13. Juli 2016
Das Goethe-Institut Indonesien war wegen des Endes von Ramadan eine Woche geschlossen und ich habe mir zusätzlich fünf Tage Urlaub genommen. Somit hatte ich die Möglichkeit, gute zwei Wochen durch Indonesien zu reisen. Gemeinsam mit Freunden machte ich mich also auf den Weg nach Bali, der Nachbarinsel Lombok und den Gili-Inseln. Neben Stand-Up-Paddling und Schnorcheln konnte ich einen weiteren Punkt auf meiner Liste abhaken: Einen Vulkan besteigen.
Meine Wahl fiel auf den Gunung Batur, ein 1717 Meter hoher Vulkan im Norden Balis. Eingepackt in lange Hosen, Schal, zwei Tops und Sportjacke ging es um 2 Uhr nachts los – wir wollten schließlich den Sonnenaufgang am Gipfel bestaunen. Der Zwiebellook sollte uns vor der Kälte auf dem Vulkan schützen. Wenn man durchgängig etwa 30 Grad gewohnt ist, können 12 Grad einem Kühlschrank gleichen. Unsere Guides statteten uns mit Taschenlampen aus und los gings: Im Dunkeln liefen wir mit unserer Wandergruppe vorbei an Chili- und Tomatenfeldern, an einem Vulkansee entlang über hartes Lava und Geröll. Am Anfang war es noch recht einfach, doch mit zunehmender Höhe wurde das Wandern anstrengender. Die Taschenlampe konnte den Weg nicht ganz ausleuchten, Steine rutschten unter den Füßen weg und die Klamotten waren verschwitzt. Aus unsere Gruppe hat es keiner geschafft, die Tour ohne einen kleinen Sturz zu überstehen.
Nach zwei Stunden Wandern waren wir schließlich am Gipfel angekommen. Erschöpft aber froh, saßen wir wie Pinguine eng beisammen, um uns gegenseitig zu wärmen, während wir unser Frühstück (bestehend aus Toast mit Banane und einem hart gekochten Ei) aßen. Leider war der Himmel zum Sonnenaufgang wolkenverhangen, doch schon kurz danach hatten wir einen wundervollen Blick auf die Landschaft und den Vulkansee.
Ein schlafender Riese – eine indonesische Legende
Der Legende nach hatte vor Hunderten Jahren ein Riese den Menschen in der Umgebung beim Bewirtschaften des Landes geholfen und dafür Essen für 1000 Mann verlangt. Als die Bewohner diese Menge an Essen nicht mehr bereitstellen konnten, wütete der Riese. Um ihn zu stoppen, versprachen die Menschen ihm eine noch tollere Belohnung, wenn er einen tiefen See graben würde. Der Riese machte sich an die Arbeit und buddelte ein großes Loch, in dem er auch seinen Mittagsschlaf zu halten pflegte. Eines Tages gossen die Menschen Kalk über den schlafenden Riesen, der im schon vorhandenen See erhärtete und somit den Riesen bewegungsunfähig machte. Der See existiert der Legende nach immer noch als Vulkansee – der Vulkan hingegen ist gar nicht aus Stein, sondern der eingeschlossene Riese. Manchmal grummelt und zappelt der – und es kommt zu einem Vulkanausbruch.
Ob man dieser indonesischen Erzählung Glauben schenken mag oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Für mich steht jedenfalls fest, dass die Besteigung des Vulkans eine tolle Erfahrung war, die ich so schnell nicht vergessen werde.