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Impfstraße 16, bitte Meine Erlebnisse im Schweizer Impfzentrum


Zu Beginn meines Auslandssemesters hatte ich mir vorgenommen, eher weniger über die Pandemie zu berichten, da diese für mich eher negativ behaftet ist. Mittlerweile hat sich das etwas geändert, denn das Thema „Corona“ hatte größere Auswirkungen auf meinen Aufenthalt hier, als zunächst gedacht. Letztendlich sogar positive.

Von Beginn an meines Aufenthaltes in der Schweiz war das Leben bezüglich der vorherrschenden Pandemie-Regeln um einiges lockerer als in Deutschland.  Darüber habe ich unter anderem hier berichtet. Seit heute gelten erneut gelockerte Vorgaben. Schwimmbäder und Restaurants können ihre Innenräume öffnen, es gibt theoretisch keine Kapazitätsgrenzen in der Hochschullehre und in Innenräumen können sich 30 Personen treffen. Das bei einer Inzidenz um die 70 und fortschreitenden Impfungen: Wo wir auch direkt beim Thema wären.

Vac me!

So heißt das Impfportal des Kantons Zürich. Seit Anfang Mai gibt es keine Impfpriorisierung mehr und jeder ab 16 Jahren kann sich hier einen Termin buchen. Der Ansturm bei Freigabe des Portals war riesig, denn vollständig geimpft zu sein, bedeutet keine Reise- oder Kontaktquarantäne mehr in der Schweiz, längere Aufenthalte ohne Quarantäne in einigen benachbarten Ländern und ab dem Sommer die Möglichkeit, auf bereits angekündigte und sicher stattfindende Festivals gehen zu können; ein besonderer Anreiz für junge Menschen

Rund 18,9% der Menschen sind in der Schweiz bereits vollständig geimpft. Zu den Erstgeimpften zähle seit letztem Freitag auch ich. Und so hat das funktioniert:

Zunächst musste ich mich auf dem Portal vacme.ch registrieren. Da ich zwar keine Schweizerin bin, aber mich hier für Studienzwecke aufhalte ist das erlaubt. Während der Registrierung wird zudem ermittelt, zu welcher Impfgruppe man gehört. Registrieren konnte ich mich also schon bevor die Priorisierung aufgehoben wurde. Damals wurde mir die Gruppe „N“ zugewiesen. Sobald die jeweilige Gruppe an der Reihe ist, kann man sich wieder im Portal einloggen. Nun kann man einen Standort auswählen, an dem man geimpft werden möchte. Möglich sind Apotheken, Hausärzte und primär die großen Impfzentren im Kanton. Anschließend sollte man sich recht schnell für zwei Termine am jeweiligen Standort entscheiden, denn man muss Erst- und Zweittermin zugleich wählen. Ist jemand anderes zudem schneller beim Buchen, so geht die Terminsuche erneut los. Hat man einen Termin bekommen, erhält man per Mail eine Bescheinigung mit QR-Code, sowie den beiden gebuchten Terminen. Zugegeben, ein bisschen hatte ich hier das Gefühl, heiß begehrte Tickets für meine Lieblingsband zu kaufen.

Kurz nach meiner erfolgten Buchung, berichteten Schweizer Nachrichtenportale, dass der Server von vacme zusammengebrochen war. Puh, Glück gehabt.

Eine seltsame Atmosphäre

Vergangenen Freitag hatte ich dann meinen ersten Termin. Ich wusste nicht, wie es in so einem Impfzentrum ablaufen wird, oder welchen Impfstoff ich eigentlich bekommen würde. Zugelassen sind in der Schweiz aktuell nur Biontech/Pfizer und Moderna. Je nachdem, was auf Lager ist, bekommt man dann vor Ort eines der beiden zugewiesen.

Impfungen sind für mich nie etwas gewesen, worüber ich mir große Gedanken gemacht habe. Sie wurden, wenn sie fällig waren, ohne viel Aufregung erledigt und dann war der Rest des Tages kein großes Abenteuer mehr.

Die Atmosphäre in der zürcher Messe – mein ausgewählter Standort – war dann doch etwas anders. Ich zeige am Eingang meine Bestätigung und der Mitarbeiter, welcher den Eingang kontrolliert, scherzt: Hey, der ist ungültig – Spaß! Weiter geht es dann zur Anmeldung. Ich zeige meinen Ausweis, die Krankenkassenkarte und erneut die Bestätigung von vacme. Erst jetzt erfahre ich, welchen Impfstoff ich bekomme: Moderna. Ich bekomme eine Wartenummer und eine „Impfstraße“ zugewiesen und warte. Nach einer guten Viertelstunde leuchtet meine Nummer auf. Ich werde gefragt, ob ich mit Moderna einverstanden bin und es werden Allergien und Vorerkrankungen abgeklärt. Dann gibts die Impfung und ich bekomme meinen Stempel in den Impfpass. Nach der zweiten Impfung gibt es dann noch eine offizielle Bescheinigung. Die Schweiz arbeitet allerdings derzeit noch an einem einheitlichen Impfnachweis. Voraussichtlich wird dieser aber auch Genesungen enthalten und kein reines Impfzertifikat sein.

Anschließend heißt es nochmal warten, falls Nebenwirkungen auftreten. Ärzte  stehen im Warteabteil und schauen umher. Nach 15 Minuten warten leuchtet meine Nummer wieder auf und ich kann zur Abmeldung gehen. „Wie geht es Ihnen?“, fragt die Dame. „Gut“, sage ich. „Na dann sehen wir Sie in einem Monat wieder. Ade!“

Auf dem Tisch liegt meine Wartenummer aus dem Coronaimpfzentrum. Außerdem enthält sie den für mich bestimmten Impfstoff. Daneben liegt ein Verhaltenshinweis für nach der Impfung.
Fotografieren ist im Impfzentrum verboten. Als kleinen Einblick und zugleich ein gefühlt historisches Andenken kann ich meine Wartenummer jedoch mitnehmen.

 

Und damit geht es mit durchaus gemischten Gefühlen nach Hause. Die nächsten Entscheidungen werden zeigen, wie der Impfnachweis aussehen wird und was damit wirklich möglich ist.

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