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Arrivederci Siena! Arriverderci Studium!

Heute habe ich meine letzte Klausur geschrieben. Nicht nur in meinem Auslandssemester in Italien, sondern die letzte Klausur überhaupt in meinem Studium. Damit ist es Zeit zurückzublicken: auf die letzten dreieinhalb Monate und mein letztes Semester, das ich hier in Siena verbracht habe.

Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als ich die mittelalterlichen Häuser, den berühmten Dom aus schwarzen und weißen Marmor und den Turm am Piazza del Campo das erste Mal aus dem Zug sah. Aber seitdem sind dreieinhalb Monate vergangen und mein Auslandssemester ist (fast) vorbei! Dreieinhalb Monate, in denen ich studiert und die Stadt und das Umland erkundet habe, gereist bin, neue Freunde gefunden und mich in Italien verliebt habe.

Zwei Auslandssemester die unterschiedlicher nicht sein könnten

Da ich hier in Siena bereits mein zweites Auslandssemester absolviert habe, liegt es natürlich nahe, die beiden Aufenthalte zu vergleichen. Wie bei meinem ersten Auslandsaufenthalt in Lund, Schweden verging die Zeit hier in Italien wie im Flug. Das waren aber auch schon fast alle Gemeinsamkeiten. Denn vieles hier in Italien war ganz anders als in Skandinavien. Zunächst einmal das Studium an sich: In Schweden wollte ich mich noch in verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen ausprobieren und die Kurse nutzen, um meine Ausrichtung im Master zu wählen. Hier in Italien, im letzten Semester meines Studiums, ging es mir dagegen darum, letzte Schwerpunkte zu setzen und noch einmal „abseits vom Tellerrand“ zu schauen. So belegte ich zum Beispiel Kurse wie „Sustainable Finance“. Nachhaltigkeit ist ein großer Bestandteil meines Studiums, mit Finance hatte ich aber bisher nicht viel am Hut.

Akademische Flexibilität à la Italiano

Aber auch das Land und die Kultur in Schweden und Italien könnte unterschiedlicher nicht sein. In Italien laufen die Dinge einfach etwas anders. Darauf solltest du vorbereitet sein, denn ändern kannst du es sowieso nicht. Dass eine Klausur oder eine Abgabe spontan angekündigt wird, war (zumindest in meinen Kursen) keine Seltenheit. Ebenso, dass eine Vorlesung spontan abgesagt oder verschoben wird. In einem meiner Module kam ich oft fast eine Viertelstunde zu spät. Das war aber kein Problem, denn an den meisten Tagen kam die Professorin noch später. Aber die weniger straffe Organisation hat auch ihre Vorteile. Beispielsweise haben viele Professorinnen und Professoren kein Problem damit, eine Prüfungsleistung an einem anderen als dem offiziellen Datum abzunehmen. Das kommt einem als viel verplanter Erasmus-Student natürlich gelegen!

Bella Italia – Reisen während des Erasmus-Semesters

Einer meiner Lieblingsunterschiede zwischen der Zeit in Schweden und Italien ist ganz klar: kein Corona! Das hieß für mich: Ich habe die Toskana und Italien erkundet, wann immer es ging. Dafür ist Siena der perfekte Ausgangspunkt. Stündlich fahren Linienbusse nach Florenz und nach Colle di Val d’Elsa, wo es einen wunderschönen Fluss zum Baden gibt. Seltener am Tag kommt man in viele kleinere Orte wie Montepulciano, San Gimignano, Val d’Orcia oder Pienza. Hierbei kann sich auch ein Mietwagen lohnen, damit kann die Reise dann voll flexibel gestaltet werden.

