Essen ist schön. Essen ist toll! Besonders im Ausland gibt es viele kulinarische Neuheiten, die „unbedingt probiert werden müssen“. Ist es da nicht ziemlich öde, Vegetarier zu sein? Und auch ziemlich schwer? Die Antwort darauf ist klar wie Kloßbrühe: Wer will, der kann!

Seit 15 Jahren bin ich nun schon glückliche Vegetarierin, kerngesund und mit der Mission noch voll im Blick. Von Reis mit Ketchup bis Hotdogs ohne Hotdogs habe ich im Ausland schon alles mitgemacht, was die Vegetarier-Seele so aushält. Und dennoch ist mir nicht einmal der Gedanke gekommen, an meiner Ernährungseinstellung zu zweifeln. Wieso? Weil es nicht sein muss. Alternativen finden sich immer.

Klare Worte, aber auf den Ton kommt es an

Heutzutage ist es eigentlich keine große Sache mehr, sich vegetarisch zu ernähren. In Deutschland alleine gibt es rund 7,8 Millionen Vegetarier, weltweit sind es ca. 375 Millionen (Stand 2014). Das ist doch schon einmal ein Start!

Aber Vorsicht. Bei einigen Menschen aus anderen Kulturen stößt diese Lebensweise manchmal auf Unverständnis. Während meines Schüleraustausches in Ecuador bin ich zum Beispiel häufiger in Erklärungsnot geraten, als während meiner Auslandssemester in Spanien und Irland. Da gilt es, mit Respekt und Rücksicht geduldig seinen Standpunkt zu erklären und die anderen einfach ihr Ding machen zu lassen.

Verpasst man nicht ziemlich viel von der Kultur des Landes?

Schon. Essen ist nun einmal ein wichtiger Bestandteil vieler Kulturen, das lässt sich nicht leugnen. Aber wer genau hinschaut, der entdeckt auch vegetarische Alternativen, die es so in Deutschland nicht gibt. Ich bin zwar nie in den Genuss gekommen, Meerschweinchen in Ecuador, Fisch-Paella in Spanien oder Irish Stew in Irland zu probieren. Dafür habe ich aber meiner ecuadorianischen Gastfamilie das Rezept für Nudelauflauf gezeigt, ausgiebig die andalusische Gemüse-Paella genossen und meine generellen Kochkünste ziemlich ausgebaut. Kulturen kann man auf viele verschiedene Weisen entdecken.

Ist es nicht schwer, im Ausland an genügend Ersatzprodukte für Fleisch und Fisch zu kommen?

Wenn es um Tofu und Co. geht, dann hat Deutschland es schon ziemlich raus, keine Frage. Eine so große Vielfalt an vegetarischen Nahrungsmitteln, die über Obst und Gemüse hinausgehen, ist mir bis jetzt noch nicht begegnet. Allerdings muss man im Ausland ja auch nicht speisen wie die Prinzessin auf der Erbse (man beachte diesen vegetarischen Witz).

Verzicht auf Altbekanntes und Flexibilität in Bezug auf den Speiseplan ist die Grundvoraussetzung für eine positive Veggie-Erfahrung. Doch nur, weil es nicht alles gibt, was man aus Deutschland so kennt, muss es ja nicht gleich langweilig sein! Das Internet ist voll von vegetarischen Rezeptideen und unbekannte Lebensmittel im Supermarkt laden zu neuen Kochkreationen ein. Ich kassiere oft neidische Blicke, wenn ich mit meiner Veggie-Version um die Ecke komme.

Also. Eine Herausforderung – ja. Ein Grund, nicht ins Ausland zu gehen oder sich deswegen Sorgen zu machen – auf KEINEN Fall. Besonders als Student und Selbstversorger nicht. Dann wird sich im WG-Kühlschrank eben zuerst das Gemüsefach erobert!