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„By card, please!“ Wie teuer ist Kanada?

Das leidige Thema Geld. So mancher Traum vom Ausland ist wohl daran schon gescheitert. Auch ich habe im Vorhinein lange abgewogen, ob ich mir Kanada überhaupt leisten kann. Nach einem Monat im Land des Ahorns ziehe ich Bilanz und verrate euch meine Top-Spartipps.

„Geld kommt, Geld geht“ – Im Auslandssemester trifft meist eher letzteres zu. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kanada ähnlich teuer wie die USA ist. Wo die Preise besonders hoch sind und mit welchen Tricks ihr Kosten sparen könnt, erfahrt ihr jetzt.

FunFact

Die Ein-Dollar-Münze heißt in Kanada umgangssprachlich Loonie. Und eine Zwei-Dollar-Münze? Ein Toonie!

Kanada in Zahlen

Als ich recherchiert habe, wie teuer die Lebenshaltung in Kanada ist, wurde oft von ähnlichen Preisen wie in Deutschland gesprochen. Ich weiß nicht, wer diesen Vergleich aufgestellt hat, aber es scheint mir ein recht reicher Mensch gewesen zu sein. Leider muss ich es einmal aussprechen: Ein Auslandssemester in Kanada (oder zumindest in Halifax) ist nicht billig.

Foto einer flachen Hand. In der Hand liegen Ein-Dollar-Münzen in Gold und 50-Cent-Münzen in Silber.
Loonies und Toonies (eigentlich nur Loonies – in Gold – und „Half Dollars“ (50 Cent) – in Silber)

1. Miete

Das liegt zum einen am Wohnungsmarkt. Eine Wohnung oder ein Zimmer zu bezahlen, ist das eine. Etwas Bewohnbares zu finden ist eine ganz andere, und vor allem in Halifax, eine sehr schwierige Sache. Als Studierende, die nur für ein Semester hier und im Master eingeschrieben sind, haben wir leider keinen Anspruch auf einen Wohnheimsplatz. Das heißt, meine Kommiliton*innen und ich mussten uns mit in den Wahnsinn stürzen. Ab März diesen Jahres, circa sechs Monate vor Beginn des Auslandsaufenthaltes, haben wir mit der Wohnungssuche begonnen. Lange haben wir gar nichts gefunden, denn vieles war noch gar nicht online; einige Vermieter*innen nahmen nur Menschen, die vor Ort zur Wohnungsbesichtigung kamen oder wollten langfristigere Mieter*innen. Gegen Ende Juli fanden ein Kommilitone und ich dann über Airbnb etwas Annehmbares für – Achtung, bitte festhalten – 2.500 Euro pro Monat. Das Erschreckende daran: Das ist bei weitem nicht das teuerste, was wir gefunden haben und passte tatsächlich genau in den Preisrahmen (sogar eher am unteren Rand der Skala), den die Universität bereits angekündigt hatte. Deshalb schlugen wir zu. Für zwei Personen, also jeder circa 1.250 Euro pro Monat, bekommen wir aber eine eigene Wohnung mit großem Wohnzimmer und Balkon, die 20 Minuten fußläufig von der Uni entfernt und in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt und dem Hafen liegt. Strom, WLAN und alle anderen Nebenkosten sind glücklicherweise inbegriffen.

Es geht aber auch billiger: Wie auch in fast jeder anderen deutschen Stadt ist ein gewisses Maß an Glück erforderlich. Andere europäische Kommiliton*innen haben jeweils ein Zimmer für circa 500 Euro bekommen. Das ist aber leider eher die Ausnahme als die Regel.

2. Lebenshaltung

Als ich das erste Mal einen kanadischen Supermarkt betrat, dachte ich: „Geht doch eigentlich.“ Die Preise waren tatsächlich ähnlich wie in Deutschland. An der Kasse fiel mir dann wieder das Problem ein: Wie auch in den USA werden die Preise ohne Steuern angegeben. Das bedeutet, dass circa 10 bis 15 Prozent auf die Summe addiert werden. Dies gilt übrigens für quasi alles: Restaurants, Cafés, Kleidungsgeschäfte und Supermärkte.

Wie viel Trinkgeld ist angebracht?

Grundsätzlich ist es üblich, dass in Bars und Restaurants Trinkgeld gezahlt wird. In Cafés ist es eher unüblich. Damit es am Ende tatsächlich beim Personal ankommt, sollten circa 18 Prozent „Tip“ gegeben werden. Generell liegt die Rate aber eher bei 10 bis 15 Prozent.

