9. Mai 2021
Zuerst war es eine Schnapsidee: während meines Erasmussemesters noch die Bachelorarbeit im Ausland dranhängen. Als ich länger darüber nachdachte, fand ich die Idee immer besser. Das hat Gründe.
Bevor ich mich mit dem Thema beschäftigt hatte, war ich mir sicher, eine Bachelorarbeit im Ausland zu organisieren ist ein Riesenaufwand. Jetzt weiß ich, dass es für mich deutlich einfacher ist als gedacht.
Bachelorarbeit ist nicht gleich Bachelorarbeit
Natürlich unterscheiden sich die Regelungen für Abschlussarbeiten von Uni zu Uni. Teilweise sogar innerhalb der Unis in den verschiedenen Fachrichtungen. Je nach Uni und Studienfach ist es mehr oder weniger gerne gesehen, wenn die Bachelorarbeit außerhalb der Universität geschrieben wird. Genauso kann eine Bachelorarbeit sehr forschungsnah sein oder aber fast reine Recherche.
Ich studiere Mechatronik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ich könnte die Bachelorarbeit beispielsweise bei einem Unternehmen schreiben. Es wird aber lieber gesehen, wenn ich sie an einem Institut mache.
Idee und Organisation
Während meines Erasmus Semesters an der Reykjavik University (RU) erwähnte ein Professor, dass er Summerjobs zu vergeben hatte. Er unterrichtet Instruments and Vital Signs (Grundlagen der Medizintechnik) und ich mochte seine Vorlesung sehr. Der Gedanke, bei ihm meine Bachelorarbeit zu schreiben, war verlockend. Ich kontaktierte meine Heimatuni und fragte, ob ich meine Bachelorarbeit an der RU schreiben kann. Dabei stellte sich heraus, dass der zuständige Professor am KIT den Professor an der RU persönlich kennt. Das hat sehr geholfen, denn die einzige formale Voraussetzung einer „externen Bachelorarbeit“ ist ein betreuender Professor von der Heimatuni (zumindest am KIT). Der Professor am KIT war damit einverstanden, die Bachelorarbeit zu betreuen. Beide Professoren und ich unterschrieben den „Antrag auf eine externe Bacheolorarbeit“. Somit stand dem Vorhaben nichts mehr im Wege.
Dass sich bei mir die Professoren kennen, war ein glücklicher Zufall. Doch auch wenn sie sich nicht kennen würden, wäre es wahrscheinlich möglich gewesen die Abschlussarbeit in Island zu schreiben. Formal hätte sich nichts geändert, es wären aber ein Paar Videocalls dazugekommen, damit sich die Professoren kennenlernen und die Rahmenbedingungen der Arbeit klären.
Thema der Arbeit
Ich studiere Mechatronik und habe in Island vor allem Kurse im Bereich Medizintechnik belegt. Für meine Bachelorarbeit werde ich im „Motion Sickness Lab“ (Reisekrankheitslabor) arbeiten. Das Thema der Arbeit wird sein zu untersuchen, welchen Einfluss das Alter von Personen darauf hat, ob sie reisekrank (vor allem seekrank) werden. Um das zu untersuchen, gibt es im Labor eine Einrichtung, auf der mit einer VR-Brille und einer sich bewegenden Plattform Seegang simuliert wird. Bei Testpersonen, die auf der Plattform stehen, werden währenddessen die Gehirn-, Muskel- und Herzaktivität gemessen. Die Daten werden gemeinsam mit einem Fragebogen, den die Testperson auszufüllen hat, ausgewertet.
Die Wohnung
Während meines Auslandssemesters habe ich ein Zimmer im Studentenwohnheim der RU. Normalerweise wäre mein Mietvertag im Juni ausgelaufen, da ich aber mehr als drei Monate vorher gefragt habe, konnte ich ihn bis Ende August verlängern. Ansonsten hätte ich mir eine andere Wohnung gesucht. Da ich vor Ort bin, ist das deutlich einfacher, als es von Deutschland aus gewesen wäre. Meistens kann man jedoch, wenn man aus dem Ausland aus sucht, auf Unterstützung durch die Universität setzen.
Finanzierung
Natürlich stellt sich bei einer Bachelorarbeit, die man nicht an seinem normalen Studienort schreibt, die Frage der Finanzierung. Wenn man die Bachelorarbeit bei einem Unternehmen schreibt, wird man meistens für die Arbeit bezahlt. Ansonsten lohnt sich ein Blick in die Stipendiendatenbank des DAAD. Ich kann mir den praktischen Teil meiner Bachelorarbeit über ein Erasmus Stipendium für Praktika fördern lassen. Die Regelungen dafür sind aber für unterschiedliche Erasmus-Büros unterschiedlich.