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Auslandssemester in Norwegen eine Frage des Geldes?

Kann ich ein Auslandssemester in Norwegen machen, auch wenn ich nicht viele finanzielle Ressourcen habe? Eine unangenehme Frage. Aber eine, die sich durchaus einige von euch stellen werden. Denn in Norwegen zu leben ist teuer. Doch es ist möglich, auch wenn ihr keine allumfassende Unterstützung von euren Eltern habt. Wie? Dafür findet ihr im Folgenden eine Übersicht über die Finanzierung eines Auslandssemesters in Norwegen.

„Über Geld spricht man nicht!“ – lehren uns unsere Eltern und die Gesellschaft. Doch ich halte von dieser Aussage nicht ganz so viel. Insbesondere, wenn es um die Finanzierung von wichtigen Lebensbereichen, Träumen und Zielen geht. Früher oder später muss sich jeder, der gerne ein Auslandssemester machen möchte, mit der Finanzierung dafür auseinandersetzen. Da gibt es einige Tipps und Tricks, mit denen ihr gut durch die Zeit in Norwegen kommt.

Vorbereitung: Informationssuche, aktiv werden & Geld sparen

Schon bei der Länderwahl für euer Auslandssemester solltet ihr euch über die jeweiligen Lebenshaltungskosten informieren. Seid ehrlich mit euch selbst: Was könnt ihr euch realistisch gesehen leisten?

Zuerst brecht ihr runter, welche Geldquellen euch hypothetisch zur Verfügung stehen. Seid da großzügig mit eurer Rechnung und stellt sicher, dass ihr die aufkommenden Kosten abdecken könnt. Ihr solltet aber auf jeden Fall noch einen Puffer haben, sodass ihr die Zeit im Ausland ohne Geldsorgen genießen könnt. Das sollte nichts sein, was euch Sorgen bereitet, wenn ihr erst mal in Norwegen seid.

Norwegische Kronen aufgefächert. Reflexion der Scheine im Spiegel.
Das sind keine Euro-Scheine! Nein, hier wird mit Norwegischen Kronen bezahlt. Bargeld braucht ihr aber fast nie, alles kann mit Karte bezahlt werden.

Eure Möglichkeiten zur Finanzierung des Auslandssemesters

  • Nebenjobs (evtl. an Arbeitsstunden aufstocken)
  • AuslandsBAföG (informieren & bewerben lohnt sich, auch wenn ihr in Deutschland kein BAföG bekommt. Die Grenzen für den Zuschuss sind im Auslandssemester breiter gefasst).
  • Erasmus-Mobilitätszuschuss: Bekommt jeder, der mit Erasmus ins Ausland geht – egal ob Auslandssemester oder -praktikum. Die Höhe des Zuschusses hängt von der Ländergruppe ab, in die euer Zielland eingeordnet ist. Hier findet ihr eine Übersicht.
  • Norwegen ist wohl bekannt als das zweitteuerste Land der Welt – nach der Schweiz. Deshalb bekommt ihr für ein Auslandssemester hier auch den Höchstzuschuss von 600 Euro pro Monat. 
  • Ich empfehle euch außerdem, euch an eurer Universität über eine mögliche Sonderförderung zu informieren. Das ist noch mal ein potenzieller monatlicher Zuschuss von 250 Euro. Ich bekomme diesen zum Beispiel auch, da ich aus einem nicht-akademischen Elternhaus komme (das heißt, meine Eltern haben nicht studiert).
  • Bewerbt euch auf andere Stipendien! Ich habe mich ein Jahr vorher für das Deutschlandstipendium beworben, unter anderem auch mit der Begründung, die Förderung für meine Bildung im Ausland nutzen zu wollen. Das war sicherlich auch einer der Gründe, warum ich das Stipendium dann auch für 12 Monate bekommen habe. Es gibt aber auch noch eine Reihe an anderen Stipendien, die ihr am einfachsten in Datenbanken wie dieser findet. 

Welche Kosten kommen auf euch zu?

