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Das Semester ist vorbei ab in die Highlands! Teil 2 Abfahrt


Nachdem ich im ersten Teil des Beitrags über die Vorbereitung für die Fahrradtour geschrieben habe, geht es jetzt um die eigentliche Fahrt. Zur Erinnerung Fynn, Linus und ich haben eine Fahrradtour von Reykjavik aus durch die isländische Highlands gemacht. Die Rundtour war etwa 300km lang

Tag 1 Es geht los

Um 9 Uhr am 19.05.2021 ging es für uns in Reykjavik los. Zunächst ging es ein Stück durch die Stadt und noch bevor wir aus der Stadt raus waren, mussten wir anhalten. An Fynns Fahrrad hatte sich die Kette dermaßen zwischen Rahmen und Kettenblatt verkantet, dass das Kettenblatt abgeschraubt werden musste.

Fahrrad wird in Reykjavik repariert.
Noch nicht aus der Stadt raus, musste das erste Fahrrad wieder in Schuss gebracht werden.

Nach der Zwangspause ging es weiter. Für den ersten Tag waren 75 Kilometer angesetzt. Die ersten etwa 15 Kilometer gab es Fahrradwege, danach mussten wir auf der Straße fahren. Wir profitierten sehr davon, dass es durch Corona nur sehr wenige Touristen gab und es deshalb wenige Autos auf der Straße waren. Wir fuhren nämlich auf dem Golden Circle bis zum Nationalpark Þingvellir. Das ist eine der Haupttouristenattraktionen in der Nähe von Reykjavik. Auf dem Weg dorthin lag allerdings ein ordentlicher Anstieg. Von Meeresniveau ging es, innerhalb von 30 Kilometern, auf eine Höhe von etwa 340 Metern über dem Meeresspiegel . Wir krochen also die Steigung bergauf. Dabei spürten wir jedes Kilogramm an Gepäck, das wir dabei hatten. Immer wieder sah es aus, als sei die Steigung vorbei, dann sahen wir wieder, dass es nur kurz flacher wurde und letztendlich wieder bergauf ging. Als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, war die Freude groß. Es ging die nächsten 20 Kilometer bergab und wir erreichten den Nationalpark. Für das Mittagessen hielten wir an einem kleinen Parkplatz mit einem Kiosk. Leider war dieser, aufgrund der wenigen Touristen geschlossen, sodass wir auf unser Knäckebrot mit Tomatenpaste und Käse zurückgreifen mussten. Gestärkt nahmen wir die verbleibenden 25 Kilometer in Angriff. Wir bogen vom Golden Circle Richtung Norden ab. Die Straße war etwas schmaler, aber immer noch asphaltiert. Die meisten Höhenmeter hatten wir zwar schon hinter uns, allerdings kamen noch ein paar steile Anstiege, die es in sich hatten. Gegen 18 Uhr erreichten wir unseren Schlafplatz. Zum Abendessen gab es Instant Nudeln. Um 20 Uhr ging es dann in die Schlafsäcke.

Tag 2 Die Highlands und eine böse Überraschung

Dank moderner Funktionsbekleidung und Schlafsäcke war uns in der Nacht nicht kalt, obwohl die Temperatur unter 0° C fiel. Gegen 8 Uhr standen wir auf. Zum Frühstück gab es Porridge, dass wir über Nacht mit Wasser hatten einweichen lassen. Wir verfeinerten es noch mit Zimt und Zucker, Nüssen und Trockenfrüchten. Danach wurden die Zelte abgebaut, alles eingepackt und es ging weiter. Es standen die 40 Kilometer auf der F550 vor uns. Mit F gekennzeichnete Straßen sind Highland Straßen, die man nur mit Autos mit Allradantrieb befahren darf. Es sind unbefestigte Straßen im Landesinneren, die im Winter geschlossen sind. Zum Zeitpunkt der Tour war die F550 noch für Autos geschlossen, sodass wir nicht genau wussten was uns erwartet.

