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Blind im Ausland studieren geht das?


Ich bin von Geburt an stark sehbehindert. Was und wie viel ich tatsächlich sehe ist mit herkömmlichen Sehtests schwer bestimmbar, aber es bewegt sich bei 5%, was die offizielle Grenze für „Blind“ ist. Da ich nie voll gesehen habe, habe ich keinen Vergleich um mein Sehvermögen zu beschreiben: Grundsätzlich kann ich ohne Blindenstock laufen, ohne an Gegenstände zu stoßen. Ich sehe Farben und Umrisse, die sich direkt vor mir befinden, kann aber keine Straßenschilder und Speisekarten lesen oder Bekannte, die auf der Straße an mir vorbei laufen, erkennen.

Weder für mein Anglistikstudium an der Uni Leipzig, noch für mein Erasmus+ Jahr an der National University of Ireland in Galway war meine Behinderung für mich der ausschlaggebende Entscheidungspunkt. Wobei es aus organisatorischen und logistischen Gründen beispielsweise ungeeigneter für mich gewesen wäre, in ein nicht-englischsprachiges Land mit weniger entwickelter Infrastruktur zu gehen.

Warum Gehen Studierende mit Behinderungen ins Ausland?

Meine Sehbehinderung ist zwar Teil meines Alltags, sie definiert aber nicht meine Persönlichkeit und hat wenig Einfluss auf meine Berufsvorstellungen und Interessen. Ich will und kann nicht für alle Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen sprechen, aber meiner Meinung nach gehen die meisten von uns aus den gleichen Gründen wie nicht-behinderte Studierende ins Ausland.

Einige meiner Gründe für ein ERASMUS-Jahr:

  • Sprachkenntnisse: Der beste Weg fließend in einer Sprache zu werden, ist sie täglich in der Uni und im Alltag mit Muttersprachlern zu sprechen.
  • Berufschancen: Ein Auslandsaufenthalt ist ein Plus im Lebenslauf. Bereitschaft Herausforderungen anzunehmen, Flexibilität, Selbstständigkeit, Kommunikationsbereitschaft, sowie Interesse an anderen Kulturen, sind nur einige Eigenschaften, die Arbeitgeber in Bewerbern suchen.
  • Andere Kursangebote: Internationale Hochschulen bieten oft Vorlesungen und Seminare an, die es in Deutschland nicht gibt; eine gute Gelegenheit den fachlichen Horizont zu erweitern und sich eventuell zu spezialisieren. Ich zum Beispiel wollte mehr über andere englischsprachige Länder außer Großbritannien lernen.
  • Reisen und Abwechslung: Ein Auslandsaufenthalt bietet eine Pause vom Alltag an der Heimathochschule. Man sieht die verschiedensten Orte und begegnet ständig neuen Menschen, wodurch es nie langweilig wird.
  • Einmalige Chance: die verschiedenen Angebote des DAAD machen es Interessenten einfach, für ein Studium oder Praktikum ins Ausland zu gehen. Es gibt finanzielle und organisatorische Hilfe und akademische Leistungen können an der Heimathochschule angerechnet werden. Diese Chance wollte ich nutzen.

Egal warum ihr euch für ein Auslandsstudium entscheidet, es lohnt sich! Studierende mit Behinderungen müssen zwar mehr Zeit und Mühe in die Vorbereitung investieren, aber Hochschulen und der DAAD helfen euch bei Organisation und Finanzierung.

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