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Nach der Arbeit kommt die Überraschung 1 Tag bei der UNHCR


Seit Oktober 2015 arbeite ich im Koordinationsteam für die Flüchtlingskrisen in Nigeria und in der Zentralafrikanischen Republik des Regionalbüros für Westafrika des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR). Wie ein typischer Arbeitstag bei mir aussieht und warum er manchmal ganz überraschend enden kann, erzähle ich euch in diesem Blogeintrag …

Uhrzeit: 5:11 Uhr
Manchmal wache ich jetzt sogar schon vor dem Muezzin auf, weil mein Körper es gewohnt ist.

Ca. 05:20 Uhr: Der Muezzin ruft und meistens werde ich davon wach.

06:45 Uhr: Raus aus den Federn und ein schönes Müsli mit Früchten zum Frühstück. Viele Bewohner Senegals essen morgens schon Reis mit Soße. Ich habe meine Frühstücksgewohnheiten beibehalten. Frische Milch gibt es im Supermarkt zu kaufen, in den kleinen Geschäften auch H-Milch. Obst gibt es an Ständen in den Straßen, viel wird aber importiert, Äpfel aus Südafrika oder Marokko, Bananen aus Côte d’Ivoire… Vor Kurzem gab es sogar lokale Erdbeeren und die Mangosaison beginnt bald.

Saft und Müsli mit Obst
Meine Frühstücksgewohnheiten habe ich mehrheitlich beibehalten.
Hemden im Schrank
Meine kleine Hemdenauswahl.

Es gibt keine Kleiderordnung im Büro. Kurzärmelige Hemden sind bei der Hitze auch keine schlechte Wahl.

07:45 Uhr: Ich verlasse das Haus und gehe, ca. 15 Minuten, zu Fuß zur Arbeit.

08:00 Uhr: Arbeitsbeginn. Das bedeutet E-Mails abarbeiten, denn der Hauptsitz von UNHCR in Genf ist uns zwei Stunden voraus, sodass sie dort schon viel gearbeitet haben, wenn wir unseren Tag beginnen.

09:53 Uhr: Der Entwurf einer Tagesordnung muss in fünf Minuten für ein Treffen der Regionalrepräsentantin mit einer Geberinstitution fertig gemacht werden.

10:00 Uhr: Besprechung der Regionalen Informationsmanagementarbeitsgruppe. Diese ist Teil der Koordinierungsmechanismen der Antwort auf Flüchtlingskrisen. Hier werden Informationen über Zahlen von Vertriebenen ausgetauscht, Probleme bei der Datenerhebung besprochen oder neue Programme zur Datenerhebung entworfen und getestet.

12:30 Uhr: Rückkehr ins Büro. Jetzt habe ich ein bisschen Zeit, die Presse durchzusehen. Teil meiner Arbeit ist das Informationsmanagement für die Flüchtlingskrisen in Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik. UNHCR hat ein Informationsportal, http://data.unhcr.org, eingerichtet. Ich suche relevante Artikel, Berichte und andere Dokumente und lade diese dort hoch. Von Dakar aus wird die Plattform verwaltet, aber die Verantwortung wichtige Informationen hochzuladen liegt auch bei den UNHCR-Länderbüros.

13:00 Uhr: Mittagessen in einem lokalen Restaurant. Das bedeutet: Holzbänke für fünf Personen, nur ein Tagesgericht wird angeboten, Preis 500F CFA (80 Cent). Es gibt natürlich auch andere Optionen für das Mittagessen, die von der Kantine (umgerechnet 3 Euro pro Gericht), über einen europäischen Sandwich (umgerechnet 5 Euro) bis zum Restaurant (ab umgerechnet 15 Euro pro Gericht) reichen.

Stadt hinter gelbem Filter
Bei einer Art Sandsturm sieht die Stadt wie mit einem Farbfilder überzogen aus.

An manchen Tagen kann es draußen aufgrund vom durch den Wind aufgewirbelten Sand und Staub sehr ungemütlich sein, sodass die Kantine der beste Ort für ein Mittagessen ist.

