13. Mai 2016
Heute möchte ich euch den Campus der Universidad de Granada vorstellen. Obwohl auf dem Campus nur ein kleiner Ausschnitt des Studentenlebens stattfindet – die Fakultäten der meisten Studienrichtungen verteilen sich nämlich über die ganze Stadt – ist immer viel los auf dem Campus.
Auf den ersten Blick macht der Campus de Fuentenueva einen recht unscheinbaren Eindruck. Bereits am Eingang findet man eines der berüchtigten „schwarzen Bretter“ Granadas. So manche Straßenlaterne, Ampel und Hauswand haben Studenten in Granada zur Angebots- und Gesuchtafel umfunktioniert. In der ganzen Stadt hängen Ausdrucke herum, auf denen Leute beispielsweise nach Mitbewohnern suchen oder Sprachunterricht anbieten – und selbstverständlich auch vor dem Campus.
Auf dem Campus befinden sich die Lehrräume der Naturwissenschaftsstudenten. Hier seht ihr zum Beispiel die Fakultät der Ingenieure. In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein Pendel, welches mit der Erdrotation mitschwingt und somit einen klaren Beweis liefert, dass die Erde sich dreht. Wissenschaft zum … naja, nicht Anfassen, aber zumindest zum Zugucken. Wer viel Zeit und Langeweile mitbringt kann beobachten, wie das Pendel einmal alle Himmelrichtungen umkreist.
Auch andere Kuriositäten kann man auf dem Campus finden. Ich staunte nicht schlecht, als ich bei meiner Erkundungstour diese verwaiste Tür entdeckte. Ergebnis eines eigentümlichen Sinnes für Humor, ein neuer Trend oder Resultat mangelnder Kapazität in der Universitätsverwaltung? Man weiß es nicht!
Was auf dem Campus einer der ältesten Universitäten Spaniens nicht fehlen darf, ist das Wappen von Granada! Carlos I. von Spanien gründete 1531 die Universidad de Granada. Allerdings reichen die Wurzeln der Universität bis ins Jahr 1349 zurück, als der Emir von Granada und Monarch der Nusriden, Yusuf I., die Madrasa von Granada, eine Schule islamischer Wissenschaften, gründete. Bis Ende des 15. Jahrhundert befand sich Granada nämlich unter arabischer Herrschaft.
Auch ist der Campus ein Anlaufpunkt für alle Sportbegeisterten. Auf Sportplätzen und in Sporthallen findet der wöchentliche Unisport statt. Ob Fußball, Tennis oder sogar Skifahren: Die Auswahl bei Unisport kennt fast keine Grenzen! Der Campus Fuentenueva verfügt sogar über ein eigenes Schwimmbad, welches sich jedoch gerade außer Betrieb befindet.
Eine eigene Straßenbahnanbindung besitzt der Campus auch. Zumindest in der Theorie. Tranvías fahren nämlich keine, da sich ein Teil der Gleise noch im Bau befindet. Doch das ist gar kein Problem. Der Campus liegt zentral in der Stadt und ist dank guter Busanbindung bequem zu erreichen, auch wenn man etwas außerhalb wohnt.
Das hier ist übrigens meine Fakultät, die Facultad de Ciencias Políticas y Sociología. Sie liegt etwa 5 Minuten zu Fuß vom Campus de Fuentenueva entfernt. Man merkt sofort, dass sich hier Politikwissenschaftler in der Lehre befinden. Im Umreis von 30 Metern sind alle Wände vollgeschmiert mit verbalen Duellen zwischen rechts- und links gesinnten Studenten. Auf diesem Prachtexemplar politischer Auseinandersetzung hat jemand den kommunistischen Schriftzug „Organización, Formación, Combate“ durchgestrichen und daneben geschrieben: „Das waren Sch***-Kommunisten“.