studieren weltweit

Alles cool in Calgary? Mein erster Monat


Seit etwas mehr als einem Monat lebe und lerne ich an der Mount Royal University in Calgary. Viele neue Eindrücke lassen die Zeit hier bislang wie im Flug vergehen.

Mein erster Monat in Kanada hatte viele erste Male: Mein erstes Canadian-Football- Spiel, mein erster Besuch in einem riesigen Superstore zum Einkaufen (mit ziemlich hohen Lebensmittelpreisen!) und meine erste Vorlesung auf Englisch sind nur einige Beispiele. Ein erster Versuch, das Erlebte einzuordnen, liest du in diesem Blogpost!

Ein anderes Unileben

Im Vergleich zu Deutschland empfinde ich die Uni in Kanada als wesentlich persönlicher und „verschulter“. Meine Kursgrößen variieren zwischen 20 bis 40 Studierenden – auch in den Vorlesungen! Im Vergleich zu den Hunderten in einer Mathevorlesung in Köln habe ich somit viel mehr das Gefühl, dass der oder die Dozent:in mich tatsächlich auch kennt.

Ein weiterer Unterschied: Ich habe während des Semesters mehr zu tun! Die Endnote für ein Modul setzt sich nämlich nicht nur aus dem finalen Klausurergebnis, sondern auch aus verschiedenen Unternoten (aktive Teilnahme, Reflektionsaufgaben, Tests, Präsentationen, Midterm-Klausuren) zusammen. Das System gefällt mir eigentlich ganz gut, da so der Druck von den finalen Prüfungen etwas genommen wird.

POV aus einer Chemievorlesung. Ich sitze am Tisch mit meinem Laptop. Im Hintergrund sieht man eine Leinwand.
POV: Vorlesung in Chemie.

Raus in die Rockies

In meinem ersten Monat habe ich häufig die Wochenenden genutzt, um ein wenig die Natur in der Nähe von Calgary zu erkunden. Der Banff Nationalpark in den Rocky Mountains ist mit dem Auto nur knapp eine Stunde von der Uni entfernt und bietet sich somit ideal für spontane Kurztrips an. Glücklicherweise habe ich relativ schnell Freunde (darunter meine Mitbewohner) gefunden, die mit mir in die Natur gefahren sind. Lake Louise und Lake Agnes sind zum Beispiel unfassbar schön!

Ich stehe auf einem Stein mit Blick Richtung Ferne. Man sieht Tannen und Bergspitzen. Die Sonne geht gerade auf und hinterlässt einen gelben Himmel.
Zwischenstopp bei einer Wanderung vom Lake Louise zum Lake Agnes.

Herzliche Menschen

Bereits in Vancouver habe ich gemerkt, dass Kanadier:innen häufig freundliche und hilfsbereite Menschen sind! Stand ich mal hilflos in der Gegend herum, wurde ich in vielen Fällen angesprochen und gefragt, ob ich Hilfe benötige. Auch im Bus (der hier leider weniger zuverlässig und nützlich als in Köln ist) oder in Vorlesungen kamen Leute auf mich zu und haben mir Fragen über meine Zeit in Kanada gestellt. Schnell wurde ich da als „Buddy“ oder „Mate“ bezeichnet. 😄

Neben den netten Kanadier:innen gibt es an der MRU auch über 50 Austauschstudierende, die mit mir dort studieren. Durch Veranstaltungen von der Uni konnte ich glücklicherweise viele davon bereits kennenlernen.

Spannender Perspektivenwechsel

In Gesprächen mit Kanadier:innen oder anderen Austauschstudierenden finde ich es superspannend, mehr über ihre Kulturen zu erfahren und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur deutschen Kultur festzustellen. So habe ich von meinen spanischen Freunden zum Beispiel etwas über die „Fiera de Abril“ in Sevilla gelernt, dem Frühlingsfest in Andalusien – das möchte ich nächstes Jahr unbedingt auch erleben! 😊

Ebenfalls spannend: Die Berührungen mit der Geschichte Kanadas in meinem Alltag. Ob beim „Land Acknowledgement“, der Ehrung des Landes der indigenen Bevölkerungen vor Sportveranstaltungen oder zu Beginn von Uni-Kursen oder durch indigene Kunst auf dem Uni-Campus – Kanadas indigenen Völker bekommen (zumindest im universitären Rahmen) eine Bühne. Ich möchte mehr darüber erfahren!

Das Problem mit der FOMO

Durch Filmabende, Volleyballspiele, ein gemütliches Beisammensein oder einen Ausflug in die Natur gab es in meinem ersten Monat jeden Tag die Möglichkeit für Unternehmungen. Und weil ich unbedingt Anschluss finden wollte, fiel es mir häufig schwer, Nein zu sagen, auch wenn ich eigentlich lieber Zeit alleine verbracht hätte oder doch lieber an einer Abgabe hätte arbeiten sollen. Die FOMO (Fear of missing out: Angst, etwas zu verpassen) habe ich mittlerweile aber besser im Griff. 😅 Denn allein sein ist schließlich nicht einsam!

POV auf einem Wanderweg am Lake Louise. Meine Freunde vor mir und die Berge im Hintergrund.
Bibliothek oder Beautiful Nature? Ich entscheide mich im Zweifel dann doch eher für Letzteres wie hier am Lake Louise.

Auch weil die Temperaturen in Calgary zum Glück noch recht mild sind, ist meine Zeit in Calgary bisher schon ziemlich cool! Tolle Menschen um mich herum und viel Unterstützung vonseiten der Uni haben mir das Eingewöhnen relativ leicht gemacht. Gleichzeitig habe ich wieder einmal festgestellt, wie toll mein soziales Umfeld in Köln eigentlich ist – großes Vermissen an dieser Stelle!

Ich bin gespannt, wie die nächsten Monate werden. Schreib mir gerne bei Fragen oder Anmerkungen. ☺️

Bis bald

Tim

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