Man sieht sie überall – Bilder von wilden Partys, langen Ausflügen, gemütlichen Kochabenden. Freunde, die für das Gruppenselfie zusammen in die Kamera grinsen. Viele dieser Bilder sind unterhaltsam, wenn nicht sogar beneidenswert. Niagarafälle, Eiffelturm, Machu Picchu. Das ist mal eine Ansage. Doch was passiert eigentlich, wenn die Kamera aus ist? Ein ehrlicher Blick hinter die Kulissen. Offline, sozusagen.

Die gute Nachricht: Langeweile ist erlaubt. Aber natürlich!

Ein kurzer Hinweis vorweg: Ich bin kein normaler Erasmusstudent. Da ich die Hälfte meines Studiums im Ausland verbringe (insgesamt vier von acht Semestern, übrigens genauso wie die gute Johanna in Belgien), werden mir alle Leistungen zu 100% an meiner Heimatuniversität angerechnet. Das heißt im Klartext: Schuften, schuften, schuften.

Lassen wir mein Sozialleben also mal beiseite. Neben der Uni und jeglichen Aktivitäten akademischer Natur gibt es schon einige Momente, in denen ich alleine bin. Und mir mit sinnlosen Aktivitäten die Zeit vertreibe. Aber wieso auch nicht? Studieren im Ausland ist keine Party 24/7. Es hat für mich einen viel höheren Wert, einfach mal in Ruhe zu Hause zu sein und mich mit niemandem unterhalten zu müssen ( 🙂 mit dem Smiley klingt das vielleicht etwas netter), als jeden Abend unter Leuten zu sein. Versteht ihr, was ich meine?

Der Punkt ist ganz einfach: Nichts zu tun zu haben gehört zum Auslandsstudium dazu wie Tom zu Jerry oder Dick zu Doof. Es gibt keinen Grund, sich deswegen zu stressen. Denn alleine zu sein, das ist eine der wichtigsten Lektionen, die man im Ausland lernt. Zeit mit sich selbst zu verbringen. Das machen wir in Deutschland ja auch, nur da merken wir es vielleicht nicht so.

Was ist, wenn mein Leben im Ausland gar nicht so aufregend wird, wie es auf den Bildern der anderen aussieht?

Studieren im Ausland ist und bleibt eine tolle Sache und eine Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Und es wird sogar noch besser, wenn man ganz entspannt an die Sache herangeht. Mein Mitbewohner geht jeden Tag feiern? Mein Kommilitone hat schon mehr Freunde als ich? Na und?

Studieren im Ausland bedeutet ja nicht, das Leben der anderen nachzuleben. Es hat auch nicht nur den Sinn, Freunde und Bekannte zu Hause mit tollen Bildern und Geschichten zu beeindrucken. Wenn du keine Lust aufs Wandern hast, dann trete eben nicht in den Wanderclub ein, nur, weil alle anderen das tun. Wer sich traut, seine Maßstäbe selbst zu setzen und die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen, der wird am Ende auf jeden Fall das Meiste aus seiner Zeit gemacht haben. Denn das Meiste, was heißt das schon? Ist doch reine Definitionssache.

Ich bin zum Beispiel gerne alleine, weil ich absolut kein Heimwehmensch bin und auch nicht mein Sozialleben in Frage stelle, wenn ich mal keine Verabredung habe. Wem das nicht allerdings nicht so geht, der hat im Ausland unzählige Möglichkeiten, sich unter Menschen zu mischen. Das ist ja gerade das Tolle. Es stehen einem alle Türen offen, man muss sie einfach nur nutzen.