19. Dezember 2016
An einem kalten aber sonnigen Novemberwochenende fuhr ich mit der Mature Students Society der Uni nach Doolin im benachbarten County Clare um die Cliffs of Moher, eine der Beliebtesten Besucherziele Irlands anzuschauen.
Da das Wochenende über die Uni organisiert war, mussten wir nur einen Anteil der Bus –und Übernachtungskosten selbst bezahlen. Auf der anderen Seite zahlen wir Studiengebühren, die zur Finanzierung solcher Aktivitäten genutzt werden. Eigentlich ist man erst ein Mature Student wenn man zu Studienbeginn über 23 ist. Ich durfte trotzdem mitkommen und es störte mich nicht, dass die Anderen alle älter waren. Im Gegenteil, ich fand es sogar besser. Wir waren eine kleine Gruppe, vernünftiger aber lustiger Erwachsener. Alle nahmen aufeinander Rücksicht und niemand fühlte sich ausgeschlossen. Land und Leute kennen zu lernen ist ein weiterer Grund Sportclubs und Societies beizutreten.
Doolin
Doolin ist ein kleines Küstendorf, das im Sommer hauptsächlich von Tourismus lebt, im November waren viele Cafés schon geschlossen, aber es gibt immerhin drei für traditionelle Musik bekannte Pubs und mehrere Hostels. Wir übernachteten im Aille River Hostel, einem kleinen Steinhaus, das wie der Name schon sagt direkt am Fluss liegt. Obwohl die meisten Räume Schlafsäle mit Doppelstockbetten sind, ist es kein schäbiges Horror-Hostel. In der großen Küche kann man kochen und sich kostenlos an Keksen und Tee bedienen und im Gemeinschaftsraum brannte sogar ein Kaminfeuer.
Der Besitzer erzählte uns, wie er das originale Cottage gekauft und stückweise selbst ausbaute. Da er keinen Kredit aufnehmen wollte, arbeitete er mehrere Jahre lang auf deutschen Baustellen und investierte dieses Einkommen in sein Hostel.
Für Irische Verhältnisse hat Doolin eine gute Busanbindung zu Galway und anderen Städten, aber die Busfahrt ist nichts für Menschen mit Reiseübelkeit, da die Küstenstraße sehr kurvig ist. Von Doolin verkehrt auch eine Fähre zu den berühmten Aran Islands und bei einer Bootrundfahrt kann man die Cliffs vom Wasser aus besichtigen.
Die Cliffs of Moher
Diese Steilküste gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in ganz Irland und ist unter anderem in „Harry Potter und der Halbblutprinz“ zu sehen. Die Cliffs verlaufen etwa über 8 Kilometer, wobei es nicht auf der ganzen Strecke Pfade gibt. An einigen Stellen sind die Felsen bis zu 120 Meter hoch und ragen nahezu senkrecht in den Atlantik. Wie bei allen Steilküsten ist Erosion durch Wend und Wellen ein großes Problem und es kommt vor, dass der Aussichtsturm und der betonierte Rundweg abgesperrt werden müssen. Das Gestein wirkt mehrschichtig und zerklüftet, als wäre ein verrückter Riesensteinmetz am Werk gewesen. Die vielen Höhlen bieten Nistraum und Unterschlupf für zahlreiche Vogelarten, von denen einige vom Aussterben bedroht sind.
Der Wanderweg von Doolin ist relativ anspruchsvoll und weniger touristisch. An vielen Stellen gibt es keine oder nur provisorische Absperrungen und man muss sich auf den Weg konzentrieren. Da es in der vorherigen Woche fast ununterbrochen geregnet hatte, war der Weg von seenartigen Pfützen gesäumt, die wir entweder durchwaden oder umklettern mussten. Hier waren die Irland Essentials Wanderschuhe und Regenhosen unersetzbar. Wir durchschnittlichen Wanderer brauchten etwa 3 Stunden bis zur Aussichtsplattform, wobei wir zahlreiche Fotopausen einlegten. Beim nächsten Mal würde ich Essen mitbringen, da es im Besucherzentrum teuer ist und es keine große Auswahl gibt. Aber für den atemberaubenden Ausblick lohnt es sich Schlamm und Hunger in Kauf zu nehmen.
Wir waren spät dran, aber generell ist das Besucherzentrum sehenswert. Neben Filmen und einer interaktiven Ausstellung über Flora, Fauna und Geologie der Cliffs, gibt es Luft- und Unterwasserfotos. Das Gebäude fügt sich architektonisch gut in die Landschaft ein und auf den ersten Blick ist es nicht einmal sichtbar. Leider sind die Busse zurück außerhalb der Hauptsaison ziemlich unregelmäßig und wir mussten einen Taxikleinbus zurück nach Doolin bestellen, aber niemand wollte in der Dämmerung durch den Schlamm zurück stolpern.
Am Abend mussten wir mit ansehen wie das Irische Rugby-Team gegen Neuseeland verlor, aßen Fisch in einem lokalen Pub und verschwanden zeitig in unseren Betten. Nach einem entspannten Frühstück schauten wir uns noch den Bootsanleger an bevor wir mit dem Bus nach Galway zurück fuhren.