12. Februar 2023
Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande, ist bekannt für ihre gut ausgebauten Radwege und für die vielen Fahrradfahrer:innen. Auch wenn das Fahrrad wohl das Hauptfortbewegungsmittel ist, bestehen noch andere Möglichkeiten von A nach B zu gelangen. Welche Erfahrungen ich bisher mit Amsterdams Transportmöglichkeiten machte und was ich gerne schon vor meinem Aufenthalt gewusst hätte erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Unzählige Fahrradfahrer:innen tummeln sich in den Straßen Amsterdams. Vor allem morgens ist hier gut von einer Rush-Hour zu sprechen: Schlange stehen an Ampeln, das wacklige Anfahren, sobald es grün wird und Fahrräder von allen Seiten – hier ist Vorsicht und Aufmerksamkeit gefordert. Lässt du den eigenen Blick weiter schweifen und wagst einen genaueren Blick in die Trams, so stellst du fest, dass diese ebenso äußerst reich besetzt sind. Die niederländische Hauptstadt hat ein Transportangebot der vollen Breite: Fahrräder, Busse, Trams, Metros und sogar Boote und Fähren!
Das Fahrrad – mein Fortbewegungsmittel Nr.1
Für mich als Fahrradliebhaberin sind die außerordentlichen Fahrradwege in Amsterdam ein Gaumenschmaus. Fast alle Destinationen innerhalb der Stadt sind mit dem Rad gut und schnell zu erreichen. Distanz ist – zumindest für mich – kein Grund mehr auf das Fahrrad zu verzichten. Da spielen eher Faktoren wie Wind und Wetter eine Rolle, wenn es um die Frage geht, ob ich denn heute wirklich das Fahrrad nehmen soll oder eher will. Jedoch bin ich zugegebenermaßen kein großer Fan der restlichen Transportangebote des ÖPNVs, weshalb mir entweder mein Fahrrad oder meine Füße zur Verfügung stehen. Wieso? Das erfährst du weiter unten im Blogbeitrag. Während Trams und Busse meistens ziemlich vollgepackt sind, genieße ich die gemeinsame Zeit mit meinem Drahtesel und bin dabei sogar schneller als die Tram.
Wer sich entscheidet Amsterdam mit dem Fahrrad zu erkunden, dem rate ich sehr aufmerksam zu sein. In meinen bisherigen fünf Monaten erlebte ich die Fahrradwege vor allem zu den Stoßzeiten (morgens und nachmittags/abends) sowie am Wochenende als ziemlich voll. Oftmals wird hier wenig Rücksicht auf Verluste genommen und das Motto beim Fahrradfahren lautet „Der Stärkere gewinnt“. Erstaunlicherweise ist die Reaktionszeit sehr hoch, das heißt anderen Verkehrsteilnehmer wird gekonnt (in letzter Sekunde) ausgewichen. Zudem ist auf den schmalen Radwegen das Überholen aufgrund von zu weit rausstehenden parkenden Rädern sowie plötzlichem Personenwechsel ein Abenteuer. Nicht zu selten kommt es vor, dass Fußgänger:innen beim Überqueren der (Fahrrad-)Straße das berühmte „links-rechts-links“ vergessen. Deshalb hier ein Appell an alle Fußgänger:innen sowie Fahrradfahrer:innen: Bitte immer auf die anderen Verkehrsteilnehmer:innen achten.
Auf meine Frage wieso hier super selten ein Helm getragen wird, erwiderte mein Chef: „Wir Niederländer:innen haben quasi das Radfahren erfunden, wir haben es im Blut.“ Das Argument kann ich verstehen und dennoch vertrete ich die Meinung, Helme gehören auf die Köpfe der Radfahrer:innen, genauso wie ein Deckel auf das Marmeladenglas. Doch schlussendlich ist dies jedem selbst überlassen.
