12. Februar 2016
„Hättest du Lust ein Kinderheim mit ein paar Lei zu unterstützen?“ Diese Nachricht bekam ich an einem Januarabend von Katja, ebenfalls deutsche Erasmus-Studentin in Bukarest. Na klar, warum nicht, dachte ich mir. Am Ende wurden aus ein paar Lei mehrere Euro und ein wundervoller Nachmittag im Kinderheim „Casa Lidia“.
Katjas Eltern spenden jedes Jahr für ein ausgewähltes Projekt. Dieses Jahr entschieden sie sich, dieses rumänisches Kinderheim zu unterstützen. Die Spenden wollte Katja persönlich abgeben und die Gelegenheit nutzen, um die Einrichtung genauer kennen zu lernen. Als sie mir anbot, mitzukommen, sagte ich sehr gerne zu.
Nur 18 €/Monat pro Kind
So machten wir uns nach Domneşti auf, einem Ort außerhalb von Bukarest. Nach einer anderthalbstündigen Fahrt mit U-Bahn und Taxi und einer hitzigen Diskussion mit dem Taxifahrer (er hatte uns leider etwas aufs Korn nehmen wollen), kamen wir in dem verschlafenen Dorf an.
Am Kinderheim wurden wir schon erwartet und den Kindern vorgestellt. Derzeit wohnen dort 17 Kinder und Jugendliche, die die Polizei aus ihrer Familie geholt hatte, die auf der Straße lebten oder von der Familie verstoßen wurden. Das Heim nimmt Kinder unabhängig ihres Geschlechts, ihrer Ethnie und Religion auf. Pro Monat wird es durch 80 Lei (ca. 18 Euro) pro Kind vom Staat unterstützt, was natürlich nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Daher ist die Stiftung auf private Spenden angewiesen.
„Wollt ihr mit uns tanzen?“ „Na klar!“
Schlafzimmer, Küche, der große Garten mit Gewächshäusern, Hühnern und Enten, ein Basketball-/Fußballfeld – Frau Guias, die Leiterin, zeigte uns das gesamte Grundstück. Als wir zurück ins Haus kamen, war das Eis zwischen den Kindern und uns gebrochen. „Wollt ihr mit uns tanzen?“ „Na klar!“ Stunden des Stopptanzens, Kuschelns, Klatschens (diese Klatschspiele, die wir als Kind auch immer gespielt haben, mit dem gegenseitig in die Hände Klatschen) und Haareflechtens folgten. Allen Kindern dabei ungefähr die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, wurde zu einer Herausforderung – aber einer zuckersüßen, denn die Kinder waren wirklich zum Verlieben.
Als es langsam zu dämmern anfing und Katja den Papierkram (Spendenbescheinigung etc.) mit Frau Guias abgewickelt hatte, mussten wir uns schweren Herzens von den Kindern trennen. Wir wurden zur Bushaltestelle gebracht und fuhren mit einem „Maxitaxi“, so etwas wie einem Kleinbus, sehr günstig zurück in die Innenstadt.
Ich bin heilfroh, dass ich an dem Tag meinen Schreibtisch gegen diesen Ausflug zu den Kindern in Domneşti eingetauscht habe. Ein Tag, der wahrscheinlich nicht nur Katja und mir in Erinnerung bleiben wird: Frau Guias sicherlich auch, wenn die nächste Gasrechnung kommt und sie sich keine Sorgen machen muss, wie sie die bezahlen soll.