Schon ein paar Monate bevor ihr ins Ausland geht, fallen bereits die ersten Kosten an, die nicht von monetären Förderungen abgedeckt werden. Darunter fällt beispielsweise eine Auslandskrankenversicherung (circa 200 Euro für ein halbes Jahr), die Mietkaution (bei mir umgerechnet 500 Euro), warme Winterkleidung (circa 120 Euro) und natürlich richtige Wanderschuhe aka meine beste Investition in diesem Jahr (circa 80 Euro). Außerdem müsst ihr eure Anreise (und evtl. Rückreise) buchen, die nach Norwegen verhältnismäßig teuer war – also nicht zu unterschätzen. Wenn ihr dann endlich an eurem Zielort angekommen seid, benötigt ihr je nach Ausstattung eurer Unterkunft eventuell noch Möbel, Küchenutensilien und das Allerwichtigste: Essen. Ich kann euch nur empfehlen, am Anfang einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln aufzubauen, damit ihr nicht immer wieder alles einkaufen müsst. 

Verpackte Tomaten und verschiedene Paprika im Supermarkt.
Diese Sicht werdet ihr noch öfter haben, deshalb baut euch von Anfang einen Vorat auf. Dann habt ihr jede Woche neben frischem Gemüse und Obst nicht mehr allzu viel einzukaufen.

Ein wichtiger Tipp aus einer 13er-WG: Sprecht euch vorher ab, wer was kauft! Alltägliche Dinge wie Salz und Pfeffer sowie Öl und Spülmittel benötigt ihr nur einmal, da es alle nutzen. Diese Ausgaben könnt ihr nachher untereinander teilen; da spart ihr direkt zu Beginn Geld durch klare Kommunikation.

Gut zu wissen ist auch, dass ihr keine Studiengebühren in Norwegen zahlen müsst, solange die Hochschule eine Erasmus-Partnerschaft mit eurer Heimatuniversität führt. Das ist allerdings nicht in allen Ländern so, deswegen informiert euch vorher ausführlich. In den USA, Kanada oder Australien sind das gerne mal zwischen 8.000 und 10.000 Euro für ein Semester oder sogar Quartal.

Meine monatlichen Ausgaben in Norwegen

Einen genauen Betrag zu nennen, den ich jeden Monat insgesamt ausgebe, ist ehrlich gesagt schwer, da dieser wegen den Vorausbuchungen der Reisen immer variiert. Es gibt Monate, in denen ich nur 600-700 Euro ausgeben habe, im nächsten waren es dann mal bis zu 1000 Euro wegen verschiedenen Reisen.

Was ich euch sicher sagen kann, ist, dass ich jeden Monat für Miete circa 325 Euro, für Lebensmittel bzw. Essen circa 170 Euro, für Zugang zu allen Fitnessstudios 23 Euro und für das Semesterticket für Bus, Bahn und Boot 37 Euro zahle. 

Das ist tatsächlich weniger, als ich in Münster gezahlt habe, größtenteils wegen der Miete. Vergleichen kann ich das nicht wirklich, da ich in Münster eine möblierte Ein-Zimmer-Wohnung hatte und mir hier in Bergen ein möbliertes Zimmer mit einer anderen Studentin und die Küche + Wohnraum mit 12 anderen Menschen teile. Ihr wollt mehr über meine Wohnsituation wissen? Dann schaut bei meinem Blog-Post vorbei!

Reisen & Ausflüge: So geht’s günstiger!

Der größte Unterschied zu meinem Leben in Deutschland ist sicherlich, dass ich hier viel mehr erlebe, mehr Ausflüge und Reisen unternehme. Wenn ihr schon einmal in Norwegen seid, müsst ihr die Zeit auch nutzen, um das Land in all seinen Facetten kennenzulernen (besonders, weil die Flüge hier hin unfassbar teuer sind). 

Um Geld zu sparen, tut euch mit euren neuen Freund:innen oder Mitbewohner:innen zusammen und bucht eure Ausflüge gemeinsam. So könnt ihr euch die anfallenden Kosten für die Unterkunft und den Transport teilen und bekommt bei einigen Aktivitäten sogar Gruppenrabatt.

Auch hier gilt, wie immer: früh buchen und vergleichen! Euer Konto wird es euch danken, wenn ihr euch vorher genug Zeit nehmt und verschiedene Unterkünfte und Transportmittel im Preis, der Effizienz und dem Erfahrungswert vergleicht. Eine Freundin und ich haben uns zum Beispiel für ein Interrail-Zugticket entschieden, statt zwischen den Städten Bergen, Oslo, Stockholm und Kopenhagen im Dezember hin und her zu fliegen. 