Außerdem vergleichbar zu den USA: Milchprodukte sind erheblich teurer als wir es gewohnt sind. Eine Kugel Mozzarella kostet circa acht kanadische Dollar (CAD$), also ungefähr sechs Euro. Die billigste Käsepackung, die ich bisher fand, kostete (im Angebot) fünf kanadische Dollar, also 3,50 Euro. Milch kostet mindestens drei kanadische Dollar. Das ist machbar, aber durchaus teurer als gewohnt.

Ein letzter Punkt: Europäer*innen sind sehr verwöhnt, was Drogerieprodukte angeht. Normalerweise würde ich beim Packen immer raten, nur kleine Flaschen an Shampoo, Duschgel, Zahnpasta und so weiter mitzubringen, um Gewicht zu sparen. Wenn die Reise nach Kanada (oder die USA) geht, würde ich sagen: Nehmt so viel von zuhause mit, wie ihr könnt. Eine kleine Bodylotion kostet hier im Supermarkt mindestens 10 kanadische Dollar. Eine Nivea-Creme bekommt ihr (zugegeben in der Großpackung) für 14 kanadische Dollar! Nicht mit mir: Zum Glück besucht mich bald mein Freund und ich habe bei ihm eine Großbestellung für mein Lieblingsshampoo bestellt, die er mitbringt.

Andere Dinge sind dafür wesentlich billiger hier. Kleidung zum Beispiel kostet zum Teil 25 Prozent weniger als in Deutschland.

3. Studienkosten

Wie viel ihr für euer Auslandssemester tatsächlich an die Uni zahlen müsst, ist sehr individuell. Durch die Partnerschaft über das Erasmus-Mundus-Programm werden mir zum Glück die generellen Studienkosten erlassen. Dennoch mussten gewisse Kosten von mir selbst gedeckt werden: Circa 900 kanadische Dollar (630 Euro) habe ich für Instandhaltungskosten, Auslandskrankenversicherung, Studierendenwerk, Fitnessstudio der Uni und den öffentlichen Nahverkehr gezahlt. Wie gesagt: Das hängt von eurem Programm und eurer Partneruni ab. Oft ist es möglich, die Auslandskrankenversicherung durch eine eigene im Heimatland Abgeschlossene ersetzen. Für mich gab es diese Option leider nicht.

Bild von der Uni in der Sonne
Zum Glück werden viele Studiengebühren über Partnerschaftsprogramme erlassen.

4. Telekommunikation

Ich habe es schon einmal angesprochen, bevor ich ins Auslandsabenteuer gestartet bin: Mobilfunk in Kanada ist absurd teuer. Für 30 kanadische Dollar bekommt ihr im besten Fall vier Gigabyte – in Deutschland undenkbar. Tatsächlich haben einige Kommiliton*innen aus Europa, die ich hier kennengelernt habe, gar keinen Vertrag oder eine Prepaidkarte und leben „von WLAN zu WLAN“, was gut zu funktionieren scheint. Ich habe eine eSIM, die deutlich günstiger ist und bisher auch tut, was sie soll. Lest dafür gerne nochmal in meinem Beitrag über Tipps zum Start nach. Ich kann eine eSIM nach jetzigem Stand guten Gewissens weiterempfehlen.

Hier kannst du sparen!

Es gibt so einige Tricks, um Geld im Ausland zu sparen. Ich zeige euch in drei Kategorien meine Top-Alltagstipps. Im letzten Monat habe ich in den Bereichen Essen, Transport und Freizeitaktivitäten (hoffentlich) nützliche Ideen gesammelt, um günstiger durchs Auslandssemester zu gehen.

Essen: Loaded Ladle und Rabatte

Viele Supermärkte bieten Rabatte für Studierende an. Oft dienstags oder donnerstags, manchmal auch grundsätzlich, gibt es zehn Prozent für Studierende auf das gesamte Sortiment. Sprich: Ihr spart euch (fast) die Mehrwertsteuer und die Preise kosten tatsächlich (fast) das, was auf dem Preisschild steht. Auch die Universitäten haben manchmal tolle Angebote. An meiner Uni gibt es das sogenannte „Loaded Ladle“-Programm. Jeden Dienstag darf jede*r eingeschriebene Studierende der Dalhousie University mit einer Tupperbox in das Student Union Building gehen und erhält gratis eine warme Mittagsmahlzeit! Auch billiger (und ergiebiger): selbst kochen. Das Essen in Restaurants ist zum Teil sehr teuer. Mit Lebensmitteln aus dem Supermarkt und „meal prepping“ kannst du gut Kosten sparen.

