11. August 2016
Vom Tanzen mit Kindern und Malarbeiten im Flüchtlingscamp – so vielseitig sind meine Aufgaben als Freiwillige im Summer Work Camp der Birzeit University im Westjordanland.
Zunächst einmal: Das Camp besteht nicht nur aus Freiwilligenarbeit. Wir reisen auch in palästinensische Dörfer und Städte, schauen uns Sehenswürdigkeiten an und treffen palästinensische Politiker und Akademiker, mit denen wir über den israelisch-palästinensischen Konflikt diskutieren. Doch die Freiwilligenarbeit spielt eine wichtige Rolle während unseres Aufenthalts. Hier schildere ich an drei Beispielen, was zu meinen Tätigkeiten gehört.
Kindern helfen, dem Alltag zu entfliehen
Die Armaa Organisation in Ost-Jerusalem betreut arabisch-israelische Kinder, viele von ihnen sind im Grundschulalter. Die Kinder leben zwar nicht im von Israel besetzten Westjordanland, aber durch ihre unmittelbare räumliche Nähe zu Checkpoints ist ihr Alltag vom israelisch-palästinensischen Konflikt geprägt. Hier setzt Armaa an und bietet den Kindern einen Raum, in dem sie unbeschwert spielen und lernen können. Wir, die Camp-Teilnehmer, waren in der Organisation zu Besuch und halfen dort bei der Betreuung. Zusammen mit einer russischen und einer portugiesischen Freiwilligen dachte ich mir ein Programm für etwa 20 Jungen und Mädchen aus. Zunächst spielten wir “Reise nach Jerusalem”, anschließend wurde Musik aufgedreht und wir tanzten ausgelassen zu arabischen und internationalen Liedern.
Farbe ins Flüchtlingslager
In der Nähe von Bethlehem befindet sich das palästinensische Flüchtlingslager Dheisheh. Eigentlich als vorübergehendes Lager konstruiert, beherbergt das Camp heute etwa 15.000 Menschen und sieht aus wie eine richtige Stadt. Die Hauswände sind übersät mit politischem Graffiti, die meisten Botschaften sind auf Arabisch, einige auf Englisch. Wir sind bei der NGO “Shoruq” zu Besuch, übersetzt bedeutet der Name “Sonnenschein”. Die Organisation unterstützt Jugendliche bei sozialen und rechtlichen Problemen. Durch verschiedene Aktivitäten soll ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. So gibt es etwa eine Rap-Gruppe für Mädchen, die aber nur neun Mitglieder hat – rappende junge Frauen sind noch nicht in der palästinensischen Gesellschaft angekommen. Anschließend werden wir, die Freiwilligen, selbst aktiv und bemalen eine Mauer im Flüchtlingscamp mit Bäumen und der palästinensischen Flagge.
Battir – UNESCO Weltkulturerbe
Das palästinensische Dorf Battir ist eine kleine Berühmtheit in Palästina – seine Terrassengärten wurden zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Und auch sonst ist das Dorf eine Ausnahme im Westjordanland – als einzige Gemeinschaft haben sich die Einwohner erfolgreich gegen den Bau der israelischen Sperranlagen zur Wehr gesetzt. Auch heute dürfen sie ihr Land selbst bebauen – auch auf den Gebieten, die offiziell im israelischen Teil liegen. Das kommt einer kleinen Sensation gleich. Das Dorf möchte weitere Terrassengärten anlegen, die landwirtschaftlich genutzt werden. Dabei helfen wir und bilden eine Menschenkette, über die wir die Steine, die für den Bau benötigt werden, transportieren. Die Stimmung ist gut; die palästinensischen Studenten stimmen ein arabisches Lied nach dem anderen an. Wir klatschen fröhlich im Takt.
Auch wenn ich eine Situation im Camp erlebt habe, in der ich mich nicht wohlgefühlt habe, bin ich bis jetzt sehr froh, dass ich teilnehme. Es ist etwas völlig anderes, über den Nahostkonflikt zu lesen oder vor Ort zu sein, sich mit Palästinensern auszutauschen und den Besatzungsalltag zu erleben.
Abd alhakem
27. Dezember 2018
Sehr schönes Fotos
Palästina 😭