12. September 2017
Sommerferien. Endlich Zeit, sich vom Schulalltag zu erholen. Endlich nichts tun. Endlich nichts mehr mit Stundenplanung, Unterrichtsentwürfe und Möglichkeiten der Binnendifferenzierung zu tun zu haben. Das denken viele LehrerInnen und Lehramtsstudierende. Ich bin jedoch der Meinung, dass ein Schulpraktikum im Ausland während der Ferien lohnenswerter als ein Strandurlaub ist. Ja, es ist anstrengend, ja, die Komfortzone muss verlassen werden. Doch es lohnt sich, die Gemütlichkeit des Alltags einmal zu verlassen, sei es während des Studiums oder bereits im Lehrerberuf. Nutzt eure Ferien oder die Möglichkeit, eine Zeit lang im Studium auszusetzen! Traut euch!
Als Lehrer ist man ein Vorbild. Als Lehrer muss man erwachsen sein. Erwachsen wird man nur, wenn man wächst. Wachsen ist nicht immer angenehm. Das haben wir alle schon erlebt: in den Kinderschuhen, im Teenage-Alter und bei jeder Herausforderung, die sich uns im Leben, manchmal auch ohne Vorwarnung, stellt. Zack- man wird aus der Komfortzone geschubst. Und dann steht man da – ohne Orientierung, ohne Plan, mitten im Abenteuer Leben. Wo soll ich hin? Was passiert gerade? Alles ist neu, alles ist anders, irgendwie spannend und doch auch ein bisschen unangenehm. Vielen macht der Gedanke an solch eine Situation Angst. Orientierungslosigkeit? Neues Essen, das ich vielleicht nicht vertrage oder mag? Ein Land, in dem ich die Sprache nicht spreche? Lieber im kuscheligen Umfeld bleiben, lieber an dem geschmiedeten Lebensplan festhalten, lieber nichts wagen.
An alle, die ihr Leben schon durchgeplant haben und lieber kuschelig zu Hause bleiben: Leute, ihr verpasst da was, nämlich eine neue Möglichkeit das ‚wachsen’ im Er’wachsen’werden zu entdecken.
Jeder Schritt aus der Komfortzone bringt euch weiter. Was ist, wenn eine neue Richtung genau das ist, was ihr gesucht habt? Was ist, wenn eine kulinarische Entdeckungsreise zu dem Highlight eurer Zeit im Ausland wird und ihr es gar nicht erwarten könnt, immer neue Geschmäcker zu erfahren, von denen ihr keine Ahnung hattet, dass es sie gibt? Was ist, wenn ihr merkt, dass es nicht auf die Sprache in einem fremden Land ankommt, sondern auf euer Lächeln, mit dem ihr euch den Menschen nähert? All das erfahrt ihr nur, wenn ihr euch raus in die Welt traut. Und wenn es euch nicht gefallen sollte, ist das auch okay. Umso besser. Gerade zu wissen, was man nicht mag oder will bringt einen weiter. Was zählt ist, dass ihr euch getraut habt.
Natürlich ist ein Auslandsaufenthalt, insbesondere während der Ferien, anstrengend. Es erfordert Vorbereitung, Organisation, Engagement, Zeit, Mut und leider auch Geld. Mit der ausreichenden Portion Engagement, sind Vorbereitung Organisation kein Problem. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dann spielt die Zeit auch keine Rolle mehr. Was heißt das überhaupt „Zeit verlieren“? Man verliert keine Zeit. Man nutzt sie oder nicht.
Wenn man sein Studium mit BAföG finanziert oder versucht mit dem mickrigen Referendarsgehalt über die Runden zu kommen, spielt Geld für viele eine große Rolle. So auch für mich. Ich habe für meine Auslandsaufenthalte während des Studiums Nachtschichten als Kellnerin eingelegt und lange gespart. Mein großes Glück waren tolle Förderprogramme. Der PAD ermöglichte mir, ein Gehalt als Fremdsprachenassistentin in Kanada zu bekommen, mit dem ich die Zeit dort finanzieren konnte. Das Projekt SCHULWÄRTS! des Goethe-Instituts hat mir durch ein Stipendium zu meinem Praktikum in Vietnam verholfen und mich auch durch das Knüpfen von Kontakten in Indien unterstützt. Letztendlich gehört nur eine Portion Mut dazu, sich auf solche tollen Förderprogramme zu bewerben. Und mit der richtigen Portion Mut und Engagement könnt ihr eine ganz neue Welt entdecken. Daher kann ich nur sagen: Leute, traut euch!