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Neun Fakten und Kuriositäten, die Finnland noch l(i)ebenswerter machen


Finnland ist ein ganz besonderes Land, denn welches andere kann schon behaupten, dass über 99% seiner Einwohner mindestens einmal in der Woche in die Sauna gehen? Mit nur knapp fünf Millionen Männlein und Weiblein lebt es sich hier ganz gemütlich und frei. Wer mit offenen Augen durchs Land läuft, dem fallen dann die ein oder anderen merkwürdigen Angewohnheiten auf, die die Finnen allerdings noch sympathischer machen. Ich habe sie jedenfalls mit einem Schmunzeln fest in mein Herz geschlossen!

Holzsteg in einem Reetfeld
Der Weg ins Unbekannte

1. Ein klitzekleiner Blick hinter die Kulissen

Das Gebiet des heutigen Finnlands ist seit über 7.000 Jahren bewohnt. Doch die Finnen feiern dieses Jahr erst ihr 100. Jubiläum als souveräner Staat. Bis 1809 gehörte Finnland nämlich politisch zu Schweden und bis 1917 war das Land ein autonomes Großherzogtum im damaligen Russland. Erst seit dem 06.12.1917 darf sich Finnland als unabhängige Republik feiern.

2. Finnisch gehört zu den drei schwersten Sprachen dieser Welt

Während der schwedischen Herrschaft wurde Finnisch überwiegend im Alltag gesprochen. Die ersten umfangreichen finnischen Texte stammen aus dem 16. Jahrhundert. Erst im 19. Jahrhundert breitete sich die Sprache auf alle Lebensbereiche aus und 1863 wurde dem Finnischen dann endgültig die gleichen Rechte zugebilligt wie dem Schwedischen. Die offiziellen Landessprachen sind nach Adam Riese also Finnisch und Schwedisch. Heute sprechen jedoch nur noch knapp 5% der Finnen wirklich fließend Schwedisch, wohingegen Englisch hier weltmeisterhaft gut gesprochen wird (tatsächlich habe ich in meinen fünf Monaten hier erst zwei Menschlein getroffen, die kein Englisch konnten) und auch alles immer in die drei Sprachen übersetzt wird. Nach einer Weile findet man die Sprache übrigens nicht mehr merkwürdig sondern ganz entzückend und niedlich. Meine persönlichen Lieblingswörter: Kiitos, Kippis, Kahvi

3. Einmal Korvapuusti mit ordentlich Seifengeschmack, bitte!

Die Finnen lieben ihre Zimtschnecken. Am liebsten mit ganz, ganz viel Kardamom und einem Filterkaffee anbei. Allgemein stehen die Leute hier sowieso sehr auf jegliche Art von Gebäck. Einige von diesen gibt es jedoch nur an ganz bestimmten Tagen bzw. nur einige Wochen lang, wie etwa das Runeberg-Törtchen zu Ehren des Schriftstellers Johan Ludvig Runeberg am 05. Februar oder das frittierte Gebäck Tippaleipä (wir haben es nur „Hirni“ genannt), welches am ersten Mai zum Frühlingsfest Vappu gegessen wird. Das Tolle ist, dass fast alle essbaren Produkte laktosefrei produziert werden. Anscheinend haben die Finnen einen recht zimperlichen Darm.

Mädchen das nach einem Kaffee auf blauem Tisch greift
Kaffeezeit! In Helsinki gibt es unzählige schöne, kleine Cafés

4. In Reih und Glied

Wer sich hier mal eben schnell in der Warteschlange nach vorne schmuggeln will, der hat hier schlechte Karten. Da die Finnen ein schüchternes und höfliches Völkchen sind, gehen sie gerne unangenehmen Situationen aus dem Weg. Sei es beim Anstehen für ein nächtliches Taxi ins warme Bett oder beim Kauf eines Buches im Buchladen – hier wird erstmal ein Nümmerchen gezogen, bevor man an der Reihe ist. Etwas ungewöhnlich und blöde, wenn man dies nicht weiß und umsonst einige Minuten irgendwo ansteht, aber an sich ein guter Gedanke. Man lernt zumindest den Umgang mit Ticketmaschinen jeglicher Hersteller.

5. Apple an die Macht!

In der Bibliothek schweift der Blick ja öfters vom eigentlich wichtigen Thema, vor einem auf dem Tisch liegend, ab und durch den Saal. Was uns Austauschstudenten direkt aufgefallen ist: Wenn jemand ohne Macbook oder iPhone in der Gegend rumsitzt, dann ist es eine(r) von uns. Ich habe da auch tatsächlich mal nachgeforscht, vielleicht gibt es ja einen speziellen Studentenrabatt? Leider nein, das Rätsel bleibt ungelöst. Vielleicht ist es einfach eine kleine Vorliebe für den angebissenen Apfel. Das besonders Schöne in der finnischen Bibliothek ist jedoch, dass hier Vertrauen untereinander herrscht. Das ganze Hab und Gut wird bei kleinen und großen Pausen auf dem Platz liegen gelassen, die Jacken an den öffentlichen Kleiderständer gehangen – nie würden die Finnen sich untereinander hier beklauen – und sowieso darf alles mit in die Bib mitgebracht werden. Also raus mit den Käseschnittchen und dem Detox-Smoothie!

