15. November 2020
Über Klausurentermine, Ferien und all die anderen Unterschiede zwischen dem Unileben in Deutschland und den Niederlanden.
Wenn meine Freunde zu Hause von der Uni erzählen, habe ich außer einem unwissenden Lächeln oft nichts zu der Konversation beizutragen. Manchmal verstehe ich ein paar Dinge nicht: Warum genau können wir unseren gemeinsamen Urlaub jetzt kein halbes Jahr im Voraus planen? (Momentan geht das zwar leider sowieso nicht, aber die Frage stellte sich mir schon letztes Jahr.) Und wieso müsst ihr die Klausur nicht mitschreiben, wenn ihr euch nicht dazu anmeldet? Warum müsst ihr euch überhaupt zu einer Klausur anmelden?
Ich war also so frei und habe nachgefragt. Und vielleicht gibt es ja ein paar von euch da draußen, die sich momentan zwischen einem Studium in Deutschland und einem in den Niederlanden entscheiden. Und vielleicht stellt ihr euch ja ähnliche Fragen, wenn sie auch trivial erscheinen. Ich hoffe, dass dieser Artikel dann eine kleine Stütze geben kann.
Wann habe ich Ferien?
Das Studienjahr ist in Deutschland und in den Niederlanden unterschiedlich gegliedert. Wir studieren zwar beide in Semestern, mein Semester ist aber noch mal in zwei gleich große Blöcke unterteilt. Beide gehen über sieben Wochen und enden mit der jeweiligen Prüfungsphase. Im aktuellen Block habe ich dazu noch eine Zwischenprüfung in Statistik, die nach drei Wochen geschrieben wird. Nach einem Block ist das Fach häufig abgeschlossen und ihr belegt im darauf folgendem Block drei neue Fächer. In Deutschland dagegen belegt ihr eure Kurse das ganze Semester hindurch.
„Ferien“ gibt es in Deutschland auch öfter als hier. In Deutschland habt ihr zweimal im Jahr größere Blöcke vorlesungsfreie Zeit. Das heißt allerdings nicht, dass sich dann ausgeruht werden darf, denn in diesem Zeitraum werden Prüfungen geschrieben. Ich habe im Sommer etwa zwei Monate Ferien, im Winter zwei Wochen Pause um die Weihnachtszeit. Die habe dann aber auch wirklich frei, denn Klausuren sind zu diesem Zeitpunkt schon zu Ende geschrieben. Auch erfahrt ihr in Deutschland erst relativ spät, wann ihr eure Klausuren schreibt. Bei Teresa ist das etwa zwei Monate im Voraus. Ich kenne meine Termine von Anfang des Semesters an.
So setzt sich meine Note zusammen
Teresas Note für einen Kurs wird durch eine Klausur oder Hausarbeit bestimmt. Benotete Präsentationen oder Mitarbeit fließen nicht in die Endnote mit ein, sondern entscheiden nur darüber, ob sie zur Prüfung zugelassen wird oder nicht. Bei mir setzt sich die Note zusammen wie die Professoren gerade lustig sind. Meine „Law“-Klausur zum Beispiel hat 100 Prozent meiner Leistung ausgemacht, meine Geschichtsklausur dagegen nur 30 Prozent. Ich musste darüber hinaus noch zwei Aufsätze schreiben und ein Referat halten.
Wie oft darf ich die Prüfung wiederholen?
Teresa muss sich zu ihren Prüfungen anmelden. Das ist anders als hier. Ich werde, ohne die Wahl zu haben, direkt zugelassen. Ich kann natürlich entscheiden, die Prüfung nicht mitzuschreiben, aber das wird dann als Fehlversuch angesehen. Ich muss dann im nächsten Block die Klausur nachschreiben. Falle ich dort auch durch, muss ich das Fach im nächsten Jahr wiederholen. In deutschen Universitäten dürft ihr eine Klausur dreimal schreiben. Besteht man im Drittversuch nicht, dürft ihr das Fach nicht weiter studieren.
Während ihr in Deutschland freier entscheiden könnt, welche Kurse ihr im Semester belegt, muss ich die vorgegebenen Fächer auswählen. Auch muss ich eine bestimmte Anzahl der Fächer bestehen, um ins nächste Jahr zugelassen zu werden. In Deutschland müsst ihr eine bestimmte Anzahl bestandener Kurse nur vorweisen können, um eure Bachelorarbeit schreiben zu dürfen.
So sieht das niederländische Notensystem aus
In Deutschland ist das Notensystem ähnlich mit dem, das ihr aus der Schule kennt. Es rangiert zwischen 1 und 6. Ist eure Note schlechter als 4.0, gilt das aus durchgefallen. Meine Noten können zwischen 1 und 10 liegen. Eine 10 gilt als unerreichbar, ich bestehe mit einer 5.5. Das kann aber von Uni zu Uni und auch in einem anderen Studiengang unterschiedlich sein.
Studieren in den Niederlanden – ähnlich wie in der Schule ?
Allgemein habe ich nach dem Gespräch mit Teresa das Gefühl, dass das niederländische System verschulter ist. Es ist vom Aufbau ähnlich gegliedert wie in der Schule, Noten setzen sich nicht nur aus den Endklausuren zusammen und wir sind weniger frei bei der Fächerwahl als in Deutschland.
Ich hoffe, dass ihr nach diesem Artikel ein ein klein wenig besseres Verständnis für die Unterschiede zwischen den beiden Systemen habt. Und wer weiß, vielleicht ist es dem ein oder anderem ja eine kleine Orientierungshilfe!
Ein ganz großes Dankeschön an meine liebe Freundin Teresa nach Hause ins schöne Rheinland-Pfalz! Danke, dass du dir Zeit für meine Fragen genommen hast.