30. November 2017
10 Tage Tokio. Eine wunderbare, lehrreiche, emotionale und gleichzeitig anstrengende Zeit. Aber was hat die japanische Hauptstadt mit einem Doppelmaster in Karlsruhe und Straßburg zu tun?
Im Architekturstudium gibt es in der Regel jedes Semester neben Seminaren und Vorlesungen auch ein großes Projekt – den Entwurf. Dieses Semester habe ich mich für den Japan-Entwurf entschieden. Um die Lebensverhältnisse, die Kultur und Architektur besser zu verstehen, wurde von der Uni Straßburg eine Exkursion angeboten. Dafür musste ich mich schon im Juni 2017 auf dem Onlineportal der Uni Straßburg bewerben, da der Flug fast ganz gesponsert wurde. Merci! Jedoch griffen die 10 Tage vor Ort auch tief in mein Portmonee. Günstig war die ganze Angelegenheit ganz und gar nicht.
Schlafen auf 2×1 m
Allein das Hostel war schon sehr anders, als die, die ich bisher in Europa gesehen habe. Ich habe für 10 Tage mit meinen fast 50 französischen Kommilitonen in diesen Kapseln „gewohnt“, von denen bereits Correspondent-Kollegin Cindy berichtet hat. Ich war sehr froh, dass ich mit meinem kleinen Koffer gereist bin, da es schon sehr eng war. Trotzdem eine Erfahrung, die ich weiterempfehlen würde, da sie typisch japanisch ist und man mit wenig auszukommen lernt.
Unterwegs mit meinen Lieblings-Kommilitonen
Wir waren zwar 50 Studenten insgesamt, aber mit diesen 5 Leuten habe ich die meiste Zeit verbracht!
Was genau ist der Unterschied zwischen europäischer und japanischer Architektur?
Die Architektur in Japan unterscheidet sich in vielen Punkten von unserer. In der Galerie habe ich nur ein paar Beispiele rausgesucht, da es sonst zu viel wird. Falls jemand jedoch mehr Interesse daran hat, könnt ihr mich sehr gerne anschreiben!
Die moderne japanische Architektur gehört zur weltweiten Spitze, wenn es um Erdbebensicherheit geht. Die meisten Gebäude sind so konstruiert und konzipiert, dass sie einem Erdbeben stand halten. Zudem gibt es immer einen Bezug von Innenraum und Außenraum. Auch die Natur wird häufig miteinbezogen – sei es in Material oder in Sichtbezügen. Des Weiteren werden in Japan zahlreiche Studien zur Innenraumnutzung durchgeführt – z. B. dazu wie man sich im Haus bewegt, wie man sitzt oder steht. Die Maßstäbe und Regeln weichen sehr von den deutschen Normen ab, wenn man allein manche Treppensteigungen betrachtet. Die Grundrisse sind sehr intelligent und platzsparend entworfen. Geplant wird auf wenig Raum, denn der Quadratmeter ist sehr teuer in Tokio!
Sehr spannend fand ich auch, wie die Japaner mit dem Tod im architektonischen und räumlichen Sinne umgehen. Die Japaner müssen sich nicht für einen Grabstein entscheiden, so wie das in Deutschland üblich ist, sondern im Ruriden-Kolumbarium des Koukoko-ji-Tempels wählen sie eine gläserne Buddha-Statue aus, die sie danach repräsentieren wird. Dies entscheiden entweder die Angehörigen oder manchmal auch sie selber vor dem Tod. Dies hat sich aber erst in den letzten Jahren geändert, da es zum einen ein Platz-Problem in Tokio gibt, und zum anderen immer weniger Kinder die Verantwortung für die Gräber übernehmen.
Vom Skizzieren zur privaten Wohnungsführung mit Instagram-Stars
Am vorletzten Tag haben wir nochmal unser Projektgebiet im Stadtgebiet Ueno angeschaut und Skizzen gezeichnet. Ein Pärchen sprach uns an und fragte was wir hier machen. Nachdem wir erzählt hatten, dass wir Architekturstudentinnen aus Frankreich sind, gaben sie uns direkt eine Führung über ihre Dachterrasse und durch ihr Appartement.
Einmal japanische Teezeremonie, bitte!
Die Teezeremonie (sadō) war eines meiner Highlights. Die Bewegungen und Abläufe haben mich sehr beeindruckt. Die Teezeremonie hat bestimmte Regeln und wichtige Utensilien, die nicht fehlen dürfen. Dazu gab es eine leichte Speise, eine Süßigkeit mit Bohnen (interessant!). Die Zeremonie alleine hatte einen sehr hypnotisierenden, entspannenden Effekt auf mich.
Wiedersehen alter Freunde in Tokio!
Neben den ganzen Architekturführungen und Besichtigungen, hatte ich mir unter anderem noch ein bisschen Zeit frei geschaufelt, um alte Freunde zu treffen!
Fazit
Tokio war auf jeden Fall sehr spannend und ich habe viel gelernt. Das Programm war voll mit Architektur und wir haben jede freie Minute genutzt, um die Stadt zu erkunden. Mir persönlich ist die Stadt zu groß, zu laut und zu hektisch. Das Essen war auch sehr lecker, es gab Ramen ohne Ende.
Falls es ein nächstes Mal geben sollte, werde ich mir auf jeden Fall noch Kyoto und die Landschaften Japans anschauen!
Falls ihr mehr über Auslandsstudium oder -Sprachkurs in Japan erfahren wollt, könnt ihr Cindys, Dominiks und Julias Seiten durchstöbern! Viel Spaß!
Sayōnara!