meisten Biersorten leider sehr wenig Geschmack. Wie in Europa auch, etablieren sich aber auch immer mehr kleine Brauereien die sich IPA, Stout oder Weizen widmen. Insgesamt also ein positiver Trend im Bierentwicklungsland Mexiko. Trotzdem gibt es fragwürdige Mischgetränke wie Michelada, eine Mischung aus Bier, Salz, Limettensaft und Chilisoße. Bei aller Liebe für Land, Leute und Kultur. Da bin ich raus, liebe Mexikaner!
Über den Unterschied zwischen Mezcal und Tequila könnte ich ohne Probleme meine Masterarbeit schreiben, ich sage nur soviel: Hier ist der Genuss des Agavenbrands mehr als Zitrone, Salz und dicker Kopf am nächsten Tag. Es lohnt sich ein bisschen auszuprobieren, die Geschmackspalette ist erstaunlich breit.
Neben dem weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Coca Cola werden auch gerne Agua de Jamaica aus Hibiskusblüten oder Horchata, quasi Milchreiswasser, getrunken.
Burritos sind nicht mexikanisch
Zum Schluss muss ich noch ein Gerücht aus der Welt schaffen. Burritos sind nicht wirklich mexikanisch. Erfunden in der Grenzstadt Juarez (El Paso auf texanischer Seite), wird dieses Gericht vor allem in den Vereinigten Staaten gegessen. Ich habe noch nicht einen einzigen Burrito hier gesehen. Kurioserweise gibt es genau dieses Gericht in allen deutschen Restaurants, die auch nur ansatzweise „mexikanisch“ sind. Dass Burritos so ziemlich das beste Essen der Welt sind, steht auf einem anderen Blatt.
Wenn ihr also wirklich mexikanische Küche erlebt wollt, kommt einfach her! Es soll übrigens tatsächlich Mexikaner geben, die nicht gerne scharf essen. Das stell ich mir auf Dauer etwas anstregend vor…
Carina
21. Juni 2017
Jetzt bin ich hungrig !!! Schöner Artikel !
Camilla
18. Juni 2017
Was ein schöner Artikel! 🙂
Bei aller Ungesundheit: Ich vermisse es, sich abends noch einen Taco reinzudrücken. Guten Appetit weiterhin!
Malte Pahlke
20. Juni 2017
Ich pack den Koffer voll mit Zeug von hier, dann machen wir im Herbst Fiesta Mexicana in Bochum 🙂
Paul
21. Juni 2017
Zu dieser Fiesta Mexicana würde ich mich gerne selbst einladen 😀
Danke für deine schönen Artikel Malte!
Malte Pahlke
21. Juni 2017
Das musst du gar nicht Paul, ich lade dich hiermit höchst offiziell ein! Ich hoffe, ihr hattet ein tolles Wochenende in meiner Heimatstadt!
Udo Manfred Abdul Bin Hamza
25. Januar 2019
Hier spricht ein deutscher Auswanderer:
Heute ne Guajolota gegönnt…. (Torta de Tamal).
Ich wette heut gibt’s schon wieder Mais mit Bohnen in irgendeiner Art (Da kann es garnicht genug Parallel-Universen für die Anzahl an Maisverarbeitungstechniken geben.)
Ich halte mich übrigens mit dem Verkauf von Micheladas in CDMX über Wasser. 😀 Zumindest, bis ich legal arbeiten darf.
Ich bin gespannt wie sich deutsche Einflüsse auf das Michelada auswirken. Drecksack und Bananenweizen, da können bestimmt auch Chamoy und Limette rein.
Vamos a ver que pasa
LG UMABH