Nachdem wir nur wenige Kilometer in die Highland Straße reingefahren waren, sah die Landschaft schon aus, wie auf dem Mars. Es gab keine Vegetation, nur Steine und schneebedeckte Berge. Beim ersten kleinen Stück bergab, war ich ein bisschen übermütig. Meine Fahrradtasche machte auf der holprigen Straße den Abgang, die Befestigung war abgebrochen. Wir schnitten ein Stück vom Zurrgurt, den wir für Notfälle dabei hatten ab, und banden die Tasche wieder an den Gepäckträger. Dann ging es weiter, wieder bergauf. Bald kamen die ersten Schneefelder. Immer wieder mussten wir absteigen und die Fahrräder durch den Schnee schieben. Am höchsten Punkt (720 Meter über dem Meeresspiegel) machten wir unsere Mittagspause, mit Blick auf den Langjökull, den zweitgrößten Gletscher Islands, sowie den Berg des ehemaligen OK Gletschers. Der OK Gletscher hat 2014 den Gletscherstatus verloren. Durch die Erderwärmung war so viel Eis geschmolzen, dass die Eismassen nicht mehr „fließen“ und somit die Definition eines Gletschers nicht mehr erfüllt wird.

Nach der Mittagspause konnten wir wieder bergab fahren. Allerdings waren wir auf der Nordseite des Berges. Sie hat weniger Sonne abbekommen, sodass es deutlich mehr Schneefelder gab und die Straße matschiger war. Manchmal versanken die Räder um zehn Zentimeter im Schlamm. Wir hatten trotzdem unseren Spaß, waren aber auch froh, als wir wieder auf asphaltierter Straße waren. Noch etwa acht Kilometer bis zum Campingplatz und der zweite Tag war geschafft, dachten wir. Denn es stellte sich heraus, dass der Campingplatz keine Gäste entgegennehmen durfte. Es war zu trocken gewesen und es herrschte Brandgefahr. Der nächste offene Campingplatz war 30 Kilometer weiter.

Uns blieb also nichts anderes übrig, als uns wieder auf die Räder zu schwingen. Davor musste noch ein Schlauch getauscht werden, da Linus bei der Einfahrt auf den Campingplatz einen Platten bekommen hatte. Es war zwar schon 20 Uhr aber zum Glück wird es in Island im Mai nicht wirklich dunkel. Also traten wir nochmal kräftig in die Pedale und waren eineinhalb Stunden später am neuen Campingplatz angekommen. Zum Abendessen gab es diesmal Couscous mit Trockenfrüchten und Nüssen. Da alle noch Hunger hatten, beschlossen wir auch noch den Kartoffelbrei zu kochen, der eigentlich unsere Reservenahrung war. Weil wir 30 Kilometer mehr gefahren waren als eigentlich geplant, blieben nur noch 130 Kilometer auf fast durchgehend asphaltierter Straße übrig. Wir sahen es als sportliche Herausforderung die Strecke an einem Tag zu fahren, anstatt wie geplant noch einmal auf der Strecke zu übernachten. Am nächsten Tag mussten wir also früh losfahren.

Tag 3 die letzten 130 Kilometer

Zum Frühstück gab es wieder über Nacht eingeweichtes Porridge. Da wir wussten, dass es der letzte Tag sein sollte, nutzten wir die restlichen Haferflocken, um auf der Fahrt ein zweites Frühstück einlegen zu können. Als die Zelte getrocknet waren, packten wir alles ein und es ging los. Um die ganze Strecke zu schaffen, achteten wir darauf regelmäßig Pausen zu machen. Alle zwei bis drei Stunden hielten wir an, um uns zu erholen und zu stärken. Wie schon an den letzten Tagen war das Wetter hervorragend. Es war sonnig und der Wind war nicht zu stark. Als wir jedoch eine Bucht umfahren mussten, hatten wir recht lange Gegenwind. Die schöne Aussicht kompensierte das jedoch und wir kämpften uns vorwärts. Es war sehr interessant zu sehen, wie Tiere, an denen wir vorbeifuhren auf uns reagierten. Wir fuhren an Schafherden und vielen Vögeln vorbei. Diese waren an Autos gewöhnt und hatten keine Angst, wenn Autos vorbei fuhren. Vor den Fahrrädern ergriffen sie jedoch die Flucht, als wir noch auf großer Entfernung waren.

Insgesamt kamen wir gut durch den Tag und erreichten um etwa 21 Uhr Reykjavik. Um kurz vor 22 Uhr waren wir dann zu Hause und es ging erst einmal unter die Dusche. Danach gab es eine große Portion Nudeln und wir fielen todmüde ins Bett. Wir haben die 300 Kilometer, für die wir vier Tage angesetzt hatten, in drei Tagen geschafft! Auf dem Weg mussten wir kein einziges Mal Lebensmittel einkaufen, sondern haben uns nur von den Sachen, die wir dabei hatten ernährt.

 

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