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Borneo Wo Krokodil und Nasenaffe sich gute Nacht sagen


Vor langer Zeit waren Orang-Utans noch in weiten Teilen Südostasiens verbreitet. Heute sind sie nur noch auf den beiden Inseln Sumatra und Borneo zu finden. Ich habe mich auf der drittgrößten Insel der Welt auf Spurensuche begeben.

Leben in Freiheit – ein Privileg

Von Kuching, der mit knapp 600.000 Einwohnern größten Stadt Borneos, geht es zunächst 30 Minuten in Richtung Süden. Das Ziel: Das Semenggoh Wildlife Centre im Semenggoh Nature Reserve. Der Bus Nummer sechs der Sarawak Transport Company fährt von Kuching aus das Haupttor des Naturreservats an. Von hier erreicht man das Wildlife Centre zu Fuß über eine gut ausgebaute Straße in 20 Minuten. Alternativ kann man sich von einem Taxi für 20 malaysische Ringgit (ca. 4 Euro) direkt zum Besucherzentrum bringen lassen. 10 Ringgit (ca. 2 Euro) kostet der Eintritt in das Reservat. Seit über 20 Jahren werden verwaiste oder aus Gefangenschaft stammende Orang-Utans hier aufgenommen und darauf trainiert, in der Wildnis zu überleben. Durch die zahlreichen Auswilderungen – ein Prozess, bei dem in Gefangenschaft lebende Tiere wieder an ein Leben in Freiheit gewöhnt werden – ist das Reservat an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen. Deshalb wurde das Rehabilitationsprogramm in das 50 km entfernte Matang Wildlife Centre  verlagert. Semenggoh ist aber nach wie vor Heimat der bereits ausgewilderten Tiere, welche sich hier frei bewegen können. Fütterungszeiten sind zweimal täglich, um 9 Uhr und um 15 Uhr. Dabei werden den Tieren an zwei gut einsehbaren Stellen des Reservats Früchte angeboten. Ob die Tiere auch wirklich auftauchen ist allerdings reine Glückssache. Die meiste Zeit halten sie sich im Urwald auf und wagen sich nicht in die Nähe des Besucherzentrums. In der Früchtesaison finden sie im Urwald genug Nahrung, sodass sie nicht auf die Fütterungen durch die Ranger angewiesen sind. Eine Garantie, die Tiere zu sehen, gibt es also nicht.

Ruhig verhalten, keine Stative, kein Blitz

Angekommen im Besucherzentrum des Wildlife Centres, ermahnt ein Ranger zur Ruhe und weist den Weg zu einem der beiden Fütterungsplätzen. Dort hat sich bereits eine große Menschentraube gebildet. Mit Kameras und Handys ausgestattet, warten die Touristen auf die Ankunft der Tiere. Die Luft im Dschungel steht und die 32 Grad fühlen sich feucht und heiß an. Pünktlich um 15 Uhr erhebt ein Ranger seine Stimme und versammelt die Besucher um sich. Er erklärt den Ablauf der Fütterung und weist auf die Gefahren hin. Die in Semenggoh lebenden Orang-Utans sind durch das Rehabilitationsprogramm und die täglichen Fütterungen zwar an Menschen gewöhnt, bleiben aber wilde Tiere. Sollte einer der Affen es auf einen Zuschauer abgesehen haben, bleibt dem Besucher nur die Flucht. Hat der Orang-Utan es bei seiner Futtersuche auf einen Wertgegenstand des Touristen abgesehen, sollte der Inhaber sein Eigentum widerstandslos dem Tier überlassen. Zwar können die Ranger das Verhalten der Tiere durch ihre jahrelange Erfahrung einschätzen, dennoch stellen die bis zu 90 Kilogramm schweren Kolosse eine Gefahr dar und können einen Menschen ernsthaft verletzen.

Orang-Utans zum Anfassen

Kaum hat der Ranger seine Einführung beendet, erhellt sich sein Gesicht. Sichtlich zufrieden weist er die Gruppe auf das wenige 100 Meter entfernte Tier hin. Um den Primaten nicht zu verscheuchen, setzen wir uns so leise wie möglich in Bewegung. Ein schmaler Pfad führt zu einer zweiten Fütterungsstation. Dort hat sich tatsächlich eines der Tiere niedergelassen und verspeist genüsslich die angebotenen Bananen. Weiter oben in den Baumkronen turnt ein zweiter Affe etwas unschlüssig herum. Lohnt sich der Weg zur Futterstelle wirklich?

Das Bild zeigt eine auf dem Boden sitzende Orang-Utan-Dame im tropischen Regenwald

Unbeeindruckt von den unablässig klickenden Kameraauslösern

Ein Rascheln in den Blättern kündigt einen weiteren Waldbewohner an. Gespannt lauschen wir den Geräuschen und versuchen den Affen hoch über uns zu sichten. Erst als die Laute ganz nah sind, können wir das braun-rote Fell im dichten Dschungel ausmachen. An den zotteligen Körper klammert sich ein Jungtier. Dessen Aufzucht obliegt allein dem Weibchen und bis zu einem Alter von zwei Jahren wird das Junge bei Streifzügen getragen und von der Mutter mit Nahrung versorgt. Mit einer erstaunlichen Leichtigkeit hangelt sich das Muttertier nach unten, greift sich eine Kokosnuss und klettert zurück in die Baumkrone. In sicherer Entfernung vor den neugierigen Blicken der Zuschauer füttert sie ihr Junges.

Das Bild zeigt einen Orang-Utan, der entspannt auf einem Seil hoch in den Baumkronen sitzt.
Die Arme der Primaten können eine Spannweite von bis zu 2,25 m erreichen

Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum begegnen wir einem weiteren Tier. Ein Ranger erzählt uns, dass es sich um die 47-jährige Orang-Utan-Dame Seduku handelt. Völlig regungslos hängt sie in den Ästen und beobachtet die Menschen, deren Aufmerksamkeit sie regelrecht zu genießen scheint. Nach kurzer Zeit klettert sie auf den Boden und spaziert dicht an mir vorbei. Für einen kurzen Moment blickt sie mir in die Augen und ich bin erfüllt von Ehrfurcht und Bewunderung für die „Waldmenschen. Orang-Utans und Menschen teilen sich 97 Prozent des Erbguts. Das merkt man – an der Mimik, dem Körperbau und den Verhaltensweisen der Tiere. Leider sorgt der Mensch dafür, dass diese Spezies stark bedroht ist. Die Gründe dafür sind die Zerstörung des Lebensraums durch Rodung zur Holzgewinnung oder dem industriellen Anbau von Palmölplantagen. Aber auch Wilderei und der Handel mit den Orang-Utans, insbesondere mit Jungtieren, stellt noch immer ein Problem dar. Die gefangenen Primaten werden illegal als exotische Haustiere verkauft und in Teilen Borneos wird auch das Fleisch der Tiere gegessen. Die enge Verwandtschaft mit dem Menschen macht sie zudem anfällig für Krankheiten. Die Affen können an Malaria, Tuberkulose oder auch Hepatitis und Cholera erkranken, die durch den Kontakt mit Rangern oder Touristen übertragen werden können.

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