Und wenn ihr ganz lustig seid, könnt ihr euch die Unterkunft natürlich auch sparen und im Auto oder Zelt schlafen. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert, aber bei 0 Grad draußen kann ich es nicht unbedingt empfehlen 😉

Tipps & Tricks für den Alltag in Norwegen

Nach mehr als dreieinhalb Monaten Leben in Norwegen (und knapp zwei Jahren alleine in Münster) habe ich die ein oder anderen Tipps und Ratschläge, wie ihr am besten haushalten könnt. Diese lassen sich schwer in Kategorien einteilen, deshalb hier eine kleine Liste: 

  • Beobachtet den Wechselkurs! Zwar empfehle ich nicht, die ganze Zeit von Norwegischen Kronen in Euro umzurechnen, da ihr dabei einfach nur traurig werdet bzw. euch nicht gut fühlt. Aber es lohnt sich trotzdem, hin und wieder ein Auge auf den Wechselkurs zu werfen. Wenn dieser gerade gut steht, rate ich euch, dann Anschaffungen zu tätigen und Reisen zu buchen – so spart ihr euch gutes Geld.
  • Habt Grundmahlzeiten und Rezepte, die ihr immer (rotierend) wiederholen könnt, ohne dass euch langweilig wird. Stellt dabei sicher, dass ihr eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse beibehaltet.
  • Schreibt euch Einkaufslisten! Ehrlich. In Norwegen wollt ihr kein Geld für Dinge ausgeben, die ihr gar nicht braucht.
  • Alkohol ist exorbitant teuer! Bin ich froh, dass ich keinen trinke 🙂 – das hat mir in meinem Leben schon so viel Geld und Stress gespart. Überlegt’s euch gut, ob ihr in Norwegen welchen trinken wollt – öffentlich dürft ihr das sowieso nicht.
  • Vermeidet es, in Restaurants oder Cafés zu essen, denn die sind mindestens genauso teuer. Setzt lieber auf Selbstverpflegung! Zusammen kochen macht viel mehr Spaß.
  • Ihr könnt alles mit Karte bezahlen, Bargeld braucht ihr nicht. Trotzdem habe ich immer ein paar Scheine dabei, falls meine Kreditkarte mal nicht funktionieren sollte. Ist schon passiert, deswegen war es gut, dass ich vorher in Deutschland schon ein bisschen was umgetauscht habe.
  • Apropos Kreditkarte: Achtet darauf, dass bei eurer möglichst keine Transaktionsgebühren anfallen. Zwei Prozent mehr bei jeder Zahlung klingt nicht viel, sammelt sich aber an.
  • Nehmt so viel von zu Hause mit wie möglich! „Ach, das kann ich mir ja auch im Ausland kaufen“ wird in Norwegen ganz schön teuer. Also: Wenn ihr euch neue Winterkleidung zulegen müsst, macht es vorher und am besten im Sommer, dann kommt ihr günstiger weg. 
  • Wenn ihr könnt, bucht Hin- und Rückreise zusammen! Das habe ich nicht gemacht, da ich mir nicht sicher war, wie lange die Uni wirklich geht und ob ich danach noch reisen kann. Deshalb habe ich für meinen Hinflug ganze 355 Euro, für den Rückflug dann 220 Euro gezahlt. Das wäre mit einer Rundreise deutlich günstiger gewesen.
  • Trackt eure Finanzen! Ich habe auf Notion für jeden Monat eine Tabelle für Aushaben und Einnahmen, damit ich die Übersicht behalte. Dort trage ich die Beträge sowohl in NOK als auch in EUR ein sowie Datum, Inhalt und Kategorie (zum Beispiel Wohnen, Essen, Reisen etc.).

Auslandssemester in Norwegen – jeder kann seinen Traum verwirklichen!

Ja, Norwegen ist und bleibt teuer. Aber es gibt genug Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung, die es euch auch mit wenigen finanziellen Ressourcen ermöglichen, ein Auslandssemester hier zu machen. Mit einer sehr guten Vorbereitung, strukturierten Organisation und einigen Tricks zum Sparen im Alltag kann jeder seinen Traum verwirklichen.

Ganz viel Liebe, Nora

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