8. Juni 2022
Man muss nicht reich sein, um ohne Stipendium oder BAföG ein Auslandssemester machen zu können. *Mic-drop*. In der Bio meines Blogs steht „selbst finanziert“ und in diesem Blogbeitrag erfahrt ihr nun, wie ich das geschafft habe.
Wie ich schon in meinem ersten Blogartikel berichtet habe, hatte ich eher kurzfristig im Januar dieses Jahres davon erfahren, dass mein Auslandssemester tatsächlich stattfinden könne. Knapp zwei Monate vor geplanter Abreise waren natürlich alle Fristen für die Bewerbung von Stipendien abgelaufen. Natürlich hatte ich schon darüber nachgedacht wie ich meinen Aufenthalt finanzieren könnte ohne finanzielle Unterstützung. Obwohl ich viele Stunden in Recherchen investiert habe, lag die Antwort die ganze Zeit vor meinen Augen.
Die Sache mit dem Geld
Seit Beginn meines Studiums war ich in verschiedenen Jobs tätig, um meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, da ich viel Wert auf finanzielle Unabhängigkeit lege und auch keine Bafög-Empfängerin bin. Mittlerweile ist es schon fast ein Jahr, dass ich den Sprung von Gastronomie und Einzelhandel zu einer Stelle als Werksstudent, in dem für mich völlig neuen Bereich Marketing, begonnen habe.
Was zunächst ein Sprung ins Ungewisse war, stellte sich als eine der besten Entscheidungen heraus. So sehr ich mich auch gefreut habe, dass mein Auslandssemester stattfinden konnte, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Ich wollte mein Team, das „Learning by Doing“ und die Chance, als vollwertiges Teammitglied am Tagesgeschäft mitwirken zu können, nicht verlieren.
Meinen Job nehm‘ ich mit nach Brasilien
Ich hatte ein mulmiges Gefühl mit meinem Teamleiter und der Personalabteilung darüber zu reden, was im Nachhinein aber völlig unbegründet war. Anfang des Jahres habe ich dann gefragt: „Ich habe erfahren, dass mein Auslandssemester ab April in Brasilien doch stattfinden kann. Trotzdem möchte ich weiter bei euch arbeiten. Darf ich von Brasilien aus remote weiterhin Teil des Teams sein?“. Die Antwort war: „Wahnsinn, eine tolle Chance! Wir würden uns sehr freuen, wenn du uns weiterhin unterstützt.“ So simpel kann es sein!
Einfacher gesagt als getan
Zugegebenermaßen, ich bin kein Morgenmensch (wer mich kennt, kann das bestätigen). Daher ist das wöchentliche Teammeeting montags um 6:00 Uhr brasilianischer Zeit eine Herausforderung. Es war auch eine Umstellung, nur an zwei Tagen der Woche synchron mit meinen Teamkollegen zu arbeiten. Von Mittwoch bis Freitag habe ich nämlich schon Uni-Kurse um 8:20 Uhr und arbeite deswegen erst nachmittags, wenn in Deutschland schon Nacht ist. Zusammen mit Vor- und Nachbereitung der Kurse und dein bisschen Freizeit, ist mein Terminplaner unter der Woche gut gefüllt.
Klischees und neue Rituale
Das Klischee der Austauschstudenten mit scheinbar endlos viel Freizeit und jeder Nacht auf einer anderen Party erfülle ich definitiv nicht. Selbst wenn ich die Zeit hätte, wäre es nicht das, was ich wollen würde. Immer als eine der ersten im Haus wach zu sein bringt auch schöne Seiten mit sich! Es ist schon zu einem Ritual geworden, dass ich nach dem Aufstehen oder dem ersten Kaffee den verschlafenen WG-Kater Tarzan grüße und ihm unter lautstarkem Miauen sein Frühstück serviere.
Zwischenfazit: Als Werkstudentin im Ausland
Mit einem Bein noch in Deutschland durch die Arbeit, mit dem anderem als Austauschstudentin in Brasilien – das bedeutet Kompromisse eingehen von beiden Seiten. Ich bin dankbar, dass mein Team mir entgegenkommt und mich trotz der räumlichen Distanz unterstützt, das ist nicht selbstverständlich.
Auch wenn Stipendien oder andere Finanzierungsmöglichkeiten gerade in teureren Ländern oder bei großen Ausgaben wie Flügen eine Unterstützung sind, heißen Absagen für finanzielle Unterstützungen nicht automatisch das Ende eures Auslandstraums.
Am Anfang waren meine neue Routinen hier gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile habe ich in meinen Rhythmus gefunden und schätze mich glücklich, weiterhin die für mich so wichtige Praxis zu erhalten und mein Auslandssemester erleben zu können!
Liebe Grüße,
Anna
PS: Es arbeitet sich auch ganz gut, wenn man einen flauschigen Mitarbeiter hat;)