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Abenteuer Anreise: Mit dem Auto ins Auslandssemester nach Bilbao

Flexibel, frei und voller Überraschungen – so lässt sich meine Anreise von Lübeck nach Bilbao am besten beschreiben. Finde heraus, warum das Auto die beste Wahl für die Anreise zu meinem Auslandssemester war und was du auf so einem Roadtrip bereits vor der Ankunft im Gastland alles erleben kannst.

Weißes Auto mit Dachbox auf Parkplatz vor Fluss.
Das Mittel der Wahl: Mein zum Campervan umgebauter Hochdachkombi.

Mitfahrer suchen und Kosten sparen

Ein weiterer Pluspunkt für die Anreise mit dem Auto ist die Möglichkeit kostengünstig eine zweite oder sogar mehr Personen mitnehmen zu können. Über BlaBlaCar oder ähnliche Portale lassen sich schnell und einfach Mitfahrende finden, wodurch ihr direkt neue Leute kennenlernen und Kosten sparen kann.

Tipp: Wenn ihr mind. 50 % der Strecke gemeinsam fahrt, könnt ihr einen speziellen Erasmus+ TopUp „Green Travels“ beantragen, der euch 50 Euro zusätzlich auszahlt.

Die Entscheidung, mein Auslandssemester in Bilbao mit dem Auto anzutreten, war für mich aus mehreren Gründen naheliegend. Zum einen bist du zeitlich flexibler und weniger abhängig von außenstehenden Faktoren als beim Fliegen oder wenn du mit der Bahn fährst. So entschied ich mich aufgrund des Wetters spontan erst einen Tag später loszufahren als geplant. Zum anderen kannst du so bereits aus der Anreise ein kleines Abenteuer machen, und dabei nicht nur das Zielland kennenlernen, sondern unterwegs auch viele weitere Orte und Länder sehen.

Mein Roadtrip führte mich über 2000 Kilometer durch Belgien und Frankreich bis nach Spanien. Vor Ort kann ich mit einem Auto ebenfalls besser die Region erkunden, und nach dem Semester wieder eine längere Reise anhängen. Für mich fast am wichtigsten war jedoch die Möglichkeit, viel mehr Gepäck mitnehmen zu können. Im Flieger oder mit der Bahn bin ich meist auf ein bis zwei Koffer beschränkt, in meinem Auto habe ich ohne Probleme mein gesamtes Surfequipment untergekriegt. Hierbei empfehle ich, nur so viel mitzunehmen, wie am Zielort auch in die Wohnung beziehungsweise das WG-Zimmer passt. Bei mir war das aber kein Problem.

Checkliste vor der Abfahrt

Bevor es jedoch losgeht, gibt es einige Dinge zu beachten. Die Route musste gut geplant werden, schließlich lagen knapp 2000 Kilometer vor mir. Besonders in Frankreich und Spanien war die Unterscheidung zwischen mautpflichtigen und mautfreien Straßen entscheidend. Mit Hilfe von Apps wie Google Maps oder dem ADAC-Routenplaner konnte ich meine Route entsprechend anpassen.

Auch die Zeit spielt eine Rolle: Hast du genug Zeit, die lange An- und Abreise vor und nach dem Auslandssemester zu machen? Dank einer Woche Freizeit zwischen meinem Semester in Deutschland und dem Start in Spanien hatte ich genug Zeit, um entspannt anzukommen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Frage, ob du die lange Strecke alleine fahren willst, denn das kann durchaus eintönig und langweilig sein.

Auto steht an Straßenrand, zugeschneit und mit Eis bedeckt.
Abfahrt aus dem zugeschneiten Lübeck.

Los geht’s: 4 Länder in 4 Tagen

Los ging es im verschneiten Deutschland bei Minusgraden. Nachdem ich das Auto tags zuvor gepackt hatte, verabschiedete ich mich Donnerstagmorgen aus meiner Heimatstadt Lübeck und fuhr Richtung Süden. Trotz angekündigter Glätte hatte ich auf den deutschen Autobahnen keine Probleme und kam gut voran. Normalerweise höre ich auf solchen Fahrten gerne Podcasts oder Musik, aber an diesem Tag machte ich mir auch viele Gedanken darüber, wie es wohl in Bilbao sein würde, was ich vermissen würde und ob ich in meiner neuen Heimat leicht Anschluss finden würde. Mit diesen Gedanken im Kopf überquerte ich gegen Abend die Grenze nach Belgien. Dort verschlechterte das Streusalz auf der Straße meine Sicht stark, aber trotzdem war ich zuversichtlich, am ersten Tag bis nach Frankreich zu kommen.

Anfangs plante ich, in meinem Auto zu schlafen, um flexibler und sparsamer zu reisen. Doch bei bis zu minus sieben Grad und ohne Heizung im Auto entschied ich mich bereits am Mittag in Deutschland dafür, ein Airbnb-Zimmer für den Abend an der französischen Grenze zu buchen. Durch die guten Erfahrungen auf den deutschen Autobahnen war ich wohl etwas übermütig und buchte ein Zimmer, das ich voraussichtlich weit nach Sonnenuntergang erreichen würde. Diesen erlebte ich dann auf den belgischen Straßen, bevor es von der Autobahn auf die Landstraßen ging.

