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Alltag: Weltschmerz? Was tun, wenn alles zu viel wird

Ich studiere Krisenmanagement in meinem Master. Mein aktuelles Praktikum ist in der Abteilung Emergency Preparedness und Response. Bis Februar dieses Jahres war ich noch in Israel. Die Welt und alles, das darin passiert, kann manchmal wirklich viel werden. 
Wie gehe ich damit um, wenn die Welt an allen Ecken und Enden zu brennen scheint?

Es gibt Tage, da fühlt sich die Welt wirklich einfach zu schwer an. Und ich will ehrlich zu dir sein, letzte Woche war wirklich herausfordernd für mich. Durch mein Studium bin ich so einiges gewöhnt und werde quasi permanent mit Krisen dieser Welt, humanitären Hilfsansätzen und politischen Bemühungen um Frieden und Stabilität konfrontiert. Deshalb, und auch auf einer persönlichen Ebene würde ich mich eigentlich als eine relativ resiliente Person bezeichnen. Dennoch sitze ich jetzt hier an einem Freitagabend und alles fühlt sich irgendwie zu viel an. Das Leid der Welt zu groß und die Herausforderungen zu wenig schaffbar. 

Mein Praktikum ist in der Emergency Preparedness and Response Unit, also der Abteilung der Organisation, die reagiert, wenn Krisen, Notfälle oder Krieg passiert. Sicherlich nehmen mich die aktuellen Nachrichten auch noch mal mehr mit, weil ich selbst bis Anfang dieses Jahres noch in Israel war, um dort zu studieren. Dennoch bin ich aktuell in meinem Arbeitsalltag im Praktikum täglich mit den Krisen dieser Welt konfrontiert. Meine Abteilung befasst sich ausschließlich mit den Krisen, die das höchste Level erreicht haben und von der UN als High-Level-Krisen eingestuft wurden sind. Dementsprechend lese ich täglich Nachrichten und bin Krisenupdates ausgesetzt. 

Diese Woche habe ich besonders gemerkt, dass das auf Dauer einen Effekt auf meine mentale Gesundheit hat und unterbewusst etwas mit mir macht.
Wie gehe ich also am besten damit um?

Manche Arbeitstage im Praktikum sind alles andere als einfach.

Im Laufe meines Studiums habe ich mir angewöhnt, die meisten Vorfälle auf eine gewisse Art zu abstrahieren und zu analysieren. Dadurch bekomme ich emotionalen Abstand und kann überhaupt das studieren, was ich studiere. Ich schätze beispielsweise Ärzte und Psychologen machen das ähnlich.
Trotzdem gibt es Tage, an denen ich den sogenannten Weltschmerz sehr fühle. An denen die Welt sich schlimm und ich mich hilflos fühle und überfordert fühle.
Falls es dir manchmal ähnlich geht, kommen hier meine Gedanken und Anregungen, was ich tue, um mit solchen Situationen besser umgehen zu können. 

1. Teile deine Gedanken

Egal, ob mit Freunden darüber zu sprechen, wie es mir geht oder mir alles einfach von der Seele zu schreiben – mir hilft es, meine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Schau dabei, was dir hier am besten tut. Ein Telefonat oder ein Spaziergang mit Freunden, ein Gespräch mit Kollegen oder Kommilitonen an deinem Arbeitsplatz. Oder einfach nur du und dein Notizbuch, das Platz zum bietet, Gefühle aufschreiben und dir dabei helfen kann, Gedanken zu ordnen und besser loszulassen. 

2. Setze Grenzen 

Ich kann komplett nachvollziehen, dass jeder informiert bleiben will und nicht die Augen davor verschließen will, wenn etwas Schlimmes passiert. Mir geht es ähnlich. Ich bekomme eine Eilmeldung und schon bin ich am Lesen, Liveticker checken und meine Social-Media-Timeline ist voll von Meinungen, Statements und Videos des Geschehenen. Gerade das tut dir und mir aber nicht gut und kann den Weltschmerz noch verstärken. Deswegen ist hier mein Tipp: Setze dir bewusste Zeiträume, in denen du dich informierst. Begrenze diese Zeit und lege danach dein Handy oder die Nachrichten auch wieder zur Seite und widme dich anderen Themen. Du darfst dich informieren, ohne alle zehn Minuten die Nachrichten nach Neuigkeiten zu checken. Grenzen zu setzen ist wichtig und gesund. 

3. Ablenkung kann helfen

Finde heraus, was dir hilft, dich abzulenken und was dir Freude bereitet. Tu Dinge, die dir persönlich guttun und bei denen du voll im Moment sein kannst. Das kann bei jedem unterschiedlich sein. So schwer es mir auch fällt, ich habe gemerkt, dass es mir gut tut, ohne Handy in der Natur unterwegs zu sein. Im Moment präsent zu sein und meine Gedanken einfach schweifen zu lassen. Im Café zu sitzen und zu lesen oder mit Freunden auf eine Secondhand-Shopping-Tour zu gehen. Vielleicht sind es bei dir Sport, kreative Hobbies oder ganz andere Dinge. Wichtig hierbei ist: Es ist okay, Dinge zu tun, die dir guttun und dich gut fühlen lassen. Du darfst nett zu dir selbst sein, egal wie die Zeiten oder äußeren Umstände gerade auch sind. 

Sarah im Café mit Kaffeetasse in der Hand.
Ob im Café oder beim Spazieren gehen, tu dir etwas Gutes wenn es dir nicht gut geht.

4. Deine Gefühle sind valide

Es ist okay, sich überfordert, hilflos, ängstlich oder traurig zu fühlen. Es ist okay, dass schlimme Nachrichten, Krisen und Kriege in dieser Welt dich nicht kaltlassen, sondern etwas mit dir machen. Das ist menschlich und normal, so zu reagieren. Deswegen will ich dir sagen, du darfst all das genauso zulassen und es ist okay, Tage zu haben, an denen alles irgendwie zu viel ist. Ich habe solche Tage und ich bin mir sicher viele andere genauso. Es ist deshalb auch okay, sich mal zu verkriechen oder einfach zu schlafen und für sich allein sein zu wollen.

5. Aktivismus gegen die Ohnmacht

Gegen das Gefühl der Ohnmacht kannst du auch oft schon im Kleinen etwas tun. Werde in deinem Umfeld aktiv, engagiere dich in einer Hochschulgruppe oder ehrenamtlich in einem Verein oder einer Organisation, die bei dir vor Ort ist und dort einen Unterschied durch zum Beispiel gemeinnützige Arbeit macht. Dort siehst du direkt die Auswirkungen deiner Arbeit und kannst bereits im Kleinen bei dir vor Ort Veränderung schaffen.

Ich hoffe, diese Tipps helfen dir, wenn es dir genauso wie mir geht und der Weltschmerz manchmal einfach zu viel wird. Better days are coming und du bist damit nicht allein! Falls du noch weitere Fragen dazu hast, schreib mir gern hier einen Kommentar oder auf Social Media.

Alles Liebe und bis ganz bald,
Sarah 

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