Ob im Studium oder im Alltag: Anerkennung tut gut. Aber besonders bei Auslandsaufenthalten kann sie einem manchmal verwehrt bleiben – zumindest in Form von Credits, weil die Heimatuni die Leistungen nicht anerkennt. Worauf du bei der Kurswahl an der ausländischen Hochschule achten solltest, erklären unsere Correspondents.
Easy going: Wenn alles vor der Abreise geklärt ist
Ksenia war als Freemover im Ausland, das heißt, sie hat ihren Aufenthalt in Los Angeles selbst organisiert, da die Cal State LA keine Partneruni ihrer Heimathochschule ist. Auch wenn man in diesem Fall bei der Ortswahl freier ist, sollte man mit der Hochschule daheim trotzdem ein sogenanntes Learning Agreement abschließen, in dem die geplanten Studienleistungen festgehalten werden. So gibt es im Nachhinein keinen Stress bei der Anerkennung. Bei Erasmus+Aufenthalten ist das Learning Agreement verpflichtend.
Ksenia: „Ich habe mich, nachdem feststand an welche Uni ich gehe, direkt an meinen Studiengangkoordinator gewandt. Ich habe mir auch schon vorher den Kurskatalog der Cal State LA angeschaut und eine längere Auswahl an Kursen, die ich gerne belegen möchte, getroffen. Diese musste ich nur kurz mit meinem Studiengangkoordinator abstimmen und mir unsere Absprache einmal per E-Mail bestätigen lassen.“
Für manche fängt die Vorbereitung für den Auslandsaufenthalt bereits zu Studienbeginn an, so zum Beispiel für Thanh:
Thanh: „Für Studierende, die schon zu Beginn des Studiums wissen, dass sie ins Ausland möchten, kann es hilfreich sein, sich den Wahlpflichtbereich im Studium frei zu halten. Die Anerkennung von Kursen in diesem Bereich ist meistens unkomplizierter.“
Ganz allgemein: Niemand, der einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt plant, kommt am Thema Anerkennung vorbei. In der Regel ist hier dein Fachbereich (Prüfungsamt oder Studienfachkoordinator) oder das International Office deiner Hochschule zuständig. Hilfreiche Tipps findest du hier.
Kleine, aber feine Unterschiede
Manchmal geht’s mit der Anerkennung ganz einfach, aber dann gibt es noch ein paar Kleinigkeiten, die man beachten sollte, vor allem im Hinblick auf Sprachkurse, Besonderheiten des Bildungssystems oder die Frage des „besten Zeitpunkts“, wie Julia, Janette und Simon zeigen:
Julia: „Wer Sprachen studiert, sollte darauf achten, dass das Niveau des Kurses im Ausland, dem des Semesters, das man sich anrechnen lassen will, gleicht. Ein Blick in die Lehrbücher der höheren Semester lohnt sich auf jeden Fall. Außerdem sollte man auch auf das Notensystem im Ausland achten.“
Denn nicht überall werden Leistungen nach dem gleichen System bewertet wie bei uns – in Japan werden zum Beispiel die „Noten“ A+, A, B, C, sowie F und G vergeben. Das macht die Umwandlung gemäß unserem „European Credit Transfer System“ (ECTS) nicht immer einfach. Manchmal gibt es sogar innerhalb eines Landes verschiedene Möglichkeiten, wie Janette weiß:
Janette: „Die einzige Schwierigkeit stellte die genaue Umrechnung der brasilianischen Créditos in ECTS dar, weil es in Brasilien z.B. auch Unterschiede im System zwischen privaten und staatlichen Hochschulen gibt. Zudem wurde mir teilweise noch zusätzlicher Aufwand angerechnet, da ich die Kurse nicht auf Englisch, sondern auf Portugiesisch belegte.“
Nicht immer hakt’s bei der Anerkennung durchs International Office, oft haben auch Profs gewisse Ansprüche, die sich nicht immer mit dem Kursangebot im Ausland decken. Simon hat für einen solchen Fall aber eine Lösung gefunden:
Simon: „Im Bachelor Computational Engineering Science (CES) gibt es fast nur Pflichtfächer und die Professoren lassen ungern mit sich verhandeln, wenn es darum geht gerade ihr (superwichtiges) Fach im Ausland zu ersetzen. Zum Glück ist der Master CES sehr frei strukturierbar und ich kann mir hoffentlich viele Leistungen aus Frankreich anerkennen lassen.“
Das Lustprinzip: Curiousity statt Credits
Es gibt auch Studierende, für die bei der Planung des Auslandsstudiums das Thema Anerkennung nicht das wichtigste ist. Je nach Uni, Studienfach oder Austauschprogramm unterscheiden sich hier die Vorgaben und Pflichten. Es lohnt sich also in Ruhe darüber nachzudenken und mit dem International Office individuelle Lösungen zu finden.
Sophia: „Man muss sich nicht den Stress um die anzurechnenden Credits antun. […] Natürlich erscheint das erstmal negativ, allerdings nimmt es mir den Druck, groß zu entscheiden, ob ich denn jetzt eigentlich genug Veranstaltungen belege oder nicht. Auch muss ich niemandem am Anfang oder Ende des Semesters hinterherrennen, um noch Unterschriften für Anerkennungen eines Faches zu bekommen.“
Auch Jens versteht das Auslandsstudium nicht nur als Gelegenheit zum Credits-Sammeln: „Ich kann jedem empfehlen Kurse im Auslandssemester nicht nur nach Credits zu wählen. Gut, eine gewisse Anzahl an Credits ist für die meisten verpflichtend. Dennoch lohnt es sich etwas über den Tellerrand des eigenen Studieninhalts zu schauen.“