Zuerst waren es noch breitere Straßen, aber je näher ich der Grenze kam, desto enger und schlechter wurden sie. Zum Schluss hatte ich das Gefühl, bei einem Bauern auf einem Feldweg angekommen zu sein. Die Grenze führte durch einen Nationalpark, der natürlich vom Schnee ungeräumt war. So fuhr ich im Schneckentempo die Serpentinen hoch und runter, mein Lenkrad fest umklammernd, um nicht auf der Straße ins Rutschen zu kommen. Für die letzten 30 Kilometer brauchte ich so eine gute Stunde, bis ich erleichtert am gemieteten Zimmer ankam. Dort wartete eine sehr nette und liebe Französin auf mich, die mich herzlich empfing.

Etwas durchgefroren, das Haus war anscheinend nicht gut isoliert, setzte ich am nächsten Morgen meine Reise durch die Provinz Frankreichs fort. Natürlich nicht aus meinen Erfahrungen vom Vortrag lernend, entschied ich mich erneut dafür, die mautfreien Straßen zu nutzen. Unterwegs fuhr ich unter anderem durch die Region Champagne (Heimat des gleichnamigen Getränks), sah prunkvolle Schlösser und durchquerte unzählige Dörfer.

Abseits der üblichen touristischen Gebiete hatte ich das Gefühl, das echte und ländliche Frankreich zu erleben. Gelbwestenproteste, eine soziale und politische Protestbewegung, an einigen der vielen Kreisel, ganze Dörfer, die noch aus Natursteinen erbaut wurden, und viel Ackerfläche und Weinanbau prägten die Tage. Natürlich sind das keine Instagram-Highlights, aber es war definitiv interessant und bereichernd das typische Urlaubsland mal von einer anderen Seite zu sehen.

Am dritten Tag meines Roadtrips kam ich dem Süden immer näher. Die Sonne blieb länger am Himmel und vermehrt standen Pinien am Straßenrand. Da ich bereits viele Kilometer zurückgelegt hatte, entschied ich mich für einen Stopp in Bordeaux, um die Stadt zu erkunden. Nach dem langen Sitzen im Auto tat ein Spaziergang gut, und der Sonnenschein tat sein Übriges. Trotz vieler Touristen gefiel mir die Hafenstadt mit ihren vielen alten und imposanten Gebäuden sehr gut, und hier hatte ich wirklich das Gefühl, im Süden Europas angekommen zu sein.

Abends fuhr ich weiter bis Biarritz, von wo aus ich am letzten Tag, dem Sonntag, in knapp 2,5 Stunden nach Bilbao fuhr. Angekommen in meiner neuen Heimatstadt stand ich vor einem ersten Problem mit meinem Auto: Wo sollte ich parken, um meine zahlreichen Sachen auszuladen? Glücklicherweise fand ich nach einigen Runden um meinen Block einen Parkplatz und konnte das Auto entladen. Erleichtert, endlich angekommen zu sein, aber auch glücklich darüber, so viel in so kurzer Zeit erlebt zu haben, fiel ich abends endlich in mein eigenes Bett. Froh wissend morgen nicht erneut acht Stunden im Auto verbringen zu müssen.

Kostenvergleich: Lohnt sich das Ganze?

In meinem Fall gibt es darauf eine klare Antwort: Nein.

Der Flug hätte etwa 150 Euro gekostet, inklusive eines großen und kleinen Gepäckstücks. Der Transfer zum Flughafen und zur Wohnung hätte zusätzlich etwa 20 Euro gekostet. Selbst großzügig gerechnet kommt man so also auf maximal 200 Euro für die gesamte Hinreise.

Für meine Autofahrt habe ich alleine an Sprit etwa dasselbe bezahlen müssen. Insgesamt musste ich viermal tanken, was ungefähr 200 Euro kostete. Das Tanken in Spanien war etwas günstiger als in Frankreich, und auch auf den mautfreien Straßen in Frankreich war es preiswerter. Da mein Auto einen relativ geringen Verbrauch von nur etwa 6 Litern auf 100 Kilometern hat, konnte ich hier sogar noch sparen im Vergleich zu größeren Autos. Dazu kamen drei Übernachtungen in AirBnB-Zimmern für nochmal etwa 100 Euro zusammen. Dazu kommen natürlich die Wartungskosten des Autos an sich. Durch die Vermeidung der Mautstraßen konnte ich immerhin etwa 120 Euro einsparen, natürlich habe ich dafür auch mehr Sprit verbraucht, das gleicht sich aber nicht aus.

Ihr seht also, finanziell hat es sich für mich nicht gelohnt. Jedoch war es mir wichtiger viel Gepäck mitnehmen zu können, vor Ort flexibel zu bleiben, statt einen Mietwagen nehmen zu müssen, und eine spannende Anreise zu haben. Wenn ihr dann noch jemanden mitnehmt oder im Auto oder Zelt übernachtet, ist das ganze auch gar nicht mehr so viel teurer. Dann bleibt nur noch die Frage, wohin mit dem Auto vor Ort, darüber aber mehr in einem anderen Beitrag.

Bis bald,

Frederik

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