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Corona-Update aus Barcelona


Alarmzustand: Ausgangssperren wurden verhängt, Flüge werden umgebucht und die Grenzen  von Katalonien geschlossen. Innerhalb der letzten 10 Tage hat sich das Leben in Barcelona um 180 Grad gedreht. Aus einer Stadt mit sehr wenigen COVID-19-Infizierten und geringem Bewusstsein gegenüber dieser Krankheit, hat sich eine Stadt entwickelt die von leeren Straßen, gestressten Menschen und verlassenen Plätzen geprägt ist.

Die Entwicklungen der letzten Woche

Für viele Leute in Spanien begann es ab Montag (09. März 2020) so langsam Realität zu werden, das COVID-19 hier ebenfalls zu größeren Einschränkungen führen könnte. Von großen Vorratseinkäufen hatte ich bis dahin nur aus Deutschland viele Bilder gesehen und auch an diesem Tag waren die Supermärkte noch gut gefüllt. Ab Mittwoch fing es an, dass die belebtesten Plätze in Barcelona langsam immer leerer wurden und Restaurants und Bars nicht mehr so gut besucht waren, wie noch die Woche zuvor. Die Corona-Fälle in Madrid stiegen rasant an, doch viele sahen das noch als: „Aber das ist ja Madrid, das betrifft Barcelona nicht.“

Ab Donnerstag (12. März 2020) fing es an, dass COVID-19 ebenfalls in Barcelona Einzug in die Gedanken und Taten der Bevölkerung erhielt. Minütlich wurden über die spanischen Nachrichtensender neue Zahlen von infizierten Personen veröffentlicht, Gerüchte von Grenzschließungen Kataloniens gingen herum, Supermärkte wurden leer gekauft und eine angespannte Stimmung, wie ich sie noch nie erlebt hatte, legte sich über die gesamte Stadt.

Für mich waren Donnerstag und Freitag die zwei schlimmsten Tage in dieser Zeit. Die andauernde Ungewissheit wie Spanien weiter vorgehen würde, kombiniert mit der Tatsache, dass alle meine internationalen Freunde aus Barcelona und meine Kommilitonen aus Regensburg anfingen die Heimreise zu planen und über Nacht wieder zurück nach Deutschland zu reisen, lösten in mir ein Gefühlschaos aus Verwirrung, Angst und Überforderung aus. Donnerstag Abend wurden vier Ortschaften nördlich von Barcelona abgeriegelt, aufgrund einer hohen Anzahl von Infizierten. Ebenfalls verkündete der Regionalpräsident Kataloniens am Freitagabend die Grenzabriegelung Kataloniens an. Am Samstag wurde von der spanischen Regierung der „State of Alarm“ ausgerufen, was bedeutet, dass Bars, Restaurants, sowie alle anderen Geschäfte schließen mussten (außer Supermärkte und Apotheken). Ebenfalls hat die Regierung dadurch größere finanzielle Möglichkeiten zur Unterstützung und Bekämpfung dieser Situation, die sie ohne diesen rechtlichen Schritt nicht hätte. Die Wege zur Arbeit und um notwendige Lebensmittel und Medikamente zu besorgen, sind von der Ausgangssperre ausgenommen.

Ich bleibe

Letztendlich habe ich mich dagegen entschlossen, wie viele andere, überstürzt nach Deutschland zurückzukehren und mich dazu entschieden den „Lockdown“ in Spanien abzuwarten. Ich bin in der privilegierten Situation, gut von zu Hause aus arbeiten zu können und vor allem nicht alleine zu sein, während dieser Zeit. Meine Mitbewohnerinnen sind ebenfalls in Spanien geblieben.

Zahlen und Fakten

Am Mittwoch (18. März 2020) wurden mittags bereits 2.000 neue Corona-Fälle gemeldet, was die Gesamtzahl der Betroffenen auf eine Gesamtzahl von 13.910 erhöht hat. Heute, am Donnerstag (19. März 2020), wurde um die Mittagszeit bekannt gegeben, dass es mittlerweile 17.395 Infizierte gibt, von denen 15.485 immer noch krank, 1.107 wieder gesund und  803 gestorben sind. An diesen Entwicklungen alleine in den letzten drei Tagen, kann man gut sehen, wie schnell sich das Virus ausgebreitet hat, bevor die Ausgangsbeschränkungen beschlossen wurden!