14:00 Uhr: Telefonkonferenz mit Kollegen in Genf zur Vorbereitung eines Workshops zum Thema Fundraising. UNHCR hat als humanitäre Organisation und Mandatsträger für die Flüchtlingsarbeit einen ganz guten Stand, was die Spendeneinwerbung betrifft. Allerdings multiplizieren sich die Krisen und vor allem subsahara Afrika ist nicht im Interesse der Geberinstitutionen. Als Beispiel: Für die Syrienkrise wurden im Jahr 2015 62% der angefragten Mittel zur Verfügung gestellt (insg. 2,7 Mrd. USD), für die Krise der Zentralafrikanischen Republik nur 28% (insg. 92,8 Mio. USD). Die Krise in Nigeria gewinnt langsam an Bedeutung, weil Boko Haram es geschafft hat, sich als vernetzte Terrororganisation darzustellen, sodass die Gefahr besteht, dass die Stärkung des Islamischen Staates in Libyen, einem Anrainerstatt des Mittelmeers, zu verhehrenden Synergien der beiden Organisationen führen könnte.

15:30 Uhr: Die Teilnehmerliste für einen anderen Workshop muss erstellt werden. Erst einige Tage vor dessen Beginn wird die Frage gestellt: Sprechen eigentlich alle Teilnehmenden Englisch? Das ist ein wirkliches Problem in einer Region, in der drei ehemalige Kolonialsprachen – Englisch, Französisch und Portugiesisch – Amtssprachen sind (von den Lokalsprachen ganz zu schweigen). Im Regionalbüro ist die Umgangssprache je nach Abteilung Englisch oder Französisch.

Ein ähnliches Problem stellt sich auch bei den Flüchtlingsbewegungen in der Region. Beispiel: Nigerianische Flüchtlinge in Niger. Amtssprache in Nigeria ist Englisch, in Niger Französisch. Dies stellt vor allem für die Kinder und Jugendlichen ein großes Problem dar, weil sie die Schule weiter besuchen sollen. Die aufnehmenden Staaten in der Region sind in der Hinsicht oft sehr flexibel, und so werden oft spezielle Klassen für Flüchtlingskinder in ihrer gewohnten Unterrichtssprache angeboten.

16:00 Uhr: Erstellung eines Informationsblattes über das Programm eines Landesbüros. Das beinhaltet die grafische Aufarbeitung von Flüchtlings- und Finanzierungszahlen mit Grafikprogrammen wie Adobe InDesign und Illustrator. Ohne große Vorkenntnisse in diesem Bereich hatte ich das Glück, zu Beginn meines Aufenthaltes an einem Infografik-Workshop teilnehmen zu können. Diese Kenntnisse kann ich in meiner Arbeit konkret einsetzen.

17:00 Uhr: Die Regelarbeitszeit ist für mich um 17 Uhr beendet. Der Nachteil für Frühausteher ist meines Erachtens, dass die Mehrheit der Menschen lieber abends arbeitet. Auch in diesem Büro ist es so. Daher arbeite ich eine letzte halbe Stunde nochmals am Informationsportal, wenn die Arbeitsbelastung nicht sowieso so hoch ist, dass ich noch länger bleiben muss.

Kühe laufen über die Straße
Herden von Tieren sind im Straßenbild von Dakar keine Seltenheit.

Heimweg: Auf dem Weg zu meinem Haus gehe ich dann oft einkaufen und begegne Kuhherden mitten in der Stadt.

Tagesausklang: In Senegal wird generell sehr spät gegessen, so gegen 21/22 Uhr. Eigentlich nicht meine Lieblingszeit. Allerdings gibt es auch sehr interessante Restaurants zu entdecken. Letztens wurde ich zu einer privaten bzw. nur mit Einladung zugänglichen Pizzaparty eingeladen, auf einer herrlichen Terrasse.

Menschen auf dem Dach
Eine private Pizzaparty auf den Dächern Dakars.

Die Aktivitäten stammen von mehreren Tagen; diese Darstellung eines Tages soll nur als Beispiel dienen.

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