3. Dezember 2017
Mein Auslandssemester neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Ein guter Zeitpunkt, um mich vom Lernen für die letzte Prüfungsphase abzulenken und ein erstes Fazit zu ziehen. Natürlich kann ich dabei nur verallgemeinern und mich auf mein eigenes Semester hier an der UMass Lowell beziehen. Trotzdem gibt es einige Dinge, die an einer Uni in den USA tendenziell einfach anders ablaufen als in Deutschland.
Prüfungen: Dauerstress vs. Prüfungsphase
Während die Studenten in Deutschland am Ende des Semesters eine Prüfungs- und Hausarbeitenphase erwartet, gibt es hier schon währenddessen zahlreiche Arbeiten. Ob Präsentationen, Zwischenprüfungen oder Buchvorstellungen – in meinen Kursen muss ich nicht nur unterschiedlichste Aufgaben bearbeiten, sondern werde dabei auch kontinuierlich bewertet. Das heißt, die endgültige Note setzt sich aus vielen verschiedenen Bestandteilen zusammen. Natürlich hat das den Vorteil, dass man sich auch mal einen Ausrutscher erlauben kann. So sinkt die Angst, eine schlechte Note bei der Semesterabschlussprüfung zu bekommen. Gleichzeitig befindet man sich jedoch unter einem kontinuierlichen Leistungsdruck, was sich auch nicht unbedingt positiv auf das Stressniveau auswirkt.
Uni-Leben: Campus, Campus, Campus
Wie man es aus zahlreichen College-Filmen kennt, spielt sich das Leben an einer Uni in den USA tatsächlich sehr viel stärker auf dem Campus ab. Die Mehrzahl der Studenten wohnt „on-campus“ in Wohnheimen, geht mehrmals täglich in der Mensa essen, engagiert sich nebenbei in einer Hochschulgruppe und geht abends ins uni-eigene Fitnesscenter. So gut wie jede Woche finden Spiele der Sportclubs statt, zu denen wir kostenlose Tickets bekommen. Die Hälfte der Leute kleidet sich außerdem in der Uni-Kollektion, ob Weihnachtspulli oder Schlafanzug – es gibt alles. Insgesamt scheint die Identifikation mit der eigenen Uni hier deutlich ausgeprägter und erwünschter zu sein als man es aus Deutschland gewohnt ist.
Masterstudium: Wie machen die das?
Die meisten meiner Kommilitonen stehen bereits mitten im Berufsleben und besuchen die Uni-Kurse nebenher. Viele sind außerdem schon deutlich älter, da sie jahrelang für das Masterstudium gespart haben. Das führt dazu, dass die meisten Kurse erst spätnachmittags oder abends stattfinden und es schwierig sein kann, Kontakte zu Kommilitonen zu knüpfen. Auch wenn sich das auf den ersten Blick zunächst etwas abschreckend anhören mag, finde ich es persönlich ziemlich spannend, sehr unterschiedlich zusammengesetzte Kurse zu besuchen. Dies ermöglicht, die Perspektiven verschiedener Generationen miteinander zu vergleichen und von der Praxiserfahrung meiner Kommilitonen zu profitieren.
Zwischenfazit: Aufwändig aber lohnenswert
Insgesamt kann ich sagen, dass ich mir das Studieren in den USA in etwa so vorgestellt habe, wie ich es hier täglich erlebe. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass ich während meines Erasmus-Aufenthaltes an der Middle East Technical University im Bachelorstudium schon mal an einer Uni studiert habe, die sich stark am US-amerikanischen Hochschulsystem orientiert hatte. Im direkten Vergleich merke ich, dass meine Kurse hier etwas mehr Arbeit erfordern, die Betreuung durch meine Dozenten dafür jedoch auch intensiver ist. Ein abschließendes Fazit werde ich dann in ein paar Wochen nach meiner letzten Prüfungsphase ziehen.