23. Januar 2018
Wie werden Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen an der Anglia Ruskin University in Großbritannien unterstützt und was hat es mit dem Study Support Service auf sich?
Eine Unterlagenflut bei der Einschreibung
Während des Vorbereitungsgespräches auf das Auslandssemester hatte ich gegenüber dem Kursleiter der Anglia Ruskin University eher nebenbei erwähnt, dass ich chronisch krank bin. Das hat den Stein ins Rollen gebracht. Im Laufe des Einschreibungsprozesses für die Universität meldete sich zunächst der „Residental Service“, der für die Wohnheime auf dem Campus zuständig ist, bei mir. Ich hatte mich im Vorfeld bereits für ein Zimmer im Wohnheim angemeldet. Nun wollten sie sich erkundigen, ob dieses Zimmer meinen gesundheitlichen Bedingungen entspricht. Ich bekam ein siebenseitiges Dokument, wovon einen Teil ich ausfüllen musste und den Rest meine Ärztin. Dieses beinhalte Fragen rund um meine Gesundheit. Außerdem sollte ich sagen, welche Auswirkungen die Beeinträchtigung auf den Alltag hat, wie z. B. Treppensteigen. Nach dem Versenden der Unterlagen erhielt ich dann ein geeignetes Zimmer, wobei für mich persönlich nur das eigene Bad wichtig war. Während der Einschreibung wurden dann verschiedene persönliche Fragen zu meiner Person gestellt. Dabei wurde ich zu einer möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigung gefragt. Daraufhin kam eine automatisierte E-Mail vom Study Support Service, in der ich aufgefordert wurde, Dokumente auszufüllen bzw. von meiner Ärztin ausfüllen zu lassen. Da dies so kurz vor der Abreise nicht mehr möglich war, ignorierte ich diese Nachricht. Ein wenig später meldete sich dann eine Mitarbeiterin des Study Support Services mit einer netten E-Mail bei mir. Ich wurde eingeladen, einmal im Büro vorbeizuschauen um ein kurzes Gespräch über meine Situation mit der gesundheitlichen Beeinträchtigung zu führen.
Gute Betreuung im Study Support Service
Ich hörte zum ersten Mal in der E-Mail von dem Study Support Service der Uni. Nach kurzer Befragung des Internets fand ich heraus, dass es sich dabei um eine offizielle Stelle der Anglia Ruskin University handelte. Ihre Zuständigkeit liegt im Service sowie in der Unterstützung und Beratung von Studierenden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Studierenden mit bestimmten Lernschwierigkeiten, wie z. B. Dyslexie. Eine eigene Stelle nur für solche Angelegenheiten? „Wow!“, dachte ich mir! Im ersten Moment war ich etwas verwirrt, weil die Mitarbeiter aktiv auf mich zukamen und Interesse an meiner persönlichen Situation zeigten. Das kannte ich so überhaupt nicht und habe zuvor auch noch nie von etwas Vergleichbarem gehört. Das war auch der Grund, weshalb ich den Besuch anfangs etwas hinausgezögert habe. Ich persönlich mag es nicht besonders, wenn meine gesundheitliche Beeinträchtigung im Mittelpunkt steht. Aber irgendwann packte mich die Neugier und ich besuchte den Study Support Service. Eine überaus herzliche Mitarbeiterin begrüßte mich und wir gingen in einen Besprechungsraum. Wie oben beschrieben, habe ich es nicht mehr geschafft, die Dokumente einzureichen. Das war alles kein Problem. Es wurden einfach die Dokumente genutzt, die ich für das Wohnheim abgegeben habe. Weiterhin sollte ich kurz erzählen, was mir meinen Studienalltag erleichtert und welche Probleme es geben könnte. Das alles wurde schriftlich festgehalten. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch gar nicht realisiert, was passiert. Erst zum Schluss habe ich begriffen, dass wir gerade so etwas wie einen Nachteilsausgleich erstellen. Ich war mehr als überrascht, wie einfach das ging. Kurze Zeit später erhielt ich eine E-Mail mit dem Hinweis, dass in meiner elektronischen Studentenakte (vergleichbar mit dem LSF) nun das „Summary of Reasonable Adjustments“ für mich und meinen Kursleitern einsehbar ist.
Was genau in dem „Summary of Reasonable Adjustments“ steht und wie sich das Uni-Leben gestaltet, lest ihr im zweiten Teil.