10. Juni 2017
Vieles läuft hier in den Niederlanden ein wenig anders als im Deutschen Hochschulsystem. Dieses Glossar hat das Ziel euch einen Überblick über die verschiedenen Begrifflichkeiten zu verschaffen und euch einen guten Einstieg in das niederländische System zu ermöglichen. Bei Fragen jeglicher Art, schreibt einen Kommentar.
A wie (study) Advisor
Jeder Student hat seinen persönlichen Studienberater, oder Study Advisor, der einen in Sachen Kurswahl, Praktikum und anderen Uni-Belangen berät. Aber auch bei persönlichen Problemen, die eure Leistungsfähigkeit in der Uni beeinträchtigen, steht der Study Advisor mit Rat und Tat zur Seite.
B wie Blackboard
Während die meisten realen Blackboards in der Uni durch White- oder Smartboards abgelöst wurden, ist die virtuelle Plattform Blackboardder wichtigste Begleiter eines jeden Studenten. Hier werden alle kursrelevanten Dokumente hochgeladen, man findet Informationen zum Stundenplan und sollte diese Webseite regelmäßig checken, um auf dem neusten Stand zu bleiben.
C wie Courses
In jeder langen Period (siehe P), belegt man zwei reguläre Kurse, in den kurzen Periods jeweils nur einen Kurs. Neben regulären Kursen gibt es hier an der Uni auch so genannte MOS Modules, in denen man seine Fähigkeiten zum Beispiel in Sachen Präsentieren und Schreiben verbessern, aber auch sein Wissen über das Studienfach hinaus, zum Beispiel in Ethik und Nachhaltigkeit, ausweiten kann. Außerdem gibt es einen verpflichtenden Kurs für alle Master-Studenten, der sich interdisziplinär mit einem echten Klienten auseinandersetzt und versucht dessen Problem zu lösen.
E wie Exams
In Holland ist man nicht so verwöhnt wie in Deutschland, was die wenigen Klausurphasen betrifft. Hier werden nach jeder Period, sprich alle acht oder vier Wochen, Klausuren geschrieben. Die Benotung basiert aber selten auf nur einem Examen, sondern es werden auch Gruppenarbeiten, Beteiligung am Unterricht und Paper beurteilt.
F wie Freizeit
Auch wenn Wageningen als Kleinstadt weniger zu bieten hat als die meisten deutschen Großstädte, wird einem hier dennoch nicht langweilig. Neben einem sehr guten Sportangebot, gibt es viele Studentenpartys, die entweder von Verbindungen (siehe V) oder privat organisiert werden, Kulturveranstaltungen und Live-Musik. Außerdem bietet die Umgebung von Wageningen einige Ausflugsmöglichkeiten. Wenn einem dennoch die Stadtluft fehlt, bietet sich ein Trip nach Utrecht, Amsterdam, Arnheim oder Nimwegen an.
G wie Gesundheit
Mit eurer deutschen Krankenversicherung könnt ihr hier auch zum Arzt gehen. Ihr müsst die Rechnung bezahlen und bekommt dann die Kosten von eurer deutschen Krankenkasse zurückerstattet.
H wie Holland
Holland vs. Niederlande?! Streng genommen ist Holland nur eine bzw. zwei (Nord und Süd) Provinzen. Allerdings bezeichnen die Niederländer sich und ihr Land auch von Zeit zu Zeit als Holland. Beim Fußball ist zum Beispiel ein Spruch zum Anfeuern Hup Holland Hup. „Die Niederlande“ ist allerdings die offizielle Bezeichnung.
K wie Kosten
Die Studiengebühren liegen in Holland bei rund 2.000 Euro im Jahr. Für Miete und Wohnen muss man in etwa 300 Euro bis 450 Euro im Monat einplanen, je nach Unterkunft. Die Lebenshaltungskosten sind hier in den Niederlanden ein wenig teurer als in Deutschland und man muss mit Ausgaben zwischen 300 Euro und 400 Euro rechnen – abhängig davon wie viel man unternimmt. Jasmin und ich haben zu den Finanzierungsmöglichkeiten einen Artikel verfasst.
L wie Lernen
Das Lernen an einer niederländischen Uni ist deutlich verschulter als ihr das wahrscheinlich von einer deutschen Uni kennt. Es gibt über das Semester verteilt viele kleinere und größere Fristen, es wird oft die Anwesenheit kontrolliert und in kleinen Gruppen gearbeitet. Außerdem, da in kurzen, regelmäßigen Abständen Klausuren stattfinden, lernen die meisten kontinuierlich anstatt am Ende einen riesen Batzen vor sich zu haben.
N wie Noten
Das Notensystem in Holland ist anders als in Deutschland. Hier gibt es Noten von Eins bis Zehn. Man besteht mit einer 5,5 und die beste Note ist eine Zehn. Allerdings wird die Zehn sehr selten oder gar nicht vergeben. Von daher ist die Zehn nicht mit einer 1,0 im deutschen System vergleichbar.
O wie Organisation
Kurse wählen, Professoren und Tutoren erreichen und ansprechen, Bücher suchen und ausleihen, Informationen zu Kursen abrufen. Das alles läuft hier online und meist reibungslos. In meinem Studiengang gab es zwar auf Grund von Personalwechsel einige Probleme mit der Kursplanung, aber ich habe bisher den Eindruck, dass dies eine Ausnahme ist. Außerdem habe ich in meinem Bachelor am University College Maastricht die Erfahrung gemacht, dass die Kurswahl und das Erstellen der Stundenpläne sehr gut organisiert sind und immer ein Ansprechpartner bereit steht.
