7. April 2016
Ohne große Vorwarnung sprachen mich zwei vietnamesische Studenten an. Ich begutachtete gerade im Postamt, einer der populärsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die Souvenirs, da tippte mir jemand auf die Schulter. Mein Couchsurfing-Kumpel Huy hat mir bereits davon erzählt, ansonsten wäre ich sehr verwundert über die Frage der Beiden gewesen. Denn die Zwei gehen, wie viele andere vietnamesische Studenten auch, zu den Touristenattraktionen, um dort mit den Ausländern Englisch zu üben.
Ich finde es ganz schön mutig von den Beiden, einem Fremden einfach so auf die Schulter zu tippen und loszureden. „Hallo, wie gefällt dir Vietnam?“, „Wie alt bist du?“, „Wo kommst du her?“. Weil ich keinen Zeitdruck hatte, setzte ich mich also mit Minh und Phie auf eine der vielen Bänke im Postamt und wir unterhielten uns. Phie war sehr schüchtern und es war schwer, seine Aussprache zu verstehen. Ich musste oft nachfragen oder die Artikulation der Wörter mit ihm üben. Doch nach einiger Zeit lies seine Nervosität sichtbar nach und wir sprachen über alles Mögliche. Da Vietnamesisch eine tonale Sprache ist und im konventionellen Sprachunterricht an den Schulen häufig fast nur geschrieben und kaum gesprochen wird (im Deutschunterricht, den ich besuche ist das zum Glück anders!), haben einige Studenten daher Nachholbedarf im alltäglichen Anwenden der Sprache. Generell ist das Unterhalten mit den ausländischen Besuchern eine gute Idee, wie ich finde. Ich hoffe nur, dass andere Touristen nicht genervt bzw. überfordert reagieren und sich auch einen Moment Zeit für ein Gespräch nehmen.
Bitte recht freundlich
Zum Abschluss mussten wir unsere Konversation nochmal für die Kamera wiederholen. Es war Phies Hausaufgabe, eine 5minütige Unterhaltung auf Englisch aufzuzeichnen und seinem Lehrer vorzulegen. Ein bisschen komisch war es schon, verschwitzt und erschöpft vom Tag jetzt auch noch gefilmt zu werden. Aber nun gut. Bei 34°C draußen sahen die anderen Touris nicht besser aus.
Ich hoffe, dass mein spontaner Sprachunterricht geholfen hat und der Lehrer mit dem Ergebnis zufrieden ist. Das nächste Mal, wenn ich zur Post muss, nehme ich extra ein wenig mehr Zeit mit. Denn wer weiß, wer sich dann mit mir unterhalten will, um Englisch zu üben.