6. Januar 2023
Als ich mich von Deutschland verabschiedete, waren gerade die Osterfeiertage vorbei. Zurück kam ich kurz vor dem ersten Advent, mitten in den vorweihnachtlichen Stress. Über mehr als ein halbes Jahr in einem anderen Leben, und wie ich vielleicht doch merken kann, dass ein paar Monate vergangen sind..
Der Abschied von Vancouver war kein leichter – es war ein Abschied von Freunden, von meinem Verlobten und von einem Ort, den ich gut kennengelernt hatte.
“We really, really have to go climbing again” – unzählige Male hatten ich und eine Freundin uns das gegenseitig versprochen. Doch dann war sie plötzlich da, die letzte Woche, und Zeit war keine mehr. Es war noch so viel zu tun in Vancouver, ein letztes Mal ins Museum, ein letztes Mal an den Strand, die Gärten und Museen die ich nicht geschafft hatte, und ein Tattoo wollte ich auch noch. Totale Überforderung war die Folge.
Ich habe viel gelernt
Im Rückblick war diese letzte Woche bezeichnend für meine Erfahrungen in Vancouver. Ich wollte oft zu viel in zu wenig Zeit packen, und habe dann auch noch Arbeit zur Priorität gemacht, nachdem Lukas und ich unser Auto nicht wiedersahen. Viele geplante Reisen, Aktivitäten und weitere Aktionen konnte ich nicht mehr machen. Doch dass einiges nicht wie geplant lief, hatte auch gute Folgen, sicher hätte ich nicht so viel Zeit segelnd auf dem Wasser verbracht und hätte nicht so viele wunderbare Menschen in Vancouver getroffen. Dennoch habe ich zu vielen keine besonders tiefe Freundschaft aufbauen können, was doch im Gegensatz zu bisherigen Auslandsaufenthalten stand, vielleicht aber auch einfach, weil mein Verlobter Lukas mich begleitet hat.
Gelernt habe ich daraus: Ich kann vor allem besser mit Stress umgehen, da so viel schiefgegangen ist. Ich plane nicht mehr so viel und gehe entspannter mit meinem Leben um. Enttäuschte Erwartungen haben eben doch gute Seiten. Fachlich habe ich nun eine Reihe neuer Fähigkeiten, vor allem Methodenetablierung und den Umgang mit neuen Themen. Durch meine Diplomarbeit habe ich bewiesen, dass ich innerhalb kürzester Zeit ein komplexes Projekt bearbeiten und darstellen konnte. Die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Fachbereichen und Personen hat mir Projektmanagement näher gebracht. Nicht zuletzt habe ich persönlich Erfahrungen mitgenommen: Ich kann jetzt Katamarane segeln.
Ich war nicht alleine
Dieser Auslandsaufenthalt hat mich mehr Überwindung gekostet, als all die anderen davor. Ich wollte ihn nicht wirklich antreten, und habe oft darüber nachgedacht abzubrechen. Ohne die Unterstützung von Freunden, Mitbewohnern und Lukas wäre ich nicht so weit gekommen. Von meinen Kollegen sind einige wirklich gute Freunde geworden in der Zeit, die hoffentlich auch nächstes Jahr zu meiner Hochzeit kommen können. Das gemeinschaftliche Frühstück und Abendessen in Green College jeden Wochentag hat Ablenkung und interessante neue Gedanken gebracht. Mit Lukas bin ich noch näher zusammengewachsen. Wir haben uns gegenseitig durch die Zeit gebracht. Und als Generalprobe vor der Hochzeit haben wir auch sieben Monate auf engstem Raum zusammengewohnt und immer noch nicht zu viel voneinander. Das macht mich optimistisch für die nächsten Jahre, was auch immer kommt.
Aber trotz all der Zweifel, es war eine tolle Erfahrung und eine gute Zeit. Kanada ist ein unglaublich freundliches Land und Vancouver ist wunderschön. Ich konnte in einem Roadtrip die Rockies sehen, habe einen Wochenendausflug in die USA gemacht und bin vor allem in die nordamerikanische Kultur eingetaucht. Wäre es nicht so weit entfernt von meiner Familie, könnte ich in Vancouver auch noch länger leben.
Noch ein paar wenige Monate als Studentin…
Nach drei Auslandsaufenthalten in den letzten vier Jahren und vielen Stationen dazwischen, freue ich mich, jetzt endlich angekommen zu sein. Na gut, ein Umzug fehlt noch, aber ich habe meine Familie und Freunde um mich. Bald habe ich dann meine eigenen vier Wände und kann mich frei entfalten. Dennoch will ich keine der Erfahrungen missen, und ich weiß, dass es mich wieder in die Ferne ziehen wird. Aber erstmal bin ich angekommen.
Zu den Weihnachtsvorbereitungen, in die ich zurück gekommen bin, mussten noch weitere Dinge erledigt werden. Zuerst einmal musste ich die Diplomarbeit abgeben, in die viel Arbeit (und zugegeben, auch einige Tränen) geflossen sind.
Es steht hier auch noch die Verteidigung im Raum. Auch habe ich mein letztes Halbjahr für das praktische Jahr (PJ) angefangen, das ich in der Apotheke verbringe. Ich arbeite 40 Stunden, aber teils auch mehr, und muss mich nebenbei auf die Inhalte des Praktikums und des dritten Staatsexamens vorbereiten. Das will ich nicht halbherzig machen, immerhin geht es für viele Menschen auch um lebenswichtige Medikamente, da ich vormittags auch in der Herstellung von Krebsmedikamenten arbeiten. Nebenbei habe ich ja noch eine Prüfung, um als Apothekerin zugelassen zu werden, die ist im Juli. Und wenige Tage nachdem ich in Deutschland gelandet war habe ich ein Brautkleid gekauft: Meine Hochzeit ist auch schon in acht Monaten.
…und meine berufliche Zukunft danach
Nach meiner Hochzeit werde ich nach Österreich, genauer gesagt nach Wien ziehen. Dafür muss ich meine Approbation anerkennen lassen, was einige Monate dauern kann. In dieser Zeit will ich mich beruflich ausrichten. Das Praktikum in Kanada war eine Probe für die Promotion. Ob ich das will, weiß ich jetzt immer noch nicht. Obwohl ich großes Interesse an der Forschung habe bleiben auch Zweifel, ob ich den Stress für einige Jahre aushalte. Weitere Optionen sind für mich Apotheken in Krankenhäusern, toxikologische Institute oder vielleicht sogar doch Industrie. Letzteres ist jedoch in Wien nicht ideal. Ihr seht, was die Zukunft bringt ist noch nicht sicher. Aber ich kann ganz sicher damit umgehen, was kommt. Das habe ich in Kanada gelernt.
Wenn ihr noch weitere Fragen habt, ob zu Forschungspraktika an der University of Britisch Columbia (UBC), zu Auslandsaufenthalten im Pharmaziestudium oder zum Pharmaziestudium generell, kontaktiert mich gerne auf Instagram oder Twitter.