P wie Period
Das Semester ist in drei so genannte Periods eingeteilt. Zwei der drei Perioden sind jeweils acht Wochen lang und in diesen langen Perioden werden zwei Kurse belegt. In den ersten sechs Wochen finden Vorlesungen, Tutorien und Seminare statt, in der siebten Woche ist eine Woche frei zur Vorbereitung auf die Klausuren und in der achten Woche finden die Klausuren statt. Die dritte Periode ist nur vier Wochen lang und man belegt nur einen Kurs. Trotzdem ist der Stundenplant etwas voller und innerhalb der vier Wochen findet Unterricht statt und am Ende wird meistens auch eine Klausur geschrieben.
R wie Reisen
Obwohl Wageningen keinen eigenen Bahnhof hat, kann man von hier die wichtigsten Städte, sowie das Meer leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Vom Bahnhof Ede-Wageningen, der etwa 20 Busminuten von Wageningen entfernt liegt, ist man in weniger als einer Stunde in Amsterdam und unter dreißig Minuten in Utrecht. Arnheim und Nimwegen ist sogar an einem schönen Sommertag mit dem Rad zu erreichen. Der ÖPNV in Holland ist preislich ähnlich wie der deutsche angesiedelt. Allerdings gibt es hier öfters Aktionen der Bahn. Dann kann man für 12 Euro bis 17 Euro Tagestickets kaufen mit denen man einen Tag lang egal wo hin durch Holland reisen kann.
S wie Sprache
Der gesamte Unterricht und alle Vorlesungen laufen auf Englisch. Während es in Maastricht, durch die Nähe zur Grenze und die allgemein internationale Ausrichtung der Stadt, fast nicht nötig war Niederländisch zu lernen, ist es hier in Wageningen doch sehr hilfreich. Wenn man zumindest ein paar Brocken der Landessprache spricht, fühlt man sich außerdem mehr als ein Teil des Landes und der Stadt, in der man lebt. Jede Uni bietet Einsteiger-Sprachkurse in Niederländisch an und als Deutscher fällt es leicht sich die Basics anzueignen. Außerdem freuen sich die Niederländer auch sehr, wenn man sich bemüht.
T wie Tutorien
Wie bereits erwähnt, ist das niederländische System deutlich verschulter als das deutsche Hochschulsystem. Ein alltäglicher Bestandteil – besonders im PBL System der Maastricht University, an der ich meinen Bachelor gemacht habe – sind die so genannten Tuts oder Tutorien. Mit einer kleinen Gruppe (max. 20 Studenten) und einem Tutor oder Professor besprechen die Studenten eigenständig vorbereitete Aufgaben oder Paper.
U wie Universität
Hier würde ich gerne auf die allgemeine Mentalität und Ausstattung der Uni eingehen. Die generelle Einstellung der Uni in Sachen Organisation und Hilfe ist „der Kunde ist König“ und der Kunde ist in diesem Fall der Student. Es wird versucht den Studenten das Studieren so einfach wie möglich zu machen, so dass sie sich bis auf wenige organisatorische Angelegenheiten ganz auf das Lernen konzentrieren können. Die Ausstattung der Uni in Bezug auf IT, Räumlichkeiten und Campus ist auch auf dem neusten Stand und man verbringt hier gerne seine Zeit.
V wie Verbindung
Anders als in Deutschland, haben die niederländischen Studentenverbindungen ein Image als Party-Verbindungen, die vor allem für holländische Studenten das allgemeine, soziale Leben strukturieren. Jeden Donnerstag veranstaltet eine andere Verbindung eine Party, zu der auch Nicht-Mitglieder eingeladen sind. Hier wird außerdem eine Unterscheidung zwischen study association, die der deutschen Fachschaft entspricht, und der student association, worunter eher eine Verbindung zu verstehen ist, unterschieden.
W wie Wohnen
In einer Kleinstadt wie Wageningen war es nicht einfach eine Wohnung zu finden, aber dennoch machbar. Die Preise hier sind im Vergleich zu manch anderer niederländischer Stadt auch in Ordnung. Nichts desto trotz sollte man die Wohnungssuche nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich frühzeitig um eine Bleibe kümmern. Worauf ihr dabei achten solltet und welche verrückten Sachen euch dabei über den Weg laufen erfahrt ihr in meinen letzten Artikeln (über das Wohnen im Studentenwohnheim und Kuriositäten auf dem niederländischen Wohnungsmarkt).
Z wie Zuhause
Für mich als NRWlerin ist Holland weit genug weg, um das Gefühl zu haben von zu Hause weg und im Ausland zu sein, aber immer noch nah genug dran, um ab und zu die Familie und Freunde zu sehen. Bei einer Fahrtzeit von zwei Stunden ist ein Wochenende zu Hause durchaus machbar.
Elli
29. März 2021
Hallo 🙂
Danke für die tolle Übersicht!
Wisst ihr, wie es in der Niederlande mit einem Urlaubssemeester aussieht oder einer anderen halbjährigen Freistellung vom Unterricht zum Reisen o.ä. ?
Annika
12. April 2021
Hi Elli,
ich kann Dir leider nichts konkretes sagen. Soweit ich weiß gibt es die Möglichkeit zur Freistellung, aber das hängt auch von der Uni und dem Studiengang ab. Am besten hörst Du dann direkt bei Deinem study advisor oder dem student help desk der jeweiligen Uni nach.
Liebe Grüße
Annika
Alexander
16. Juni 2017
Liebe Annika,
das ist eine super Übersicht! Sehr nützlich und ganz unterhaltsam geschrieben.
Annika Kloos
21. Juni 2017
Danke Dir, Alexander.