14. Februar 2025
Nach 11 Monaten neigt sich meine Zeit im Norden Japans dem Ende. Zwei Semester lang hab ich als Austauschstudent an der Akita University studiert und mich in einer komplett neuen Kultur eingelebt. Nach der anfänglichen Überforderung hat es mir schließlich so gut gefallen, dass ich noch ein zweites Semester drangehangen habe, was ich mir ehrlich gesagt vorher nicht hätte vorstellen können. In diesem letzten Blogbeitrag wird es also Zeit, das letzte Jahr Revue passieren zu lassen und einmal zu resümieren.
In meinen ersten Wochen in Japan habe ich mich richtig überfordert gefühlt. Ich habe den Jetlag nicht so gut verkraftet, bin direkt krank geworden, ich musste nach zwei Nächten mein Zimmer wechseln und niemand sprach Englisch. In meinem Wohnheim erwartete ich viele andere englischsprachige Studierende aus aller Herren Länder anzutreffen, jedoch bestand mein Wohnheim überwiegend aus chinesischen Studierenden, die wesentlich besser Japanisch als Englisch sprachen.
Hinzu kam plötzlich der Druck, als Correspondent für die Kampagne „studieren weltweit – Erlebe Es!“ geeigneten Content zu produzieren. Da ich leider relativ auf mich alleine gestellt war, musste ich also anfangen, selbst aktiv zu werden und bin aus diesem Antrieb heraus losgezogen. Schließlich hatte ich auch erst mal nur 6 Monate Zeit und diese wollten auch gut genutzt werden.
Wie studiert es sich in Japan?
In der Uni habe ich mich stets wohlgefühlt. Und ehrlich gesagt hat sie mich ziemlich an meine Heimatuniversität in Freiberg erinnert. In Akita gab es mit etwa 4.000 Studierenden, ähnlich viele wie in Mittelsachsen. Die Uni war sehr kompakt und die Kurse meist klein. Der größte Unterschied lag in den Prüfungen. Während an der TU Freiberg ein Modul mit einer Abschlussprüfung steht oder fällt, so hatte ich in Akita einige verschiedene Prüfungsleistungen. Diese beziehen Hausaufgaben, Unterrichtsarbeit, Präsentationen und Vorträge oder Zwischenprüfungen mit ein. Das lag mir persönlich wesentlich besser, alles ist somit leichter verteilt, was den Druck etwas erheblich mildert.
Dennoch muss ein Studium in Japan differenziert betrachten werden, so macht es einen Unterschied, ob ich komplett in Japan studiere oder lediglich ein Austauschstudent bin. Für ein Vollzeitstudium muss jeder Student im Vorfeld einen großen Zulassungstest absolvieren, der häufig schwerer sein soll, als alles, was danach im Studium folgt. Ebenso sind die Semesterkosten bei weitem höher, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Studierende zahlen in Akita umgerechnet 1.300 Euro pro Semester, was mir als Austauschstudent einer Partneruniversität zum Glück erspart blieb. Zum Vergleich, ich bezahle in Freiberg einen Semesterbeitrag von 97 Euro.
Der größte Vorteil für mich war das Akita-Freiberg Overseas Research Hub. Ein Büro, nur für Mitglieder der TU Bergakademie Freiberg. Ich hatte somit zwei Semester lang mein eigenes Büro, welches ich täglich von 7 bis 17 Uhr zur freien Verfügung hatte und für Mittagspausen, Lerngruppen oder Hausarbeiten genutzt habe.

Die große Frage: Mission erfüllt?
Zu Beginn meines Auslandssemesters habe ich mir bewusst drei Ziele und eine Mission gesetzt. Das alles könnt ihr gern noch mal in meinem allerersten Blogbeitrag nachlesen. Mein Motto „Akita-Action“ war bewusst so gewählt, weil ich ein ziemlich abenteuerlicher Mensch und immer auf der Suche nach der nächsten tollen Erfahrung bin. Ich wollte viel erleben und das Maximum aus meinem Auslandssemester herausholen. Ob ich das in Form meiner Ziele erreichen konnte, möchte ich kurz erläutern.
Meine Ziele im Überblick
- Den Mount Fuji besteigen: ✅ Das mit Abstand größte Highlight meines Auslandsaufenthaltes. Ich habe den größten Berg Japans bestiegen und bin dabei richtig an meine Grenzen gestoßen. Falls ihr euch fragt, wie sehr eigentlich, so lest gern noch mal in meinem Blog „In 10 Stunden zum echten Japaner“ nach.
- Einen Marathon laufen: ✅ Dieses Ziel gestaltete sich ziemlich schwierig zu Beginn. Ich kam im April an und in den Sommermonaten finden im Land fast keine Läufe statt, weil es einfach wie zu heiß ist. Alle Läufe, die stattfanden, waren zudem schon ausgebucht, weil die Anmeldefristen in Japan bereits 4 Monate vorher enden und mir eine Anmeldung somit unmöglich gemacht haben. Durch meine Verlängerung habe ich es dennoch geschafft und sogar zwei Marathons absolviert. Ziel somit erfüllt und bestätigt. 🤩
- Gute Japanisch-Kenntnisse in Schrift und Sprache lernen: ✅ Auch dieses Ziel konnte ich so weit erreichen. Meine Kenntnisse sind zumindest so weit, dass ich auf eine Frage antworten und reagieren kann, Bestellungen aufgeben und Nachrichten verfassen kann. Eine wirklich ausführliche Konversation ist leider noch nicht möglich, aber ich arbeite weiter daran und möchte auch in Deutschland einen JLPT-Test absolvieren, um mein Japanisch-Level zertifizieren zu lassen.
