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Ein Monat in Istanbul ist um Zeit für einen Ausflug


Am 29. September bin ich in Istanbul gelandet. Jetzt ist also der erste Monat meines Auslandssemesters um. An der Uni habe ich mich mittlerweile einigermaßen zurechtgefunden. Und ich kann meine ersten Sätze auf Türkisch sprechen. Da wurde es doch endlich einmal Zeit für einen Ausflug! Zusammen mit zwei polnischen Erasmus-Studentinnen habe ich den Sonntag auf der größten Insel, der sogenannten Prinzeninseln, verbracht: Büyükada.

An das Leben in der Großstadt habe ich mich inzwischen ganz gut gewöhnt. Ich schätze es sehr, dass ich nun in meinem neuen Wohnviertel Kadıköy auf der anatolischen Seite Istanbuls nur vier Gehminuten vom Marmarameer entfernt lebe. Dort kann ich mich bei einem Spaziergang am Hafen sehr gut vom Trubel in meinem Szeneviertel erholen. Ich habe auch wieder angefangen, regelmäßig zu joggen, was mit Blick auf Segelboote und Surfer, unzähligen Möwen und glitzerndem Wasser, doch ein bißchen mehr Charme versprüht als der traditionelle Abendspaziergang zu Hause an der Lahn.

Manchmal frage ich mich, ob ich zwischen Uni, Sprache lernen, Leute treffen und Hausarbeiten schreiben (ich habe mir leider zusätzliche Arbeit aus Gießen mit hierher gebracht) ausreichend Zeit einplane, um das Land richtig zu entdecken. Immerhin lautet meine Mission hier in erster Linie, die Sprache und die Kultur kennenzulernen.

Die ESN- Community  in Istanbul ist zum Glück sehr aktiv. Es werden für uns Austauschstudierende regelmäßig Museumsbesuche und Spieleabende organisiert, Karaoke, Altstadttouren und nächste Woche sogar ein mehrtägiger Ausflug nach Pamukkale und Ephesus. Das UNESCO- Welterbe im Südwesten der Türkei habe ich zwar als Kind mehrfach besucht, dennoch ist so ein Auslandsaufenthalt ja nicht nur dazu da, um an der Uni zu sitzen. Das ist zumindest meine Meinung und die mancher Professor*innen hier an der Marmara Üniversitesi. Die blicken zumindest sehr entspannt auf unsere „Midterm Exam“- Woche, in welcher wir ab 22. November einige Prüfungen zu absolvieren haben werden.

Die Sonne scheint, die Möwen kreischen  – auf geht’s zur nächsten Fähre

Am Samstag fiel es mir bei gutem Wetter schon sehr schwer, an meiner Hausarbeit für die Erziehungswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter zuschreiben. Viel schöner war es da doch, auf den Felsen am Hafen von Moda zu sitzen und den Segelbooten im Wind zuzusehen. Auch wenn mich kurz ein schlechtes Gewissen plagte, sagte ich zu, die beiden polnischen Erasmus-Studentinnen Hania und Agnieszka am Sonntag in Richtung Prinzeninseln zu begleiten. Hierbei handelt es sich um eine Inselgruppe im Marmarameer, zu der insgesamt neun Inseln gehören. Die größte unter ihnen, mit einer Gesamtfläche von 5,4 Quadratkilometern, ist Büyükada (dt. Große Insel). Mein Vermieter hatte mir zwar empfohlen, eine der kleineren zu besuchen, aber wer zu dritt reist, hält sich an das Gebot der demokratischen Abstimmung. Und in erster Linie ging es mir sowieso darum, einfach mal raus zu kommen und später sagen zu können, dass ich mir mehr als die Altstadt von Istanbul angeschaut habe!

Um 11 Uhr treffen wir uns deshalb am Hafen von Kadıköy, um eine Fährfahrt von rund 75 Minuten auf uns zu nehmen. Bei Sonnenschein, mit Proviant im Gepäck und guter Gesellschaft an Bord vergeht die Zeit sowieso wie im Flug. Ich bin fleißig damit beschäftigt, Möwen zu fotografieren, die von Passagieren mit Simit (dt. Sesamring) gefüttert werden. Außerdem habe ich für Dienstag die Hausaufgabe bekommen, zehn Porträtfotos zu machen. Wie gut, dass ich zwei hübsche junge Frauen an meiner Seite habe, an denen ich direkt üben kann.