6. Ein Hoch auf Alvar Aalto!

Die Finnen sind ganz besonders stolz auf ihren Alvar Aalto. Als Architekt, Stadtplaner und Möbeldesigner, hat er der die nordischen Länder als „Vater des Modernismus“ entscheidend in Sachen Design geprägt. Seine Bauten, Textilien und Möbel findet man in Helsinki überall. Sogar eine Universität würde hier nach ihm benannt. Doch nicht nur ihren Aalto lieben die Finnen, auch ihre Erfindung der Reflektoren tragen sie stets mit sich herum. An jeder Jacke, Tasche oder Rucksack baumelnd sind sie im Winter in jeglichen Variationen zu sehen. Mumins, Kleeblätter, Blumen, Würstchen… alles schon vorgekommen. Und auch finnische Küchen haben es in sich: Über der Spüle verbirgt sich immer ein (vermeintlicher) Küchenhängeschrank. Wird dieser geöffnet verbirgt sich darin ein Abtropfgestell statt der vermuteten Regalböden. Das Geschirrwasser kann also direkt in die Spüle tropfen. Warum hat es diese Erfindung nicht bis nach Deutschland geschafft?

Mädchen auf türkisem Sofa im Café
Geschmack und Style in Sachen Einrichtung wird hier groß geschrieben

 7. Karaoke!!!

Man mag es kaum glauben, aber hier in Finnland gibt es überall Karaoke-Bars. Nicht nur als netter Zeitvertreib bei einem Feierabend-Bierchen, sondern auch als Afterparty trällern die Finnen gerne mal ins Mikrofon. Nicht nur, weil das Bier hier oft recht günstig ist, sondern auch weil es ein Ohrenschmaus ist, den Finnen beim Singen zuzuhören und jegliche Liedtexte auf Finnisch mitverfolgen zu können, sollte man hier mal einen Blick in eine Karaokebar geworfen haben.

8. Salat und Brot bis zum Umfallen

Wer in eine finnische Mensa oder Kantine geht, der muss theoretisch nichts bezahlen, um satt zu werden. Denn Beilagensalat und Brot mit Butter oder Hummus gibt es hier umsonst. Ganz begeistert greife ich auch fünf Monate nach meinem ersten Mensagang immer noch beherzt zur Salatbar und gönne mir dazu einen guten Haufen finnisches Brot. Nachschlag gibt es so viel man mag. Und auch stilles Wasser bekommt man immer umsonst dazu (das ist auch in den Restaurants Gesetz). Etwas gewöhnungsbedürftig aber ziemlich cool ist auch, dass man ein Glas Milch oder Buttermilch oder Sojamilch (es sind ja gefühlt alle laktoseintolerant) zum Gericht dazu nehmen kann. Haben die Finnen so einen Kalziummangel oder lieben sie ihre Milch einfach nur? Für Fischliebhaber: in jeder Mensa gibt es jeden Tag mindestens ein Gericht mit Fisch. Aber auch Vegetarier kommen hier auf ihre Kosten und haben stets eine gute Auswahl an tierlosen Gerichten.

Mädchen vor einem Tablett mit Essen
Das schmeckt mir!

9. Studenten an die Macht

Die finnischen Studenten lieben ihr Land und feiern dies auch gerne. Vor allem feiern sie aber auch, dass sie Studenten sind. Stolz geht man hier mit seinem knallbunten Overall auf die Straßen. Anstelle eines Anzugs wird hier bei Festen ein Overall getragen – je nach Fakultät ist dieser rot, weiß, türkis, pink und und und. Jede Fachschaft und jeder studentische Verein hat eine eigene Farbe. Die typisch finnische Studentenkluft gibt es an fast allen finnischen Hochschulen und dient auf dem Campus als Erkennungsmerkmal. Die Overalls fungieren als bequeme Überzieher über den normalen Alltagsklamotten, schützen vor Kälte, Dreck (Bier wird hier gut und gerne konsumiert, da landet das ein oder andere Glas gerne mal nicht mehr im Mund) und sind übersäht mit Aufnähern. Die finnischen Studenten liefern sich sogar Wettkämpfen aus, um begehrte Aufnäher zu ergattern und auf den Blaumann zu nähen.  Allgemein sind die Finnen sehr studentenfreundlich – es gibt an jeder Ecke Studentenrabatte und Volksfeste, die vor allem von und für Studenten organisiert sind, wie etwa das Frühlingsfest „Vappu“.

Selfie von einer Gruppe Studenten im Park
Vappu wird mit allen Studenten groß im Park gefeiert: bei Bier und Snacks trifft man sich hier den ganzen Tag mit Freunden

 

 

 

 

 

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