5. August 2020
Mit Alina und Lusinja – zwei Freundinnen aus Berlin – hatte ich schon lange eine Hüttentour durch die Alpen geplant. Dieses Jahr nahmen wir unser Glück selbst in die Hand und begingen den Inntaler Höhenweg. Spontan begleiteten uns auch noch meine Freundinnen Nadl und Sarah, sodass wir eine lustige Truppe aus vier Mädchen und mir waren. Wo man sich beim Hüttenwandern besonders vorsehen muss, das erfahrt ihr in diesem Blog.
Um von Bozen nach Innsbruck zu kommen, bietet sich der Zug an. Man kann ohne Umsteigen in circa zwei Stunden nach Innsbruck kommen. In Innsbruck angekommen, trafen wir uns alle bei Johannes. Lusinja hatte davor eine Fahrradtour durch die ganzen Alpen gemacht, Alina und Nadl waren extra aus Berlin angereist und Sarah und ich kamen aus Bozen. Wir gingen noch die letzten Erledigungen machen für unsere Tour und abends kochten wir dann mit Johannes noch ein köstliches Mahl.
Am nächsten Tag ging dann unser Abenteuer so richtig los. Zuerst ging es mit der Seilbahn auf über 2000 m. Von dort aus begannen wir unsere erste Etappe in Richtung Glungezer Hütte. Den gesamten Track könnt ihr euch zum Beispiel hier anschauen. In eigentlich fünf Etappen geht es in 103 km von Innsbruck nach Schwaz.
Bereits am ersten Tag hatten wir grandiose Blicke auf das Inntal und versuchten aus der Ferne einzelne Punkte in Innsbruck ausfindig zu machen. Auf der Hütte angekommen, bekamen wir erstmal einen Willkommensschnaps, um dann unser Matratzenlager aufzusuchen. Hier bezahlt man um die 25 Euro und als Alpenvereinsmitglied circa die Hälfte.
Die härteste Etappe
Am zweiten Tag begann unsere härteste Etappe. In 14 km ging es über kühlschrankgroße Steinblöcke, an steilen Klippen vorbei und auf diverse kleinere Gipfel. Am Horizont konnte man schon den Hintertuxer Gletscher sehen und die Sonne schien den ganzen Tag für uns. Abends waren wir dann sehr froh, die Hütte endlich erreicht zu haben. Wir gönnten uns ein Eis und eine heiße Schokolade und waren auch bald schon bettfertig.
Zoff mit den Almwirten
Als Selbstversorger ist man auf den bewirteten Hütten ein nicht sehr willkommener Gast. Dies war uns am Anfang nicht bewusst. So verdienen die Hüttenwirte an der Übernachtung nichts, da die komplette Summe abzüglich der eigenen Kosten an den Alpenverein geht. Dementsprechend wird von den Gästen erwartet, dass sie dort auch speisen und trinken. Da wir allerdings unser Essen die ganze Zeit mitschleppten, wollten wir dieses auch verzehren. Dementsprechend unwirsch gingen die Wirte mit uns um. Als Tipp sei demnach gesagt, dass man als Selbstversorger besser auch auf eine Selbstversorgerhütte geht. Wenn man hingegen immer auf den Hütten speist, dann geht, dann bietet sich auch eine Hüttentour mit normalen Alpenvereinshütten an.
So kochten wir also abends entweder Kartoffelbrei mit roten Linsen, Chili sin Carne oder auch Nudeln Formaggio. Zum Frühstück gab es Müsli, der mit Kinderbrei angedickt wurde. Einfach Wasser rauf gießen und schon hatte man ein köstliches Morgenmahl.
Von nun an wurde die Landschaft immer grüner. Es ging über Almwiesen, an Kühen vorbei, durch kleine Wäldchen, durch Flüsse und manchmal an Seen vorbei. Und die erwähnten Kühe konnten manchmal auch ein richtiges Hindernis darstellen. Wir alle waren gewohnt, dass man an einer Herde Kühe einfach vorbei geht und diese einen mit großen Augen beäugen aber dennoch ruhig bleiben
Angriff
Doch nicht diesmal. Sobald uns eine Kuh erspäht hatte, lief sie in Sprint auf uns zu. Wir wollten eigentlich gerade ein Bad in einem der Seen nehmen, doch mit den Kühen auf Konfrontationskurs ließen wir das dann doch bleiben. Dieser Vorfall sollte sich in den nächsten Tagen noch ein paar Mal wiederholen.
