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Studieren an einer Spitzenuniversität in Lateinamerika

Als Lehrassistent an der renommierten „Unicamp“ erlebe ich das Studentenleben aus einer neuen Perspektive: Ich unterrichte und nehme an spannenden Kursen teil. Begleiten Sie mich in die Welt zwischen Lehrsaal, Studentenrabatten und der Frage, wie Frontalunterricht auf moderne Didaktik trifft!

Warum schreibe ich diesen Artikel? Bin ich nicht eigentlich DAAD-Lehrassistent an der Unicamp? Im Prinzip ja, aber dennoch bin ich als „Estudante Especial“ , also sozusagen als Sonderstudent oder Visiting-Student, an der Unicamp gemeldet. Das hat einige Vorteile. Neben dem offensichtlichen Vorteil, dass ich einen Kurs belegen und mir die Leistungspunkte im Master anrechnen lassen kann, gibt es noch weitere Gründe, warum ich mich neben meiner Tätigkeit als Lehrassistent auch als Student eingeschrieben habe. Durch die Einschreibung habe ich Zugriff auf sämtliche Institutionen und Aktivitäten der Uni.

Ich habe eine Studentenkarte und kann somit in die Bibliothek gehen und vor allem in der Uni-Mensa essen, die nur für Studierende zugänglich ist. Außerdem erhalte ich bei verschiedenen Aktivitäten und auch bei Reise Studentenrabatte. Zudem dient die Studentenkarte in Brasilien auch als Ausweisdokument, wodurch ich nicht immer meinen Reisepass mitnehmen muss. Sollte der nämlich geklaut werden, müsste ich mich auf eine große bürokratische Reise nach São Paulo zur deutschen Botschaft begeben. Das möchte ich möglichst vermeiden.

Für mich ist das Studentenleben ein spannendes Abenteuer, das weit über das reine Lernen hinausgeht. Es hat mich nicht nur motiviert, mich für den Kurs „Linguistische Analyse des Unterrichtens des Portugiesischen“ anzumelden, sondern auch aktiv teilzunehmen und alle Aufgaben gewissenhaft zu erledigen. Schon in der ersten Stunde hatte ich die Gelegenheit, andere Studierende kennenzulernen, und wir bildeten schnell Gruppen. Der soziale Austausch ist mir dabei besonders wichtig, denn ich glaube, dass man am besten zusammen lernt und Herausforderungen meistert. Glücklicherweise habe ich in der Linguistik stets eine starke Solidarität unter den Kommilitonen erlebt. Ohne diesen Rückhalt würde das Studium für mich zu stressig werden!

Der Unterricht ist hier sehr anders als in Deutschland. Zwar lassen die Dozenten Diskussionen zu, aber die vier Stunden Unterricht bestehen hauptsächlich aus Frontalunterricht. Interessanterweise wird uns im Frontalunterricht beigebracht, dass wir in der Schule später keinen Frontalunterricht durchführen sollen. Es handelt sich um einen Lehramtskurs, auch wenn es hier keine klassische Unterteilung in Lehramt und grundständige Studiengänge gibt. Alle Studenten der Sprache belegen Kurse in den Bereichen Literatur, Linguistik und Didaktik und können somit unterrichten. Trotz einiger Sprachhindernisse kann ich dem Kurs im Großen und Ganzen gut folgen. Jeder Kurs wird zusätzlich von Tutoren begleitet, sodass ich neben der Professorin und den Mitstudierenden weitere Ansprechpartner habe. Das ist auch schon ein Unterschied zu meinem Studiengang „Spanisch“ in Deutschland: Ich habe nur Seminare der Linguistik belegt. Ein Lehrer in einer deutschen Schule könnte ich mit meiner aktuellen Ausbildung nicht werden. Das ist aber auch gar nicht mein Ziel.

Ganz anders als in Deutschland

Ein großer Unterschied zu meiner heimischen Uni sind die Unterrichtszeiten: Diese sind von 19 bis 23 Uhr. Offiziell. Es ist komplett normal, dass die meisten nach der Hälfte gehen. Schließlich müssen viele ihre Busse bekommen, da sie nicht in der Nähe wohnen. Ich fahre mit dem Fahrrad zehn Minuten nach Hause, die anderen Studenten leben in Nebenorten oder in weiter entfernten Vierteln von Campinas. Es kann also sein, dass wir um 19 Uhr 20 Leute sind und um 21 Uhr nur noch Fünf.

Der Unterricht geht meistens sowieso nur bis ungefähr 22:30 Uhr. Und was ich auch sehr lustig fand: Obwohl ich die akademische Welt Lateinamerikas und die Lernkultur aus meinem Auslandssemester in Buenos Aires kenne, habe ich mich aus Gewohnheit in meinem Seminar gemeldet, wenn ich etwas sagen wollte. Hier wird aber einfach reingerufen. Brasilianer sind Umgangsformen sehr wichtig – gerade in der Öffentlichkeit habe ich das Gefühl, dass die Leute deutlich förmlicher und freundlicher sind als in Deutschland. „Reinrufen“ bedeutet nicht, dass alle durcheinander reden, aber wir müssen eben untereinander abmachen, wer zuerst spricht. Das ist nicht die Aufgabe des Professors. Ich lasse meine Studenten oft untereinander sprechen und diskutieren, ohne mich einzumischen.

Nicht nur arbeiten, sonder auch lernen

Da ich im Master gerne DaF studieren möchte, werde ich versuchen, eine gute Note zu bekommen und diesen Kurs eventuell im freien Wahlbereich anrechnen zu lassen. Mal sehen, ob das mit der Anrechnung wirklich funktionieren wird. Schließlich ist es ein Kurs der „Graduação“ (vergleichbar mit dem Bachelor) und nicht der „Pós-Graduação“ (vergleichbar mit dem Master). Interessant finde ich, dass hier einige Studierende bereits nach dem Bachelor mit einer Promotion beginnen.

Es ist auch erwähnenswert, dass die Unicamp wiederholt zur drittbesten Universität Lateinamerikas gewählt wurde. Dieser Ruf spiegelt sich auch in der akademischen Gemeinschaft wider, was es besonders spannend macht, hier zu studieren.

Irgendwie finde ich es schön, nicht nur zu arbeiten, sondern auch selbst zu studieren. Es ist eine tolle Möglichkeit, mein Wissen zu erweitern, und so bleibe ich auch zwischen Bachelor und Master im Studentenalltag verankert. Das ist mir wichtig, schließlich bin ich kein ausgebildeter Lektor, sondern hier, um etwas zu lernen. Aus diesem Grund begleite ich auch als Tutor einen Kurs meiner Professorin und schaue mir ihren Unterrichtsstil genau an.

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