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Corona, Kontakte, Kulturschock: Rückblick auf 4 Wochen Finnland


Vor meinem Umzug nach Lappland gingen mir viele Fragen durch den Kopf: Wirst du schnell Freunde finden? Wie gut wirst du zurechtkommen, ohne ein einziges Wort Finnisch zu sprechen? Wird Corona deinen Alltag in Finnland beeinflussen? Vier Wochen sind nun seit meiner Anreise  vergangen. Zeit für ein erstes Fazit!

Ungewissheit ist ein stetiger Begleiter, wenn man ins Ausland zieht. Keiner kann dir sagen, wie genau deine Zeit in einem anderen Land sein wird und wie sie dich verändert. Aber ist es nicht gerade diese Ungewissheit, die einen Auslandsaufenthalt so reizvoll und spannend macht? Natürlich habe auch ich mir vor meinem Umzug viele Gedanken gemacht – über mein Studium, die Herausforderungen, soziale Kontakte. Jetzt, wo ich bereits einen Monat in Rovaniemi lebe, kann ich bereits einige Fragen beantworten und Ängste über Bord werfen!

Corona – was war das noch gleich?

Selbstverständlich ist auch Finnland von der Pandemie betroffen. Anders als in Deutschland beeinflusst sie meinen Alltag aber nur geringfügig. Da das finnische Rechtssystem keine Maskenpflicht, sondern lediglich eine Empfehlung erlaubt, ist das Tragen eines Mundschutzes nicht verpflichtend. Es war schon sehr befremdlich, das erste Mal wieder ohne dieses Stück Stoff, das fast schon wie eine zweite Haut war, einkaufen zu gehen. Zwar sind in allen Geschäften, Restaurants und öffentlichen Gebäuden Desinfektionsspender aufgestellt, doch nur ganz vereinzelt sieht man Menschen mit Mundschutz. Kinos, Bars, Clubs, Fitnessstudios und Saunas haben wie gewohnt geöffnet. Zum einen finde ich es befreiend, dass es hier nur wenige Einschränkungen im Alltag gibt. Zum anderen mache ich mir aber Sorgen, dass diese Freiheit zu steigenden Infektionszahlen führt. Denn ganz unbeachtet ist die Pandemie auch hier nicht, weshalb einige meiner Kurse dieses Semester online stattfinden werden.

Wenn Schüchternheit auf Hartnäckigkeit trifft

Finnen sind zurückhaltend – das sagen sie sogar selbst. Dieses Klischee kann ich bestätigen, allerdings nur zum Teil. Insbesondere die jungen Finnen, die ihr Bachelorstudium auf Finnisch absolvieren, habe ich beim ersten Kennenlernen als sehr schüchtern wahrgenommen. Zwischen 20 „Erstis“, die sich untereinander ebenfalls noch nicht kannten, waren meine ebenfalls deutsche Mitbewohnerin Maite und ich die einzigen internationalen Studierenden. Obwohl sich die älteren Studierenden zunächst bemühten, die Kennenlernspiele auf Englisch zu spielen, wurde phasenweise ausschließlich Finnisch gesprochen. In solchen Situationen fühlt man sich natürlich sehr unbeholfen: Man versteht nichts, kann nicht mitreden, nicht mitlachen. Doch ich habe mich entschieden, mich davon nicht abschrecken zu lassen; schließlich waren mir die finnischen Studierenden dennoch sehr sympathisch. So ging ich weiter zu den Treffen – auch, wenn Maite aufgrund ihres Fußballtrainings nicht mitkam und ich die einzige „Nicht-Finnin“ war. Doch die Finnen werden von Mal zu Mal gesprächiger und gehen immer mehr auf mich zu! Und eins muss man ihnen lassen: Sie sprechen unglaublich gut Englisch!

Kulturschock: Was bedeutet „anders“?

Ich wurde hier schon mehrmals gefragt, ob ich einen Kulturschock erlebe. Ob mir viele Unterschiede zur deutschen Kultur auffallen, ob mir meine Heimat fehlt. Meine Antwort auf diese Frage lautet meistens: „noch nicht, vielleicht kommt das ja noch.“ Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir auf, dass ich doch in gewisser Weise geschockt bin. Nicht, weil Finnland so anders ist, sondern weil ich das Gefühl habe, dass ich es bin, die sich verändert. Schon nach vier Wochen habe ich so viel verinnerlicht, was mich sicher mein Leben lang begleiten wird: die Liebe zum Lagerfeuer, der Spaß am Wandern und das Wertschätzen des Lichts.

Zusammenfassend kann ich also festhalten, dass ich meine anfänglichen „Fragen der Ungewissheit“ bereits nach vier Wochen beantworten kann. Zuversichtlich blicke ich nun auf den Unistart und die nächsten Monate, in denen es sicherlich einiges zu berichten geben wird!

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