Noch besser gefallen haben mir die längeren Städtetrips. Vor allem das süditalienische Flair von Neapel und Palermo vermisse ich schon jetzt. Auch nach Rom fährt ein Fernbus mehrmals täglich für wenige Euro. Für weitere Reisen gibt es meinen persönlichen Favoriten: den Intercity Notte! Die italienischen Nachtzüge fahren mehrmals pro Nacht überall quer durch Italien. Informationen dazu findest du bei Trenitalia und auf zahlreichen Blogs. Ein besonderes Abenteuer sind die Züge nach Palermo und Syrakus. Auf unserer Fahrt von Palermo nach Rom wurde der gesamte Zug auf eine Fähre geladen. Die Verbindung ist übrigens die letzte in ganz Europa, bei der es so etwas gibt.

Gefreut hat mich auch, dass ich dieses Mal an den vom Erasmus Student Network Siena (ESN) organisierten Reisen teilnehmen konnte. In Schweden wurden alle Trips wegen der Coronapandemie abgesagt. Hier in Siena fuhren wir je ein Wochenende nach Neapel und auf die Aeolischen Inseln. Besonderes letzteres war ein unvergesslicher Trip: Wir badeten an Stränden mit schwarzem Sand und kristallklaren Wasser, machten eine Bootsfahrt mit Wein und Musik im Sonnenuntergang und wanderten auf einen der vier noch aktiven italienischen Vulkane, der sich auf der Insel befand.

Ob Berlin, Lund oder Siena – eine Wohnung suchen macht nie Spaß…

Eine Gemeinsamkeit bei den Auslandssemestern gibt es dann doch: Ein Zimmer oder eine Wohnung suchen ist nie einfach, vor allem aus der Ferne. Und wieder nehme ich mir vor: beim nächsten Mal beginne ich eher mit der Suche! Zum Glück habe ich über Facebook noch eine schöne Wohnung im historischen Zentrum gefunden. Das würde ich auch jedem empfehlen, denn von dort aus ist alles bequem zu Fuß zu erreichen! Aber bei der Wohnungssuche ist Vorsicht geboten. Beispielsweise habe ich eine Wohnung, die mir angeboten wurde, mithilfe der Google Bildersuche (In der Suchleiste rechts auf das Kamerasymbol „Search by Image“ klicken) als Ferienwohnung in Florenz identifiziert. Die Anzeige war also offensichtlich ein Betrug. Ein anderer Kommilitone hat bei der Ankunft festgestellt, dass die gesamte Wohnung voller Schimmel ist. Schimmel, auf den er allergisch reagiert und deshalb seine erste Nacht im Krankenhaus – und keine einzige in seiner Wohnung verbracht hat. Um solche Horrorgeschichten zu vermeiden, solltest du bei der Suche immer kritisch bleiben, recherchieren und auf jeden Fall eine Besichtigung (notfalls via Videotelefonat) durchführen. Wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch …

Ein Auslandsaufenthalt kommt selten allein?

Nachdem ich gerade meine letzte Klausur geschrieben habe, heißt es jetzt Abschied nehmen. Die nächsten Tage werde ich noch sehr viel Pasta, Pizza und Gelato essen, die letzte Contrada-Party (Straßenfeste, die im Sommer an jedem Wochenende stattfinden und hier angekündigt werden) mitnehmen und meine Freunde verabschieden. Besonders vermissen werde ich die günstigen Espressi, das leckere Essen, aber auch die Möglichkeit überallhin zu Fuß gehen zu können und immer jemanden zu treffen, den ich kenne. Aber ich freue mich auch wieder zurück nach Berlin zu kommen und meine Freundin und Freunde wieder zu sehen. Der Abschied fällt mir also nicht schwer. Mitnehmen nach Deutschland möchte ich (neben einer italienischen Kaffeekanne), dass ich mir öfter Zeit für eine Pause im Alltag nehme, am besten auf einen Espresso im Café mit Freunden.

Und wie geht’s für mich weiter? Bevor mein Studium wirklich endet, werde ich in Berlin meine Masterarbeit schreiben. Und dann? Vielleicht wieder ins Ausland, zum Beispiel zum Arbeiten an einem neuen Ort. Mal schauen. Die Lust, neues zu entdecken, ist durch mein Auslandssemester auf jeden Fall nicht kleiner geworden – im Gegenteil. In diesem Sinne: Arrivederci Italia!

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