26. April 2021
Ich habe mir vorgenommen, so viele Orte meines Gastlandes wie möglich zu besuchen. Nachdem ich im Winter schon im Osten in Graubünden war, ging es für mich am Sonntag mit ein paar Erasmus-Freunden in die französischsprachige Schweiz im Westen.
Gegen 6:30 Uhr morgens fuhr unser Zug vom Hauptbahnhof in Zürich ab in Richtung Lausanne. Das bedeutete für mich: Zum Sonntagmorgen klingelte um Punkt 5:00 Uhr der Wecker. An Bord waren meine Freunde aus Südkorea, USA, Frankreich, China, Irland, der Türkei und die Organisatoren von ESN (Erasmus Student Network Zürich). Das Event wurde nämlich – wie viele andere – auch von ESN organisiert. Das macht vor allem das Kaufen der richtigen Eintritts- und Bahntickets einfacher und man hat immer ein paar einheimische Studenten dabei, die uns internationalen Studierenden wiederum die Schweiz zeigen und erklären können.
Wie man zweieinhalb Stunden Bahnfahrt überbrückt
Trotz dass die Bahn schneller fahren darf als ein Auto auf einer schweizer Autobahn benötigt man gut zweieinhalb Stunden bis nach Lausanne.
Wie schon erwähnt war in der vorhergehenden Nacht aber nicht allzu viel Schlaf für mich drin. Genauso ging es den anderen Studenten auch. Während also die eine Hälfte unserer Gruppe ein kurzes Schläfchen machte, nutzten andere das internationale Umfeld, um den persönlichen Wortschatz ein wenig zu erweitern.
Ich als Muttersprachler habe natürlich den Vorteil, dass ich die Sprache meines Gastortes spreche, weshalb ich versucht habe, bei meinen internationalen Freunden ein bisschen Verwirrung um die deutsche Sprache und ihre Artikel aufzulösen. Aiden, der in Thailand geboren ist, hat im Gegenzug dann versucht, mir ein wenig Thai beizubringen, Anna aus Ungarn wiederum erklärte, wie man auf ungarisch „Hallo“ sagt. Da uns unsere Reise in die Romandie führen sollte, gab es mit Pauline aus Frankreich noch ein paar Auffrischungslektionen in französisch.
Die nächsten Urlaubsziele für die Zeit nach Corona wurden auch direkt festgelegt: Zwei Freunde möchte ich definitiv in Dublin und Istanbul besuchen. 😉
Erster Stopp: Lausanne
Hauptziel unseres Ausflugs war Lausanne, die viertgrößte Stadt der Schweiz im Kanton Waadt. Nachdem sich jeder noch einen Guten-Morgen-Kaffee im Supermarkt geholt hatte, ging es dann auch schon los mit einem kleinen Stadtrundgang. Adrian von der ESN-Sektion in Lausanne hat uns dabei mitgenommen und ein paar seiner Lieblingsorte gezeigt, sowie ein paar interessante Geschichten dazu erzählt. Dabei warnte er uns schon zu Anfang: „Lausanne wurde auf einigen Hügeln gebaut, also wird es den ganzen Tag auf und ab gehen!“
Mittlerweile habe ich schon einige schweizer Städte gesehen, aber Lausanne hatte irgendwie etwas ganz besonderes an sich. Es war wunderschön sonnig und sommerlich warm, dazu war kaum etwas los auf den Straßen, im Gegensatz zum hektischen Zürich. Beim Blick auf den Genfersee und die am Ufer stehenden bunten Häuser hatte man eher das Gefühl, man sei in Italien als in der Schweiz.
Unsere Tour führte uns unter anderem kurz an der Kathedrale Notre-Dame (ja, die gibt es auch in der Schweiz), dem Bezirksgericht Lausanne (besonders interessant für die Jurastudenten) und am Olympischen Museum vorbei. Lausanne ist schließlich Sitz verschiedener Sportweltverbände und des Internationalen Olympischen Komitees.
Nächster Stopp: Der Genfersee
Nachdem wir schon gute 10.000 Schritte gegangen waren und die ersten (inklusive mir) einen Sonnenbrand hatten, legten wir erstmal eine kleine Pause am Genfersee mit seinem glasklaren Wasser ein. Vom Ufer aus konnte man sogar auf die französische Seite hinüberschauen. Das war wirklich sehr faszinierend.
Weiter ging´s mit der Bahn, die wir gerade so durch unsere vorweg sprintende ESN-Organisatorin geschafft haben. Entlang der Weinbaugebiete und mit einem wunderschönen Blick über den Genfersee und schneebedeckte Berge landeten wir in Vevey, wo es dann endlich Mittagessen gab. Die strahlende Sonne und die vielen Eindrücke waren tatsächlich auch anstrengend.
Mit dem Boot von Vevey nach Rivaz
Frisch gestärkt mit Falafel und indischem Naan-Brot im Magen ging es dann zum Hafen. Hier wartete das Boot, was uns innerhalb weniger Minuten nach Rivaz bringen sollte. Spätestens, als ich den Fahrtwind im Gesicht gespürt habe, war bei mir endgültig Urlaubsgefühl aufgekommen.
Da das Boot als öffentliches Verkehrsmittel zählt, gilt natürlich auch hier Maskenpflicht. In Rivaz angekommen haben wir dann noch eher zufällig die zweite ESN-Gruppe getroffen, die sich mit dem Boot in die Gegenrichtung auf den Weg machte. Aufgrund der Coronabestimmungen dürfen sich in der Schweiz 15 Personen draußen treffen, weshalb das Event in zwei vom Programm leicht unterschiedliche Gruppen unterteilt wurde.
In Rivaz angekommen wollten wir eigentlich die Weinberge bis nach oben hinauf wandern. Zugegebenermaßen waren aber alle Beteiligten schon recht k.o. Es war schließlich schon gegen 15 Uhr und wir waren seit rund zehn Stunden unterwegs. Also haben wir uns darauf geeinigt, durch ein kleines Dorf wenige Minuten zu einem Aussichtspunkt hinaufzuspazieren und uns dort ein wenig auszuruhen. Passend zur Umgebung testeten einige Studenten regionalen Wein. Ich blieb aber lieber bei meinem Wasser. 😉 Der Blick über den Genfersee und die kleinen, romantischen Dörfer inmitten der Weinberge war wieder einmal wunderschön. Um ehrlich zu sein kann ich mich kaum entscheiden, was mir an diesem Ausflug am besten gefallen hat. Daher zitiere ich an dieser Stelle einfach Aiden: „Whoa Switzerland isn´t real. It is like a huge painting.“ Auf Deutsch: „Die Schweiz ist doch nicht real, sie ist einfach ein riesiges Gemälde.“
Die Pause wurde genutzt, um viel zu erzählen, Herkunftsländer zu vergleichen und zu lachen. Ich habe an dem Tag tatsächlich sehr sehr viel gelacht, was unheimlich gut getan hat.
Zurück nachhause
Nach dem Abstieg vom Aussichtspunkt fuhr gegen 16:30 Uhr unser Zug zurück nachhause nach Zürich. Den Großteil der Rückfahrt habe ich tatsächlich einfach geschlafen, wie viel andere aus der Gruppe auch. Um 19:45 Uhr kamen wir dann in Oerlikon am Bahnhof an und nach noch einer kurzen Busfahrt war ich um 20:15 Uhr endlich zu Hause. Dann hieß es nur noch: Nudeln kochen, kalte Dusche nehmen, Sonnenbrand versorgen und ab ins Bett.