Wie werden Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen an der Anglia Ruskin University (ARU) in Großbritannien unterstützt?
Im ersten Teil konntet ihr lesen, wie ich an der Universität aufgenommen wurde und was es mit dem Study Support Service auf sich hat. Nun erfahrt ihr, was das „Summary of Reasonable Adjustments“ (SRA) ist und wie ich das Leben auf einem englischen Campus erlebt habe.

„Summary of Reasonable Adjustments“ (SRA)

Was genau hat es jetzt mit diesem Dokument auf sich und was enthält es genau? Übersetzt ins Deutsche bedeutet SRA  „Zusammenfassung der angemessenen Anpassungen“ . Gemeint sind Vorkehrungen, die getroffen werden können, um den Studienalltag zu erleichtern und den Studenten zu ermöglichen, daran teilzunehmen. Diese Maßnahmen landen dann im SRA. Zu Beginn meines Dokuments steht, dass es sich um eine nicht sichtbare Langzeiterkrankung handelt. Gleich im Anschluss wird dargestellt, welche Auswirkung das auf die Vorlesungszeit und auf meinen Stundenplan hat. In meinem Fall bezieht es sich auf die Anwesenheit, Pausen während des Seminars, frühe Ankündigungen von Prüfungen und die Nähe des Seminarraums zur Toilette.

Hier ein Einblick in mein Summary of Reasonable Adjustments:

Das Leben auf dem Campus

Im Hinblick auf meine gesundheitliche Beeinträchtigung, Colitis Ulcerosa, benötige ich in jeder Lebenslage vor allem Toiletten in meiner Nähe. Ich habe zuvor noch keine so gut ausgebaute „Toiletten-Infrastruktur“ (:D) gesehen. Es war wirklich immer eine Toilette in der Nähe. Neben den „normalen“ Toiletten gab es immer eine separate Toilette für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Das empfand ich als absoluten Pluspunkt. Selbst auf dem Lageplan der Universität waren alle Toiletten eingezeichnet, was mir in den ersten Tagen sehr geholfen hat. Man ist einfach entspannter, wenn man weiß, wo die nächste Toilette ist.

Ein weiterer Vorteil der ARU: Es ist ein Campus der kurzen Wege. Der Campus der Anglia Ruskin University in Chelmsford ist recht klein, sodass man ihn in zehn Minuten erlaufen kann. Dies kann sehr vorteilhaft für Studierende mit Beeinträchtigungen im Bewegungsapparat sein.
Ein weiterer Punkt, der mir im Zusammenhang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufgefallen ist: die Gestaltung der Vorlesungsfolien. Diese waren in jeder Veranstaltung einheitlich. In einer spannenden Diskussion in einem Seminar habe ich den Grund für das standardisierte Layout der Power-Point-Präsentationen erfahren. Die Vorlesungsfolien sind so angepasst, dass Studierende mit einer Beeinträchtigung des Sehvermögens oder einer Lese-Rechtschreibschwäche das Bearbeiten des Veranstaltungsinhaltes vereinfacht werden soll. In diesem Zusammenhang kann ich noch erwähnen, dass die Vorlesungsfolien immer mit etwas Vorlauf zum Seminar veröffentlicht wurden. So konnten die Inhalte im Voraus bearbeitet werden. Bei Krankheit, erhält man so die Möglichkeit, sich selbst den Seminarinhalt zu erarbeiten. Das empfinde ich als eine große Unterstützung!

Bürokratisch oder unkompliziert?

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die ARU besser auf Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen eingestellt ist, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Als Ansprechpartner und Vermittler zwischen persönlichen Angelegenheiten und akademischen Belangen, kann die eigens eingerichtete Stelle einen ausgezeichneten Beistand gewährleisten. Dabei ist diese Unterstützung unkompliziert und nicht übermäßig bürokratisch, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin. Wie schon einmal geschrieben, habe ich mich nicht als Problem gefühlt, sonder als ganz normale Studentin, die an einigen Stellen etwas mehr Unterstützung benötigt.