9. Februar 2020
Da stand ich nun am Bahnhof, mein Leben in drei Taschen gepackt und bereit zur siebeneinhalbstündigen Abfahrt nach Gent. Es war der 31. Januar 2020 und ich scheinbar bereit das Abenteuer Belgien zu starten. Scheinbar – denn der Tag verwandelte sich in einen Albtraum. Warum genau lest ihr hier.
Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön
Nachdem ich meinen Koffer, meinen Rucksack und eine weitere Tasche sicher im ersten Zug verstaut hatte, fühlte ich Freude und Traurigkeit zugleich. Was würde mich erwarten? Wie würde es in Belgien aussehen? Wen würde ich treffen? Viele Dinge gingen mir durch den Kopf und umso schneller erreichte ich Frankfurt, denn dort würde ich das erste Mal umsteigen müssen. Superstolz im zweiten Zug niedergelassen (mein Koffer wog bestimmt 25 Kilo und mein Rucksack ebenfalls), ging die Fahrt los nach Brüssel, wo ich ein weiteres und letztes Mal umsteigen müsste. Leider hatte ich in Brüssel nicht wirklich viel Zeit das Gleis zu finden und war sichtlich erschöpft – jetzt schon? Da ahnte ich noch nicht, was mir blühte. Der letzte Zug war ein Regionalzug und ich übernahm mich eindeutig, als ich dachte, ich könnte meine ganzen Sachen fünf Stufen in den Zug heben. Und Schwupps – lag ich auf dem Boden. „Das musste mir ja passieren“, dachte ich mir nur. Mit meinem 25 Kilo Rucksack auf den Schultern stand ich dann noch weitere 30 Minuten im Zug und erreichte schlussendlich Gent. Dass alle Schilder am Bahnhof in Pink erstrahlten, gefiel mir schon einmal ganz gut. Erst mal Google Maps öffnen und den Weg zum Wohnheim suchen. „Sehr geehrter Kunde, sie haben ihr Datenvolumen für diesen Monat verbraucht. Wir reduzieren ihre Surfgeschwindigkeit gemäß der Tarifbedingungen.“ NEIN! Nicht auch das noch! Natürlich! Es war der 31. des Monats und ich hatte kein Datenvolumen mehr. „Dann frage ich mich eben durch“, dachte ich. Leider konnten mir die Personen, die ich ansprach, nicht wirklich weiterhelfen. Und wie das Schicksal es so wollte, stieg ich dann gleich in die falsche Straßenbahn. Super Start, besser kann es nicht laufen.
Eine Panikattacke kommt selten allein
An der nächsten Station aus der falschen Bahn ausgestiegen (man bedenke, ich hatte wirklich zu kämpfen mit meinen ganzen Sachen), stieg ich in die Bahn zurück, die dann Gott sei Dank die richtige war und kam 15 Minuten später an meinem Wohnheim an. Dort hatte ich dann das erste Mal an diesem Tag das Gefühl, dass ich es endlich geschafft habe und nun das aufregende Semester beginnen könne. Dachte ich. Vor lauter Stress fielen mir Fragen wie „Wo kann ich hier meine Wäsche waschen?“ und „Wie funktioniert das W-LAN?“ nach der Wohnheimführung gar nicht ein und eher als ich denken konnte stand ich da – allein in meinem neuen Zuhause. Und dann fing ich an zu merken, dass ich jetzt wirklich in Belgien bin und ich fühlte mich auf einmal total verloren, allein und meine Nerven waren am Ende. Der ganze angestaute Stress der letzten Wochen und Monate brach über mir zusammen und ich konnte meine Emotionen gar nicht mehr kontrollieren.
Take your time
Was ich damit sagen will? Das ist ganz normal! Für mich hat es sich angefühlt, als wäre es einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Aber das war nur ein temporäres Gefühl, das weiß ich jetzt. Denk daran, du darfst dich so fühlen, und anderen in der gleichen Situation geht/ging es ähnlich. Es ist ein großer Schritt, das Heimatland für eine Zeit zu verlassen. Einigen fällt dieser Schritt leichter und Manchen eben etwas schwerer. Die ganzen neuen Eindrücke, die neue Sprache und die neue Umgebung können einen anfangs total überfordern. Aber alles braucht seine Zeit und so gewöhnt sich jeder nach und nach an das neue Umfeld.
Tipps für die ersten Tage
- Nimm dir Zeit! Denk daran, dass Stimmungslagen temporär sind und du dich bald schon besser fühlen wirst. Du wirst neue Menschen treffen und dich einleben. Dann sind alle traurigen Momente passé, du wirst es merken!
- Geh raus! Erkunde die neue Umgebung in der ersten Zeit. Setz dich in ein Café, laufe durch den Park – egal was es auch ist. Es kann eine komplett neue Erfahrung sein, die ersten Eindrücke nur für dich selbst zu sammeln. Und wer weiß, vielleicht machst du bereits neue Bekanntschaften!
- Tu die Dinge, die du auch zuhause machen würdest! Versuche dir zu überlegen, was würde ich jetzt normalerweise tun? So entwickelst du eine Art Routine, und die neue Wohnsituation fühlt sich weniger ungewohnt an.
Auf dem Weg nach Belgien (music by audionautix.com)
Reden hilft
Es fühlte sich gut an mit den Leuten in meinem Studiengang hier, über die ersten Tage zu sprechen. Ich erkannte, dass ich nicht die einzige Person war, der es so ging und jeder mit der neuen Situation umzugehen lernen muss. Also: auf ein aufregendes Semester, mit viel guter Laune und coolen Leuten! Cheers!