Das eine Mal wollten wir eine Alm überqueren und sahen uns mit circa zwanzig Kühen konfrontiert. Diese bewegten sich erst langsam in unsere Richtung. Dann wurden sie schneller um schlussendlich auf uns zuzutraben. Es schien auch so, als ob sie gar nicht langsamer würden. So warf sich Lusinja im letzten Augenblick nach hinten auf die anderen drei Mädels, die so allesamt den Berg hinunter kullerten. Ich konnte Lusinja nur im letzten Augenblick ausweichen, sodass ich der einzige war, der noch auf seinen Füßen stand. Auch dachte ich mir, dass man der Kuh Stärke beweisen muss um ihr so Respekt einzuflößen. So stand ich denn da und wagte nicht mit der Wimper zu zucken, noch meinem Fluchtreflex nachzugeben. Wenige Zentimeter vor mir kamen die Kühe dann zum Stehen und äugten mich mit ihren großen schwarzen Augen an. Ich ging noch einen Schritt auf sie zu und sie wichen ein wenig zurück. Doch nicht für lange. Als wir unseren Weg fortsetzten trabte die Anführer-Kuh immer genau dann auf mich zu, wenn ich mich umdrehte und meinen Weg fortsetzten wollte. Bis heute haben wir keine vernünftige Erklärung, warum sich die Kühe in dieser Gegend so verhielten. Zwei ältere Damen meinten, dass uns die Kühe möglicherweise für ihren Almwirt halten könnten. Der Almwirt bringt normalerweise einen Salzstein mit, der für die Kühe wie eine Süßigkeit ist und an der sie dann lecken wollen. Gleichzeitig schien uns das Verhalten zum Teil schon auch sehr aggressiv.
Vor der Rastkogelhütte begegneten wir dann auch nochmal entspannteren Kühen. Diese blockierten einfach nur den Weg, sodass man noch gut an ihnen vorbei laufen konnte.
Täglich grüßt das…
…Murmeltier.
Auch diese süßen Tierchen durften wir mehrfach auf unserer Reise sehen und hören. Der typische vogelähnliche Warnlaut schallt oft von Talwand zu Talwand und mit ein wenig Geduld kann man die kleinen Tiere auch von Stein zu Stein springen sehen. Zwei Mal hatten wir auch die Gelegenheit, ganz zahme Murmeltiere zu sehen. So schien ein Murmeltier beim ersten Mal keine Notiz von uns genommen zu haben und streckte seine spitze Nase keck der Sonne entgegen. Beim zweiten Mal überraschten wir drei kleine Murmeltier-Babies, die anscheinend noch nicht gelernt hatten, Angst vor den Menschen zu haben. Der eine traute sich sogar bis zu Lusinjas Schuh vor und schnupperte schüchtern daran.
Auch sonst war es ein schönes kleine Abenteuer mit vielen verschiedenartigen Landschaften, tollen Aussichten, kalten Badestellen und stimmungsvollen Tagen. Ich freue mich schon auf meine nächste Reise hier in den Alpen.
Am letzten Tag ging es noch hinunter ins Tal und dann mit dem Zug wieder Richtung Schwaz. Dort verbrachten wir noch mal eine Nacht bei Johannes, um dann den Heimweg anzutreten.
P.S. Hier gibt es nochmal ein paar italienische Wörter, die man auf einer Hüttentour gut gebrauchen kann:
- la malga – die Alm
- il rifugio – die Berghütte
- il prato – die Wiese
- la mucca – doie Kuh
- la pecora – das Schaf
- il recinto – der Zaun
- l’albero – der Baum
- l’abete – die Tanne
- la cima/la vetta – der Gipfel
- spigoloso – kantig
- chiaro – hell
- scuro – dunkel
- il fiume – der Fluss
- l’oste – der Wirt
- un bicchiere d’acqua – ein Glas Wasser
- la colazione – das Frühstück
- la cena – das Abendessen