Foto von einem Salat mit Ei, vegetarischen Filet Bites, Zwiebeln, Pilzen und Tomaten in einer Herzschüssel
Selber kochen ist um einiges billiger – und schmeckt!

Und hier noch ein ganz heißer Tipp von mir: Besucht universitäre Veranstaltungen! Diskussionsrunden, Vorträge oder auch Angebote des International Centre wie Spieleabende bieten nicht nur Gelegenheit für neue Bekanntschaften und Input, sondern oft auch (gratis) Catering.

Transport: Fahrgemeinschaften und ÖPNV

In Halifax gibt es ein recht gut ausgebautes Netzwerk an öffentlichen Transportwegen. Als Studierende*r ist der sogenannte „U-Pass“ im Semesterbeitrag inbegriffen. Mit diesem Stempel könnt ihr kostenlos alle Transportmittel des öffentlichen Nahverkehrs, zum Beispiel Bus und Fähre, nutzen. Die Busse kommen aber etwas unregelmäßig und zum Teil nur selten. Deshalb wäre vielleicht ein Fahrrad eine gute Idee? Die Dalhousie University verleiht kostenlos Fahrräder an Studierende, auch über mehrere Tage!

Ein Fußweg fotografiert an einem sonnigen Tag. Man sieht eine Straßenkreuzung am Ende des Weges. Ein Bus der Stadt Halifax fährt um die Ecke.
Mit dem Bus lassen sich viele Ziele innerhalb der Stadt erreichen – und auch noch kostenlos für Studierende!

Außerhalb der Stadt ist es schwieriger, Ziele zu erreichen. Leider gibt es hier weder FlixBus noch Deutsche Bahn. Deshalb ist ein eigenes Auto hier leider unabdingbar. Auch hier kann ich nur unterstreichen: Mit Freund*innen macht das Leben mehr Spaß – und ist (manchmal) billiger! Vielleicht findet ihr über eure Kurse, Sportarten oder ähnliches auf Bekanntschaften, die in der Nähe wohnen, ein eigenes Auto haben und euch mal einen Trip mitnehmen. Alternativ ist ein Auto mit mehreren Menschen zu mieten auch weitaus kostengünstiger als allein die Kosten zu tragen. Gemeinsame Erlebnisse können außerdem Freundschaften vertiefen und sind ja auch das tolle am Auslandssemester!

Last, but not least: Freizeitaktivitäten

Nutzt die Möglichkeiten, die die Stadt und die Uni anbieten. Oft erhalten Studierende gratis oder reduzierten Eintritt in Museen oder Konzerte. Auch das International Centre der Universität organisiert regelmäßig Veranstaltungen, bei denen kein Geld verlangt und gemeinsamer Austausch gefördert wird. Allgemein gibt es oft universitäre Veranstaltungen, die für Studierende nichts kosten, zur Allgemeinbildung beitragen und/oder neue Freundschaften knüpfen lassen. Im Fitnessstudio unserer Uni werden auch täglich kostenlose Sportkurse wie Zumba, Tai Chi oder Yoga angeboten.

Halifax hat beispielsweise auch eine wunderschöne Stadtbibliothek, in der ich nicht nur gern für die Uni arbeite, sondern auch an anderen Angeboten teilnehme. Die Bibliothek veranstaltet täglich Lesungen, Seminare zu diversen Themen von Berufsvorbereitung zu Finanzwesen oder Kreativkurse wie „knitting drop-ins“ oder Nähmaschinen-Anleitungen. Alles kostenlos!

Und zuletzt: Es gibt natürlich auch viele Hobbies, die von Natur aus nichts kosten. Gemeinsam wandern ist besonders an der Atlantikküste Kanadas einfach traumhaft. Oder schon einmal an eine Painting Night gedacht? Mit wenig Zubehör könnt ihr eurer Kreativität freien Lauf lassen und dabei quatschen und snacken – perfekter Freitagabend, wenn ihr mich fragt!

Hoffentlich sind ein paar dieser Tipps hilfreich für euch, wenn ihr ins Ausland geht. Obwohl einige Dinge hier deutlich teurer als in Deutschland sind, ist es möglich, relativ sparsam durch das Semester zu gehen – und dabei auch noch Freunde zu finden!

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