Auf dem Weg von Kadıköy nach Büyükada hält die Fähre insgesamt an drei weiteren Inseln: Kınalıada, Burgazada und Heybeliada. Ich komme beim Blick auf das Grün der Inseln und das Blau des Meeres sofort in einen entspannten Urlaubsmodus. Zwei Männer musizieren an Deck und bitten um Spenden. Ein anderer balanciert unzählige Sesamringe (Simits) auf einem Tablett, um diese für 2,5 Türkische Lira (aktuell 23 Cent) an die Fahrgäste zu verkaufen. Die Fahrt kostet uns neun Credits von unserer studentischen IstanbulKard. Das sind umgerechnet weniger als 27 Cent. Am Geld soll es demnach nicht liegen, wenn ich hier zu wenige Ausflüge mache.

Herrenhäuser, zwei Gipfel für die Aussicht und bestes Eis

Mit etwas Verspätung erreichen wir um 12.25 Uhr den Hafen von Büyükada und erkunden erst einmal die nähere Umgebung. Mit Essen im Bauch geht das natürlich viel besser, weshalb Hania ein kleines Lokal für uns aussucht, indem wir Peynirli Omlet (dt. Käseomlett) und Menemen (sagen wir, es ist eine Eierpfanne mit Gemüse!) essen. Bei „Cadde Elite“ können wir gemütlich im Innenhof sitzen und uns nach dem Essen noch einen Çay (dt. Schwarztee) gönnen.

Während des Spaziergangs fällt uns auf, dass es hier auf der Insel noch zahlreiche traditionelle Gebäude gibt, die mir in Kadıköy nur mehr vereinzelt ins Auge stechen: historische Herrenhäuser. Büyükada gilt offenbar als ausgewiesenes  historisches Herrenhaus-Zentrum. Sogar der russische Revolutionär Leo Trotzki hat einige Jahre auf der großen Prinzeninsel verbracht. Auch viele Häuser mit Holzfassade entdecken wir. Diese Insel hat wirklich Charme und wir genießen unsere Stunden hier sehr.

Mir persönlich tut es aber auch wieder der Hafen an. Mit einem Iced Latte in der Hand genieße ich den Blick aufs Wasser und auf die vielen Boote, an denen ich mich niemals werde sattsehen können. Hania und Agnieszka hingegen sind immer auf der Jagd nach Katzen. Die sind bislang an allen türkischen Orten, die ich gesehen habe, sehr stark vertreten gewesen und kuscheln sich an uns, sobald wir irgendwo Platz genommen haben. Nachmittags leihen wir uns drei Fahrräder aus (15 Türkische Lira pro Stunde, also etwa 1,36 Euro), um schneller voranzukommen. Auf einem der beiden Hügel entdecken wir das äußerst idyllische Aşıklar Café. Hier ist alles ganz bunt geschmückt und lässt mein farbensüchtiges Herz höher schlagen. Es gibt Hollywoodschaukeln, einen richtigen südländischen Wald und dazu einen sonnigen Blick hinunter aufs Meer. Das Strampeln auf den Hügel hinauf hat sich auf jeden Fall gelohnt. Nach einem Monat in der Großstadt tut es richtig gut, plötzlich so viele Bäume um sich herum zu haben und keine Autos zu sehen. Auf der Insel beobachten wir vielmehr Menschen auf Fahrrädern (vielleicht sind die meisten von ihnen aber auch Tourist*innen!) oder kleinen Fahrzeugen, die an Tuktuks erinnern, herum fahren.

Auf dem Rückweg zum Fähranleger gönnen wir uns noch ein leckeres Eis. Ich entscheide mich für die Sorten Tahin, Mandel und Walnuss in einer mit Schokolade und Pistazien verzierten Waffel. Was kann ich dafür, dass drei Kugeln nur zehn Türkische Lira (rund 89 Cent) kosten?!

Die Hausarbeit konnte ich für einige Stunden vergessen. Auf der Heimfahrt singen und tanzen wir draußen an Deck und bedanken uns beieinander für diesen wunderschönen Tag. Der nächste Plan wird auch schon ausgetüftelt: ein mehrtägiger Trip in den Süden des Landes. Wir wollen uns zusammen in Kaş einmieten und die letzten warmen Tage an der Mittelmeerküste verbringen. Hausarbeiten sterben ja bekanntlich eh nicht aus, wohingegen ein Auslandssemester leider irgendwann einmal ein Ende hat.

 

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