19. Januar 2018
Nach drei Tagen habe ich mich nicht mehr auf dem Weg zur Sprachschule verlaufen, nach fünf Tagen habe ich die Öffnungszeiten des kleinen Supermarktes verstanden. Mittlerweile bin ich seit über zwei Wochen in Florenz – Zeit für eine Zwischenbilanz.
Jeder, der einmal im Auslandssemester war, kennt das Gefühl des Ankommens: Während der ersten Tage ist alles fremd und neu und es bildet sich eine gedankliche Liste all der Dinge, die man unbedingt noch tun möchte, bevor man wieder abreist. Ich darf mich an dieser Stelle kurz vorstellen: Ich habe vor fast eineinhalb Jahren mein Zimmer in einer der merkwürdigsten und tollsten WGs in Genua bezogen. Ich blieb für ein Semester, machte ein Praktikum an der deutschen Schule und begann Italienisch zu lernen. Jetzt, 2018, bin ich zurück in Italien, diesmal in Florenz, um meine Sprachkenntnisse weiter aufzupolieren.
Meine derzeitige Wohnsituation ist diesmal keine WG. Ich bewohne ein kleines Apartment (Schlafzimmer und Bad) in der Wohnung einer Architektin. Mein Tagesablauf ist recht überschaubar: Ich gehe aus dem Haus und mit einer Freundin in unser Stammcafé. Dort stellt uns die Barrista ohne zu fragen zwei Cappuccini vor die Nase und wir bestellen ein Brioche (also ein Croissant). Dann gehts bis 12:15 Uhr zum Sprachunterricht und im Anschluss in die Stadt.
Auch wenn Florenz eine willkommene Flucht aus dem Alltag in Deutschland ist, so kann ich doch nicht ganz ignorieren, dass im April mein Staatsexamen in Englisch bevorsteht. Für mich bedeutet das: Ich kann es mir nicht leisten, einen Monat lang überhaupt nichts zu lernen, sodass ich im Moment immer einen Shakespeare-Band mit mir herumschleppe. Für die Balance zwischen Studium und Auslandsaufenthalt habe ich mir selbst eine Aufgabe gestellt, eine Challenge sozusagen: Jeden Tag etwas Besonderes zu tun, zu sehen oder zu machen – das reicht von Kaffee trinken mit fantastischem Ausblick, über Shopping bis hin zum Museumsbesuch. Eine Grippe hatte meinen Florenz-Plänen zunächst einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit gestern geht’s mir besser und ich habe deshalb die Herausforderung wieder aufgenommen. Es ging mit einer Freundin zum Mercato Centrale.
Wie du auf meiner Seite siehst, war ich auch schon ein bisschen als Tourist unterwegs. Am ersten Sonntag des Monats ist der Eintritt in staatliche Museen in ganz Italien FREI. Ich habe die Chance genutzt, um in die Galleria degli Uffizi , direkt am Fluss Arno gelegen, zu gehen. Es ist eines der größten Museen in Florenz und vor allem für die hier ausgestellten Werke Botticellis berühmt – wie zim Beispiel die Geburt der Venus (siehe nächstes Bild).
Nach dem Mittagessen war dann noch der Palazzo Pitti dran – wobei ich an diesem Tag nur durch die berühmten Boboli Gärten geschlendert bin. Was den Alltag in Florenz angeht, so habe ich es mittlerweile aufgegeben, das Bussystem verstehen zu wollen. Eine Freundin, die schon etwas länger hier ist, meinte nur schulterzuckend: „Ich gehe überall zu Fuß hin, das klappt eigentlich ganz gut.“ Klar, die Stadt ist flach aber doch recht weitläufig, vor allem da ich nicht direkt im Zentrum wohne. Als verwöhnte Mannheimerin habe ich nach einer Woche das Handtuch geworfen und mir ein Fahrrad gekauft. Denn die Stadt zu Fuß zu erkunden dauert einfach. Leider muss ich jetzt Einbahnstraßen beachten. Florenz ist voll davon. Trotzdem bin ich morgens immer noch zehn Minuten schneller, als wenn ich laufen würde.