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Um 23 Uhr im Hörsaal? Studieren für Nachteulen


Was in Deutschland undenkbar wäre, ist hier in Argentinien ganz normal: Die Kurse liegen fast alle abends und gehen mitunter bis 23 Uhr. Was es sonst noch so für Unterschiede gibt und was ich in meiner ersten Uniwoche so erlebt habe, erfahrt ihr hier.

Wie werde ich zur Nachteule?

Als ich angefangen habe, meinen Stundenplan zusammenzustellen, war ich doch leicht schockiert. Die frühsten Kurse beginnen um 16 Uhr. Wie ich in einem vierstündigem Kurs von 19 bis 23 Uhr nicht einschlafen soll, war mir ein Rätsel. Dass die Uni hier so spät beginnt, liegt zum einen daran, dass viele Studenten hier tagsüber arbeiten, aber auch am Unisystem generell. Die meisten Professoren arbeiten hauptberuflich in einem Unternehmen außerhalb der Uni und geben nur zusätzlich noch Kurse. An der Uni verdienen sie hier nämlich nur sehr wenig Geld. Nur einige wenige sind auch für einem Forschungsauftrag an der Uni angestellt, so wie man es in Deutschland gewohnt ist. Dafür sind die öffentlichen Universitäten in Argentinien aber auch komplett kostenlos. Sie werden wie viele andere Dinge – zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel – vom Staat subventioniert.

Mein neuer Stundenplan: Kurse zwischen 16 und 23 Uhr
Mein neuer Stundenplan: Besonders freue ich mich über mein langes Wochenende!

Für die Argentinier ist aber auch 23 Uhr längst nicht so spät wie für uns. Hier wird schließlich auch erst gegen 10 zu Abend gegessen und feiern geht man auch erst um 2 Uhr nachts. Also heißt es für mich jetzt morgens ausschlafen, tagsüber Buenos Aires entdecken und abends büffeln!

Privatstunden mit dem Prof?

Meine drei Wochen in Argentinien haben mich bisher vor allem eins gelehrt: Immer mit möglichst gar keinen Erwartungen an eine Sache herangehen. Vieles kommt mir hier doch ein bisschen chaotisch vor. Nur weil ein Büro zum Beispiel eigentlich laut der Öffnungszeiten geöffnet hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch jemanden antrifft. So war es eigentlich auch kein Wunder, dass ich vor meinem ersten Kurs lediglich herausfinden konnte, an welchem der beiden Unistandorte er stattfindet. Meinen Plan, ganz früh da zu sein, um in Ruhe meinen Raum suchen zu können, hat aber der Stadtverkehr von Buenos Aires gehörig durchkreuzt. Die Busse haben hier nämlich erst gar keinen Fahrplan, da kann es schon mal passieren, dass erst 20 min gar kein Bus kommt und danach gleich vier auf einmal. Als ich dann endlich den richtigen Raum gefunden habe, war ich tatsächlich die einzige Kursteilnehmerin. Zu meiner großen Verwunderung schien der Professor das gar nicht so ungewöhlich zu finden und zu meiner noch größeren Verwunderung fand der Kurs dann tatsächlich statt. Der Professor hielt mir also einen zweistündigen Privatvortrag über Aktionspotentiale von Zellen (Biomedizintechnik) auf Spanisch. Und ja, oft dachte ich mir, ich versteh nur Spanisch! Da gegen Ende des Kurses dann doch noch ein anderer Student kam, bin ich ab nächster Woche dann auch zum Glück nicht mehr alleine.

Wie unterscheiden sich die Kurse von Deutschland?

Die Kursräume ähneln mehr einem altem Klassenzimmer als einem Vorlesungssaal
Die Kursräume ähneln mehr einem altem Klassenzimmer als einem Vorlesungssaal

Die Kurse hier sind deutlich verschulter als in Deutschland, was natürlich auch an den kleineren Kursgrößen liegt. Meine Kommilitonen haben mir erzählt, dass die allergrößten Lehrveranstaltungen hier circa 90 Teilnehmer haben und es gar keine großen Vorlesungsräume gibt. In Kursen gilt außerdem Anwesenheitspflicht und auch im Semester werden schon Klausuren geschrieben, sogenannte parciales. Nur wenn man diese bestanden hat, wird man zur Klausur am Ende des Semesters zugelassen. Das Maschinenbaustudium ist hier etwas praktischer als an meiner Uni. Ich freue mich also schon auf meinen Kurs Taller (Werkstatt), in dem wir selber fräsen, bohren, sägen und und und.

Studieren auf Spanisch?

Da es an meiner Uni keine Kurse auf Englisch gibt (was auch generell in Südamerika selten der Fall ist), heißt es für mich ab jetzt Maschinenbau auf Spanisch zu studieren. Ich habe leider erst in der Uni angefangen, Spanisch zu lernen und vier Semester lang fleißig Sprachkurse besucht. Gerade jetzt am Anfang ist es noch sehr schwierig und anstrengend, den Kursen zu folgen. Schließlich fängt man ja wieder ganz am Anfang an: ich habe heute erstmal heimlich in meinem ersten Kurs die Grundrechenarten gegoogelt. In keinem Spanischkurs lernt mann alle fachspezifischen Vokabeln, die man zum Studieren braucht.

Ich bin aber optimistisch, dass man sich schnell in die Sprache einfindet, wenn man den ganzen Tag davon umgeben ist. Ein Auslandssemester ist ja gerade eine tolle Chance, eine Sprache zu lernen und Fachvokabular spezifisch zu seinem Studiengang zu lernen. Ein bisschen neue Vokabeln pauken muss am Anfang halt einfach sein.

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