Während in Deutschland immer mehr Personen mit schützenden Helmen unterwegs sind, sucht man hier vergeblich nach solch einer Szenerie. Dass Radfahrer:innen mit Sturzhelm Amsterdams Straßen unsicher machen, kommt wirklich leider nur selten vor. Ich selbst zähle mich zu denen, die hier oben ohne unterwegs sind. In Deutschland fuhr ich schön mit Helm, doch ehrlich gesagt verunsicherte mich die „keine-Helm-Kultur“ in der Hinsicht, dass ich es den Locals gleich mache, und ebenso ohne Helm fahre. Ob ich darauf stolz bin? Wohl eher nicht. Vielmehr ist es eine Frage der Bequemlichkeit, den Sturzhelm zuhause zu lassen. Eigentlich würde und sollte ich ihn tragen, denn Sicherheit geht bekanntermaßen vor. Hauptgrund dafür ist der äußerst hoch frequentierte (Rad-)Verkehr auf den Straßen Amsterdams und einige Fahrradunfälle im Bekanntenkreis.
Beim Parken des Fahrrads gibt es einige Optionen. Doch am wichtigsten ist es die Zweiräder nur in ausgewiesenen Bereichen abzustellen. Auf ein gutes Schloss sollte Wert gelegt werden. Ich habe beispielsweise ein normales Zahlenschloss und ein separates Drahtseil, welches ich durch meine Speichen stecke und mit meinem Schloss verschließe. Unterirdisch des Amsterdam Centraal Bahnhofs gibt es neuerdings ein sehr großes Fahrradparkhaus, wo Fahrräder nun „sicher“ geparkt werden können. Wer hier länger als 24 Stunden parkt, muss eine Gebühr von circa 1,50 Euro zahlen.
Mit der Tram durch die Stadt
Möchtest du dir für deinen Aufenthalt weder ein Fahrrad kaufen noch ausleihen aber trotzdem weite Strecken zurücklegen oder es regnet einfach in Strömen, welcher durch den Wind schon fast waagerecht steht, so sind Tram und Metro ein beliebtes Fortbewegungsmittel. Es gibt einige Straßenbahnlinien, welche nahezu die gesamte Stadt abdecken; von den Innenstadtgebieten bis zu den Vororten. Die Taktung der Trams und Metros ist unterschiedlich; meine Stammtram 17 Centraal Station verkehrt beispielsweise alle zehn Minuten.
Meine Erfahrung mit den Trams ist so mittelmäßig. Gleich zu Beginn kann ich sagen, wenn du einen wichtigen Termin hast, nehme lieber eine oder gar zwei frühere Bahnen. Oftmals kommen die Bahnen zu früh oder zu spät. Auch zu Stoßzeiten können die Bahnen so überfüllt sein, dass du einfach nicht mehr reinkommst. Das ist mir mal passiert – zum Glück wollte ich nur ins Büro fahren und musste keinen Anschlusszug nach Deutschland erwischen. Zudem empfinde ich es so, als wäre ich mit dem Fahrrad viel schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Vielleicht ist das auch in anderen Städten so, da reicht meine Großstadterfahrung noch nicht aus, um hier eine repräsentative Einschätzung zu geben. Mit meinem Fahrrad brauche ich 27 Minuten von meiner Haustür ins Büro und mit der Tram bin ich mindestens eine Dreiviertelstunde on the rails.
Im Bus besser mit Sitzplatz
Ein gleichfalls beliebtes Transportmittel in Amsterdam stellt der Bus dar, da es ein gut entwickeltes Busnetzwerk gibt. Persönlich bin ich noch nicht so oft mit diesem Transportmittel gefahren. Die Male als ich den Bus benutzte war ich jedoch mit dem Service und der Pünktlichkeit zufrieden. Mein bisweilen einziger Kritikpunkt ist der Fahrstil, welcher ziemlich holprig und abrupt ist. Und dennoch hängt der Fahrstil ja immer vom jeweiligen Fahrer beziehungsweise von der jeweiligen Fahrerin ab.
Die Fähre ist für alle da!
