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Auslandssemester: Darum sollten Familien gefördert werden


In meiner Vorstellung sah das irgendwie ziemlich einfach aus. Wir kommen nach Lissabon und schaffen es mit der Zeit problemlos, Kontakt zu gleichgesinnten portugiesischen Familien aufzubauen. Tja, wie das so ist, gehen Vorstellung und Wirklichkeit nicht immer Hand in Hand. Jetzt kennen wir zwar eine Menge Deutsche, die hier leben, mit und ohne Kinder, aber so richtig in das portugiesische Leben eintauchen, stellt sich als schwieriger raus als gedacht. Mir hat das jedenfalls vor Augen geführt, dass es nicht ohne ist, als Familie in einem anderen Land anzukommen. Genau deshalb macht die Förderung von Familien, die ins Ausland gehen möchten, in meinen Augen auch politisch Sinn.

Mit dem Alltag als Familie im Ausland verhält es sich nicht groß anders als zu Hause. Der Tag fängt früh an. Es gilt das Kind kitafertig zu machen, dort abzuliefern und dann das eigene Zeug zu erledigen (in unserem Fall also die Uni). Da halten wir uns dann meist auf, bis wir Robin um drei von der Kita holen. Danach noch ein bisschen Spielplatzzeit, Bauklötze oder Buch lesen, bis das Abendessen und Ins-Bett-geh-Ritual losgeht. Und mit ein bisschen Glück ist der Tag so um 20 Uhr geschafft.

Kind auf Schaukel
An sich sind Spielplätze schon ein guter Ort, um mit anderen Familien in Kontakt zu kommen.

Wer hat hier bisher wohl am meisten Portugiesisch gelernt? Robin in der Kita.

Anders, als wenn ich alleine im Ausland war, ist es in diesem Fall gar nicht so leicht, Kontakt zu Menschen zu bekommen, die hier leben. Zwischen der ganzen Alltagsorga Zeit und Energie für das zu finden, was wir in Deutschland – Achtung aufgeladener Begriff – Integration nennen, ist nämlich schwieriger, als gedacht. Sich abends mit neuen Unifreunden treffen? Mach ich vielleicht einmal, aber dann auch nicht so lange, weil morgen früh um sieben gehts halt wieder los. Auch am Wochenende. Und auch, wenn wenn ich erst um vier im Bett war.

Die meiste Zeit, die wir nicht in der Uni und Kita verbringen, verbringen wir zusammen. Dabei sprechen wir – Überraschung – Deutsch. Unsere Unikurse sind komplett auf Englisch. Und auch wenn wir Portugiesischkurse belegen, ist es komplizierter Kontakt zu Portugies_innen zu bekommen, als wenn man seine Nachtmittage in Sportvereinen oder Abende in Kneipen verbringt.

Was ich damit sagen will?

Klar, unsere Position hier ist eine privilegierte. Wir sind hier ja vor allem aus Spaß, nach einem halben Jahr wieder zu Hause und relativ frei von existentiellen Nöten. Aber trotzdem durften wir hier eines lernen: Integration in einem fremden Land als Familie braucht Strukturen. In denen man Zeit und Ruhe hat, um die Sprache zu lernen und Menschen, die Lust haben mit einem in Kontakt zu kommen. Auch wenn man familiär eingebunden ist.

Allen die in Deutschland ‚Die wollen sich ja nicht integrieren‘ jammern, wünsche ich von ganzem Herzen einen längeren Auslandsaufenthalt in einem Land, in dem sie die Sprache nicht sprechen und ein paar strukturelle Hürden. Muss ja nicht Libyen sein, vielleicht reicht schon Dänemark ober eben Portugal. Einfach um mal zu sehen, wie das so ist.

Und deshalb, liebe Institutionen, ist es auch total sinnvoll, Auslandssemester für Familien zu fördern!

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