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Assessment-Semester statt Prüfungsphase

Dienstag: Pitch vor Industrie-Expert*innen, Donnerstag: Benoteter Kurztest in Spanisch, Freitag: Schriftliche Ausarbeitung meines Pitchs. Meine kommende Woche in Sydney sieht auf dem Papier nicht wirklich nach Spaß aus. Denn an der University of Technology Sydney (UTS) ist es eher unüblich, nur eine Klausur am Ende des Semesters zu haben. Stattdessen erwarteten mich im Laufe der Monate zahlreiche Assignments, also Projektabgaben oder Tests. Wie ich das bisher gemeistert habe, erfahrt ihr in meinem neuesten Blogeintrag.

Ich muss zugeben, die Phase, in der das Semester dem Ende entgegen geht, ist aus unterschiedlichsten Gründen sehr herausfordernd. In meinem Kopf läuft so langsam ein Countdown ab, egal wie sehr ich den Gedanken, dass das alles hier bald vorbei sein wird, versuche zu verdrängen. Immer wieder erstaunlich, wie schnell ein fremder Ort zum zuhause wird, aus unbekannten Lernumgebungen irgendwann Lieblingsplätze und aus einem weit entfernten Kontinent ein fester Bestandteil meiner Lebensgeschichte. Bevor ich jetzt zu melancholisch werde: Für all diese Gedanken bleibt eigentlich keine Zeit. Denn meine restlichen Wochen in Sydney sind prall gefüllt mit Abgaben, Präsentationen und einer Klausur. 

Das Wichtigste ist, sich zwischen den Assignments kleine Highlights einzubauen, wie einen Coastal Walk oder eine Girls Night.
Meine Woche voller Assignments (und kleiner Highlights).

Annäherungsversuche an Zahlen und Vokabeln

Richtig gelesen, ich habe nur die eine Klausur, und zwar in Spanisch 1. Das ist das Los, das ich als Journalismus- bzw. Kommunikations-Studentin recht häufig gezogen habe. Unser neu erlerntes Wissen beweisen wir statt mit Formeln und Rechenwegen eben eher durch Konzepte, Designs oder Artikel. Das ist auch hier in Australien der Fall. Ich studiere drei Fächer an der University of Technology: „Data and Computational Journalism“, „Journalism Major Project“ und „Spanisch 1 – Language and Culture“. Die spanische Sprache auf Englisch zu lernen, war eine spannende, manchmal auch fordernde Erfahrung für mich. Im Nachhinein bin ich aber sehr froh, dass ich mein Wunschfach damals nicht belegen konnte und auf Spanisch ausweichen musste. Meine tolle Dozentin hat mir die Sprache durch ihre lockere Lehrart, ihren eigenen spanischen Background und die unterschiedlich gestalteten Stunden mit viel Spaß nahegebracht. Aus Deutschland kannte ich das so nicht. Während dort oft Frontalunterricht angesagt war, kommen mir die Spanisch-Vorlesungen hier im Nachhinein wie viele einzelne Dialoge vor. 

In „Data and Computational Journalism“ stelle ich mich meiner größten Challenge: meiner Abneigung gegenüber Zahlen. Wir stehen uns einfach generell nicht besonders nahe. Das Motto meiner Auslandserfahrung ist aber nicht umsonst „Raus aus der Komfortzone“. Egal ob mein Umzug ins Unbekannte nach Singapur, um dort im ARD-Studio über mehr als 13 Länder zu berichten, das Besuchen von Surfkursen oder das Wählen eines recht zahlenlastigen Unifachs: Ich möchte mich meiner Ängste stellen und sie hier und da überwinden. Das hat bisher auch erstaunlich gut geklappt (in meinem eigenen Maßstab zumindest). Dass ich mich irgendwann durch die Financial Reports des britischen Königshaus wälze, hätte ich dann aber doch für unwahrscheinlich gehalten. Für mein letztes Assignment tat ich aber genau das: Ich recherchierte Einnahmequellen, Steuergeld-Auszahlungen und Finanzsysteme. Ich bereinigte Daten, visualisierte sie und verfasste Artikel dazu. Vor allem tat ich aber eins: Über mich hinauswachsen.

Major Project statt Masterthesis

In Australien müssen die Studierenden am Ende ihres Studiums keine Bachelor- oder Masterarbeit schreiben. Stattdessen arbeiten sie an großen Abschlussprojekten. Inwieweit sich hier der Aufwand unterscheidet, lässt sich aus meiner Perspektive nur schwer bewerten. Ich habe das Master-Abschlussprojekt ebenfalls belegt und bekomme persönlich mit, wie unterschiedlich der Aufwand je nach Student*in ist. Der eine macht mehr, die andere weniger. Dass ich also unbewusst ein Fach gewählt habe, dass das australische Äquivalent zur Masterthesis ist, war mir ehrlich gesagt nicht ganz klar. Aber auch hier bin ich froh, es gemacht zu haben. In unserer sehr kleinen Gruppe geben wir uns jede Woche Feedback über unseren Projektstand, lernen zu pitchen und bekommen von unserer Dozentin Einblicke in ihre Erfahrungen aus der Berufswelt als TV-Journalistin. Für mich einer der wertvollsten Inputs, die ich bisher in meiner gesamten Studienzeit erhalten habe!

Kann ich mehr von meinen Kursen im Auslandssemester erwarten? Naja, vielleicht noch eine passable Durchschnittsnote. Das gilt abzuwarten, war und ist für mich aber nicht die oberste Priorität. Denn neben den akademischen Leistungen zählt für mich auch, wie ich mich als Person weiterentwickle. Dazu gehört, mir Zeit zu nehmen für die Reflexion meiner Erfahrungen im Ausland. Welche Vorstellung hatte ich vom Leben am anderen Ende der Welt? Wie sah die Realität aus? Habe ich die Hürden interkultureller Kommunikation gut gemeistert? Was macht mich hier in Australien glücklich? Was fehlt mir? Das Beantworten solcher Fragen hilft mir nicht nur dabei, meine Erfahrungen besser zu verstehen, sie bereiten mich auf das baldige Ende meines Auslandssemesters vor.

Wenn ich bisher schon eins gelernt habe, dann: Es gibt nichts, was du nicht schaffen kannst. Das gilt also auch für die kommenden Wochen und alle Assignments, die es noch zu schreiben, präsentieren und zu bestehen gilt. 

Beste Grüße vom Schreibtisch,

Eure Linda

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