2. Juni 2022
Vor meinem Aufenthalt in Saudi-Arabien habe ich mir vorgenommen, die arabische Sprache zu lernen. Ich habe jetzt zwei Arabischkurse absolviert und dabei sehr viel Spaß gehabt. Was ich gelernt habe, ist jedoch mehr als Sprache, es ist ein Gefühl für die Lebensart. Und natürlich, dass man nicht immer alles perfekt machen kann!
Unsere Arabischlehrerin nimmt für einen Moment ihre Maske ab, spitzt die Lippen. Ich und die anderen Arabischlernenden starren auf ihre Zunge, um bloß keine Bewegung zu verpassen. Sie spricht das Wort extra langsam aus, präzise, und trotzdem gehen sofort die Diskussionen los.
Wir lernen in diesem Kurs das arabische Alphabet und dazu gehört auch, dass wir Wörter diktiert bekommen. Die müssen wir schreiben und in einer kleinen Gruppe präsentieren. Die Gruppe, die mehr Wörter richtig geschrieben hat, gewinnt. Keine Gruppe hat bis jetzt alle Wörter richtig geschrieben, und noch seltener ist es, dass sich alle Mitglieder einer Gruppe auf eine Schreibweise einigen.
Die Ohren (und natürlich das Gehirn) müssen den Klang einer neuen Sprache erst lernen, das habe ich hier sofort gemerkt. Am Anfang klang alles gleich für mich. Der Schreibkurs ist der zweite Arabischkurs, den ich hier belegt habe. Im ersten Kurs durften wir die Wörter so schreiben, wie sie klangen, und müssen sie uns nur merken. Da ich aber nach meiner Rückkehr nach Deutschland weiterlernen möchte, dachte ich mir, dass es gut ist, das Alphabet lesen und schreiben zu können. Schon alleine um Übersetzungen von Wörtern zu googeln.
Alleine weiterlernen wird aber alles andere als einfach: Arabisch ist keine einheitliche Sprache, es wird in vielen Ländern gesprochen und innerhalb dieser Länder gibt es lokale Unterschiede. Hier, in der Hejaz Region (der Westen von Saudi-Arabien) wird ein anderer Dialekt gesprochen als im Osten. Was wir lernen, ist das Moderne Standardarabisch, das aber nur von Fernsehsendern und ähnlichen Medien benutzt wird.
Mein Arbeitspensum an der Uni hat zudem auch zugenommen und so habe ich einige Kurse verpasst. Das Chaos ist damit perfekt. Macht aber nichts, wer Arabisch lernen will, muss mit ein bisschen Chaos wohl klarkommen. Inshallah, wie man hier sagt. Wenn Gott es will. Das ist nicht nur eine Phrase, sondern auch ein bisschen Lebensart. Kommt der Bus pünktlich? Inshallah. Findet der Termin morgen statt? Inshallah. Kann ich nächste Woche ein Auto mieten? Inshallah. Für Deutsche mag das ein bisschen frustrierend klingen, aber man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran. Denn irgendwie geht doch alles immer gut. Inshallah eben!
Alexander
2. Juni 2022
Wa-llahi ein sehr schöner Text über die arabische Sprache!