Ich habe nicht schlecht gestaunt, als mir mein Mitbewohner an meinem ersten Tag erklärte, die Fähre sei für alle Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen kostenfrei. Autos können diese Fähren nicht nutzen. Von der Fähre wird Gebrauch gemacht, sobald es nötig ist vom Amsterdamer Zentrum nach Amsterdam Noord zu gelangen. Glücklicherweise gibt es entlang des Amsterdam-Rhijne-Kanaals viele Fähranleger, welche im 5 bis 20 Minuten Takt verkehren.
Amsterdams Kanäle sind mit einer Bootstour gut zu erkunden. Hier gibt es verschiedene Tour-Anbieter. Das Angebot variiert von Stadtführung mit vielen Personen in einem Boot bis hin zur exklusiven Date-Night-Experience zusammen mit deinem oder deiner Partner:in.
Gut zu wissen:
- Fahrräder sind gebraucht unter anderem auf der Waterloopleinmarkt oder auf Marktplaats (Facebook) zu kaufen. Auf Märkten handelt es sich gegebenenfalls vielleicht auch mal um ein gestohlenes Fahrrad. Ich erwarb hier mein Rad – hoffentlich schlägt das Karma nicht zurück.
- Für den ÖPNV (Bus, Tram, Metro) ist eine OV-Chipkaart am unkompliziertesten. Diese kostet einmalig 7,50 Euro und kann problemlos am Ticketautomaten mit Guthaben aufgeladen werden.
- Der Verkehrsverband des ÖPNVs in Amsterdam ist der GVB.
- Ebenso ist der Kauf einer personalisierten OV-Chipkaart möglich. Mit dieser kannst du Gebrauch von bestimmten Aktionen, wie dem Wochenendticket machen.
- Die OV-Chipkaart oder das manuell gekaufte Ticket immer beim Ein- und Aussteigen in Bus, Tram oder Metro an das jeweilige Eincheck-Gerät halten.
- Um den Regionalverkehr zu benutzen wird mindestens ein Saldo von 16 Euro auf der OV-Chipkaart benötigt.
- Die OV-Chipkaart nicht benutzen, wenn man zum Beispiel mit dem Zug aus Deutschland in Amsterdam Centraal ankommt und das Bahnhofsgebäude verlassen möchte. Hier werden 20 Euro abgebucht.
- Der Kauf von Tickets des GVBs (Verkehrsanbieter innerhalb Amsterdams) ist nur an GVB-Ticketautomaten möglich.
- Der Regionalverkehrsnetzanbieter ist NS (Nederlandse Spoorwegen N.V.). Mit dem Sprinter (sowas wie Regionalbahnen) kannst du in andere Städte fahren.
- Die Busse in Amsterdam Centraal verkehren oberhalb der Gleise, quasi auf einer höheren Ebene. Dafür musst du dich im Bahnhofsgelände Richtung Norden orientieren.
- Tram, Metro und Bus verkehren nicht die gesamte Nacht! Für einige Linien gibt es jedoch Nachtbahnen beziehungsweise -busse.
- Die Fähren sind für Fußgänger:innen und Fahrradfaher:innen kostenfrei.
Die niederländische Hauptstadt hat also eine Menge unterschiedlicher Fortbewegungsmittel zu bieten. Wenn du die Stadt unsicher machen möchtest, kann ich dir wärmstens das Fahrrad empfehlen: Es macht Spaß, man ist in Bewegung und kann in relativ kurzer Zeit viel von Amsterdam sehen. Zusätzlich ist es möglich an Staus vorbeizufahren und an den schönen Grachten entlang zu radeln. Doch auch die Stadt einfach zu Fuß zu erkunden macht unheimlich viel Spaß. Mich inspiriert ein Spaziergang durch das Zentrum jedes Mal aufs Neue; die hübschen Häuser, die stylischen Einrichtungsstile und die schönen Cafés.
Also dann: Helm auf, Augen auf, OV-Chipkaart eingecheckt und viel Spaß in Amsterdam!
Liebste Grüße,
Paula