Zwei dieser Ziele hätte ich definitiv nicht erreichen können, wenn ich es bei einem Semester belassen hätte. Allein aus diesem Grund bin ich unfassbar glücklich darüber, diesen Schritt gegangen zu sein, auch wenn ich es mir anfangs nicht hätte vorstellen können, in Akita länger als ein Semester zu verbringen. Mit Hinblick auf meine vielen Reisen und Wochenendtrips hatte ich definitiv auch genug Spannung und Action, weshalb ich meiner Mission mehr als gerecht geworden bin.
Zurück nach Freiberg. Und dann?
Meine letzten Wochen bestanden hauptsächlich aus Vorbereitung und Planung meiner Zukunft. Für mich geht es direkt nach der Prüfungsphase in Akita zurück nach Deutschland, wo schon die nächsten Prüfungen auf mich warten. Tatsächlich stehen im März noch meine zwei letzten Prüfungen an, auf die ich mich auch bereits seit längerer Zeit vorbereite. Im Anschluss möchte ich mein Fachpraktikum beginnen und meine Bachelorarbeit schreiben. In diesem Zusammenhang habe ich im letzten Monat einige Videotelefonate geführt, um möglichst direkt nach meiner Rückkehr starten zu können. Die Organisation war daher gar nicht immer so einfach, zum einen erschwert die Zeitverschiebung von aktuell acht Stunden die Organisation etwas und zum anderen kann ich nicht mal eben den Hörer in die Hand nehmen, sondern muss im Vorfeld alles über den E-Mail-Verkehr regeln.
Das Finale meiner Karriere als Auslandscorrespondent
Mit Beendigung meiner Zeit in Japan und meiner Rückkehr nach Deutschland endet auch meine Zeit als Correspondent für die Kampagne „studieren weltweit – Erlebe Es!“. Die Kampagne hat mich bereits vor meinem Auslandspraktikum stark interessiert, ich habe es begonnen zu verfolgen, nachdem ich die Takeover-Woche einer deutschen Praktikantin in Ikoma verfolgt habe. Dabei kam mir schnell die Idee, mich doch auch als Correspondent zu bewerben, aus erster Sicht einfach um eine Art Teilzeitjob im Ausland zu haben. Andererseits konnte ich mich damit mal ausführlich mit dem Thema Social Media beschäftigen und in dieses Feld hineinschnuppern. Zu Beginn meines Semesters hat mich das auch stark überfordert. Ich war plötzlich verpflichtet, wöchentlich zu posten und musste mir ab und an irgendwelche Themen aus den Fingern saugen. Nach und nach habe ich dafür eine Routine und eine gute Planung für kommende Beiträge entwickelt. Ich habe mir weniger Gedanken darüber gemacht, was andere denken, sondern einfach den Content produziert, der mir gefiel. Wenn ihr mal ein Gefühl dafür haben wollt, wie die Arbeit eines Correspondents so aussieht, schaut euch gern mal mein Reel dazu an.
Ein großer Vorteil der Tätigkeit ist natürlich die Dokumentation meiner Zeit hier. So fühlt es sich an als würde ich durch mein eigenes Tagebuch blättern, wenn ich durch die vergangenen Monate scrolle. Weiterhin konnte ich meine Freunde und Verwandten stets auf dem Laufenden halten. Durch die Gemeinschaft von studieren weltweit hatte ich auch immer einen Ansprechpartner, ich habe tolle Menschen kennengelernt, die mir bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite standen. Sie haben mich gefördert, aber auch gefordert, wenn es darum ging neuen Content für den Hauptkanal zu produzieren. Mit den anderen Correspondents entstand eine tolle Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig geholfen haben und Tipps einholen konnte, sowohl für Reiseideen, als auch beim Posten von Beiträgen. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, vielen Dank.

Zum Abschluss bleibt mir nun einmal mehr danke zu sagen. Danke an die TU Bergakademie Freiberg und die Akita University, für die Ermöglichung des Auslandssemesters. Danke an den DAAD, PROMOS und das BAföG-Amt für die finanzielle Unterstützung. Danke an meine Freunde und Verwandten, für die seelische und moralische Unterstützung. Danke für alle neuen Freunde, die diesen Weg während des vergangenen Jahres mit mir gemeinsam gegangen sind. Danke, liebes Team von studieren weltweit, dass ihr mir stets zur Seite standet und ich für euch tätig sein durfte.
Und danke vor allem an dich, lieber Leser. Ich hoffe, ich konnte dich etwas bereichern und werde nun meine Karriere als Influencer, Auslandscorrespondent oder TikToker vorerst an den Nagel hängen.
Sayonara,
Philipp