22. Februar 2016
… das war die häufigste Reaktion die ich bekam, als ich mich vor einem Dreiviertel Jahr ganz spontan auf einen Platz an der Universidad de las Américas in Puebla bewarb. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinen Erasmusplatz in Norwegen für das Wintersemester bereits sicher und nur durch Zufall von unserer neuen Partneruniversität erfahren. Abgesehen von ihrem exzellenten Ruf hatte ich mir die Uni bei meinem letzten Mexiko-Aufenthalt angesehen und war begeistert; ich musste mich also bewerben! Und schwups, standen für mich zwei Semester im Ausland auf dem Plan.
Dadurch wurde ich mit einigen Problemen konfrontiert: Der Erasmusaufenthalt wurde zwar wie gewöhnlich mit Erasmusgeld unterstützt, aber Norwegen ist bekanntermaßen so teuer, dass man glaubt, man könne sich nur Knäckebrot im Supermarkt leisten. Es schien eine Herausforderung zu werden, danach noch ein Semester im Ausland ohne Stipendium finanzieren zu müssen. Glücklicherweise hatte ich mir ein finanzielles Polster erarbeitet und mit Unterstützung meiner Eltern klappt es bis jetzt sehr gut.
Des Weiteren würde ich nun ein ganzes Jahr von Zuhause weg sein. Mir war klar, dass nach Weihnachten in Berlin, meine Lust in den Flieger nach Übersee einzusteigen, gleich Null sein würde. Ganz so schlimm wurde es Gott sei Dank nicht. Jedoch wurde mein Koffer mit einer gewissen Gleichgültigkeit meinerseits gepackt und der Fakt, dass Christoph Waltz im selben Flieger saß wie ich, löste bei mir größere Euphorie aus als der Gedanke, jetzt fünf Monate in Mexiko zu sein.
Korruption, Drogen, Tequila und Tacos – die Vorurteile gegen Mexiko
Und dann waren da die entsetzten Reaktionen von Freunden und Verwandten. Mexiko assoziiert jeder mit einer korrupten Regierung und natürlich dem Drogenkrieg. Ein bisschen Tequila und Tacos mischten sich in die Vorurteile sicherlich auch noch mit ein und leider kommen diese nicht von irgendwoher. Gegen Tequila und Tacos ist nichts einzuwenden, essen bzw. trinken kann man in diesem Land gut und viel. Aber ansonsten ist Korruption etwas ganz Alltägliches, über Polizeiautorität wird nur gelacht und der Präsident wird gemeinhin als „pendejo“ (zu Deutsch Arschloch) bezeichnet. Vom Drogenkrieg kriegt man hier nicht viel mit, was aber nicht heißt, dass er nicht existiert. Er spielt sich in anderen Regionen, besonders im Norden Mexikos, ab. Man solle gewisse Bundesstaaten schlichtweg nicht besuchen und dann passiere einem auch nichts, so wurde es uns hier beim Orientation-Day erzählt.
Abgesehen von diesen negativen Seiten hat Mexiko Einiges zu bieten und ist für mich trotzdem ein wunderschönes Land. Man findet von Wüste bis Großstadt, vom tollsten Karibikstrand bis zur felsigen Küste, von Bergen über Urwäldern und Seen einfach alles. Hinzu kommen eine zuvorkommende, freundliche Bevölkerung und eine facettenreiche Kultur, deren Stätten jeden faszinieren.
Ich fühle mich trotz aller Negativschlagzeilen sehr wohl hier. Das liegt mit Sicherheit auch viel an der Uni, von der ich in meinem nächsten Beitrag erzählen werde.