Wer sich insbesondere für Katalonien und Barcelona interessiert kann gerne einmal bei catalannews.com nachschauen, die aktuelle Nachrichten für die Region auf Englisch zur Verfügung stellen. In Katalonien wurden am 18. März 2.702 Fälle gemeldet, mit dem höchsten Anstieg (836 neue Fälle) seit dem Beginn der Corona-Ausbreitung

Auswirkungen auf den Alltag

Wie in den meisten anderen Ländern, die von COVID-19 betroffen sind, wurde das öffentliche Leben seit Montag massiv eingeschränkt. Restaurants, Bars, Museen etc. haben geschlossen, die Bevölkerung ist dazu angehalten zu Hause zu bleiben. Geht man doch einmal hinaus, sollte man seinen Ausweis, Mietvertrag und Arbeitsvertrag bei sich tragen, um nachweisen zu können, warum man sich gerade in dieser Gegend befindet, falls die Polizei einen kontrollieren sollte.

Ich war heute das erste Mal seit Samstag außerhalb meiner Wohnung und positiv überrascht von der Stimmung in meinem Stadtviertel. Die Verkäufer sind gut gelaunt, natürlich achtet jeder darauf, angemessenen Abstand zu halten, aber insgesamt hat sich die angespannte Stimmung innerhalb der Stadt gelegt. Ich habe das Gefühl, dass alle froh sind, zu wissen, was die nächsten Schritte sind und nicht mehr in so einer starken Ungewissheit zu schweben, wie das noch letzte Woche der Fall war.

Beeindruckendes Gemeinschaftsgefühl

Besonders beeindruckt bin ich von der Reaktion der Gesellschaft. Restaurants in Barcelona verschenken ihre Produkte an Personen, die im Pflegedienst, öffentlichen Dienst und Supermärkten arbeiten, als Zeichen der Dankbarkeit. Jeden Abend stehen die Menschen klatschend auf den Balkonen für all diejenigen, die sich gerade so stark für unser Zusammenleben und das Funktionieren der Gesellschaft engagieren. Es gibt Online-Festivals von spanischen Künstlern, meine Kirche vor Ort organisiert Online-Gottesdienste und Gruppentreffen und man hat das Gefühl, jeder rückt aus der Distanz etwas näher zusammen.

Meine Einstellung für die nächsten Wochen ist es, positiv zu bleiben, meine Blog-Posts aufzuholen und mit meinen Mitbewohnerinnen unser Sangria-Rezept zu perfektionieren. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass meine Zeit in Barcelona bald wieder von Strand, Spaziergängen, Tapas und bummeln durch Born geprägt ist.

Kommentare
  1. Tanja

    24. März 2020

    Auch wenn du noch jung bist, solltest du dringend überlegen heimzukehren. Die Stimmung kann auch bald kippen und dann wirst du vl. als zusätzliche belastung fürs system wahrgenommen. Selbst wenn du einen unfall o.Ä. hast, steht dir ein krankenhaus eher nicht mehr zur Verfügung! Alles Gute!

  2. Martina

    21. März 2020

    Danke guapa!
    Denke oft an Barcelona und wünsche Katalonien nur das beste! Es ist das wunderbarste Land der Welt!
    Haltet die Stellung und lieben Dank für die Information.
    Martina aus Hofheim bei Frankfurt ❤️

    1. Kristina

      21. März 2020

      Sehr sehr gerne Martina! 🙂 Das stimmt wirklich, es ist so wunderschön hier! Ich freue mich jetzt schon auf den Moment, wenn ich wieder anfangen kann mehr von Katalonien zu entdecken.
      Liebe Grüße nach Hofheim!

  3. Katharina

    20. März 2020

    Danke für diese Einblicke!

    1. Kristina

      20. März 2020

      Sehr gerne!

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